Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Zentimeter dahinter ertönt plötzlich ein lautes, gutturales Knurren. Erschrocken zieht sie sich zurück und wünscht, sie hätte weitergedacht als bis zum Verschicken der E-Mails an die Seuchenschutzbehörde und das Militärforschungsinstitut.
Allerdings hat sie eine Idee.
Ihr seid stärker als wir , denkt sie, aber wir haben mehr in der Birne.
Sie setzt sich wieder an ihrem Computer, öffnet eine Briefdatei und lässt diese hundertmal drucken. Sogleich beginnt das Gerät, Papier auszuspucken.
Für einen Augenblick empfindet sie so etwas wie Sehnsucht bei diesem alltäglichen, gewohnheitsmäßigen Geräusch, ehe sie wieder zur Tür trippelt, diesmal mit Feuerlöscher und Golfschläger bewaffnet. Sie stellt den Feuerlöscher ab, reißt die Tür mit einem Ruck auf und tritt zur Seite. Jackson macht einen Satz in den Raum, stürmt auf den Schreibtisch zu und wirft den Drucker auf den Boden, sodass es laut poltert.
Petrova bleibt kurz wie gelähmt stehen, weil sie kaum fassen kann, dass ihr Plan aufgegangen ist. Dann eilt sie hinaus und zieht die Tür hinter sich zu, bevor sich Jackson dagegen wirft, auf sie einhämmert, kratzt, tritt und brüllt.
Sie weicht keuchend vor der Tür zurück. Dr. Lucas steht fast neben ihr, blinzelnd ohne seine Brille, und schnüffelt … dann beginnt er zu grollen.
Petrova hat den Putter im Büro stehen lassen. Sie zielt mit dem Feuerlöscher und besprüht Lucas mit einem Strahl aus weißem Schaum – gasförmig verdichtetem Stickstoff – in der Absicht, ihn zu blenden.
Der Doktor fasst sich an die Augen und jault auf, doch dann wird er rasend und fuchtelt wild mit den Armen um seinen Kopf, schnappt nach seinen eigenen Händen und Unterarmen, wobei der Schaum in alle Richtungen spritzt. Petrova sieht erstaunt zu, wie er mit den Zähnen am Stoff zerrt und Stücke seines eigenen Fleisches herausreißt, sodass sich Blut über seine Arme und sein Gesicht ergießt.
80 Kilogramm pro Quadratzentimeter.
Nachdem sie schrittweise zurückgewichen ist, dreht sie sich endlich um und läuft los. Lucas bleibt heulend zurück und beißt sich blindwütig die Kleider vom Leib und das Fleisch von den Knochen. Als sie die Zentrale des Sicherheitsbeamten erreicht, schlottert sie so heftig, dass sie kaum die Tür öffnen kann.
Das Bild zeigt wieder die Blondine mit einem Schild in der Hand, auf dem steht: IHR HABT MICH DAZU GETRIEBEN. Neben ihr zwingen mehrere besorgt aussehende Männer den zweiten Nationalgardisten, dessen Hände am Rücken gefesselt sind, in die Knie.
Petrova schaut betroffen zu.
Die Blondine wirft ihr Schild nieder, stapft zu einem der Lyssa-Opfer am Boden – einem jungen Mädchen – und fährt ihm durchs Gesicht, bis ihre Finger vor Schleim triefen. Dann hält sie die Hand hoch über ihren Kopf in die Kamera.
Petrova stöhnt auf. Nein, nein, nein. Bitte tu das nicht.
Während sie zurückgeht und tonlos den Mund bewegt, weiten sich die Augen des Soldaten, und er fängt an, sich vehement gegen seine Peiniger zu wehren, die ihn nun kaum bändigen können.
Die Blondine schmiert ihm das Sekret ins Gesicht und über die Lippen. Dann schreibt sie etwas auf ihre Tafel. Als sie diese wieder hochhält, liest Petrova: NUR IHR KÖNNT IHN RETTEN.
»Wir haben kein Gegenmittel, du dumme Kuh!«, schreit die Wissenschaftlerin und knallt den Feuerlöscher gegen eine Wand. »Hör damit auf, Leute umzubringen!«
Der Zorn wallt weiter in ihr auf und bricht sich schließlich Bahn. Sie rennt zum grafischen Interface des Sicherheitssystems und wirft einen eingehenden Blick darauf.
»Du willst reinkommen?«, murmelt sie angewidert und mit umso breiterem Akzent. »Das willst du, nicht wahr? Kannst du haben.«
Als sie ein Icon auf dem Schirm anklickt, wechselt seine Farbe von Rot auf Grün.
Die Gruppe auf der Leinwand scheint sich zu erschrecken, beginnt dann aber zu jubeln und zu lachen. Man umarmt einander und zeigt auf etwas, das sich abseits der Kameras abspielt. Die Blondine sieht auf den Gardisten hinab, der auf den Boden starrt.
Die Leute zeigen in Richtung der Fahrstühle. Sie glauben, gegen die sturen Giftmischer gewonnen zu haben, die das Impfmittel horten.
Die Aufzüge fahren nach unten.
Kapitel 10
Wisst ihr, mein Dad …
Mooney sitzt neben seinem Schlafsack auf dem Fußboden des Klassenzimmers, das Gruppe 1 als Nachtquartier zugeteilt wurde, und lässt Luft an seine Füße kommen, während er seinen Karabiner reinigt. Nach all der Schießerei muss eine
Weitere Kostenlose Bücher