Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Breite ein Foto, auf dem Christopher und Alexander gemeinsam mit ihr in die Kamera grinsen. Der Junge streckt sich nach dem Objektiv aus. Das Motiv wurde mit einer Digitalkamera am Ende jenes wunderbaren Tages im Central Park festgehalten. Es schlägt sie mehrere Augenblicke lang in seinen Bann.
Als Jackson beim Hin- und Hergehen mit der Schulter gegen die Tür stößt, erschrickt sie.
An die Arbeit. Sie hebt den Telefonhörer ab, der ein lautes Rat-tat-tat von sich gibt, genauso wie das Handset ihres Faxgeräts. Schlagartig bricht Schweiß an ihrer Stirn und unter ihren Armen aus. Erste Sackgasse .
Sie startet den Browser und prüft die Verbindung mit dem E-Mail-Server, die intakt zu sein scheint und ihr die Welt draußen zugänglich macht.
Erleichtert öffnet sie die verschlüsselte FTP-Seite, welche die Seuchenschutzbehörde ihnen eingerichtet hat. Auch das funktioniert. Nach einer Datensuche wählt sie alles an, was sie im Zusammenhang mit ihren Entdeckungen gefunden hat, und speichert es auf dem Server.
Während des Hochladens schreibt sie eine E-Mail an ihre Kontakte bei der Behörde und dem Militärforschungsinstitut. Sie setzt alle ihr bekannten Angestellten der Virologie in Kopie und fasst zusammen, was sie herausgefunden hat, mit dem Hinweis darauf, dass sie eine reine Probe des Tollwut-Virus besitzt. Sie erklärt, die Formel für einen Impfstoff sei zum Greifen nahe, doch leider hätten sich Aufrührer im Foyer breitgemacht und belagerten das Institut, weshalb man Hilfe benötige. Dann klickt sie SENDEN an.
Es ist ein einfacher Plan, aber sie baut darauf, dass er aufgeht. Mittlerweile muss die Außenwelt um die Bedrohung der Tollwut wissen. Die Seuchenschutzbehörde wird nach dem Virus in seiner reinen Form trachten, und Petrova hat eine Probe, solange der Strom nicht dauerhaft ausfällt, wodurch sie vernichtet würde. Besonders interessieren wird sich die Behörde für ein Serum. Deshalb hat die Wissenschaftlerin auch gelogen und behauptet, man stehe kurz vor dem Durchbruch.
Alles also, was sie nun tun muss, ist zu warten, dass die Regierung jemanden schickt, um sie zu retten. Eine schlichte Idee … die nicht aufgeht, wenn alle ihre Kontakte tot sind … wenn die Seuchenschutzbehörde und das Militärforschungsinstitut nicht mehr existieren … wenn nicht bereits jemand anderes entwickelt hat, was sie in Aussicht stellt.
Ihr Magen knurrt. Petrova öffnet eine Schreibtischschublade und nimmt ihre Brieftasche heraus. Sie muss eine Weile stöbern, bis sie schließlich einen Spender Tic Tac’s mit Orangengeschmack findet. Sie schüttet den Rest des Inhalts in eine hohle Hand und steckt ihn sich schnell in den Mund. Mit einem Päckchen Kaugummi verfährt sie genauso, indem sie die Streifen zerkaut, bis sie nach nichts mehr schmecken, und dann hinunterschluckt.
E-Mails von Christopher sind nicht eingegangen.
Sie ruft die Website des Guardian auf, doch dort gibt es keine aktuellen Nachrichten. Die Website ist online und läuft, hat aber seit gestern kein Update mehr erfahren. Was das wohl bedeutet?
Andere News-Seiten künden von Ausschreitungen, einige mit Videos von Tollwütigen, die kreischende Menschen jagen, zu Boden zwingen und über sie herfallen. Die Berichterstattung fällt spärlich und schlecht geschrieben aus. Online-Plattformen wie Youtube stürzen entweder ab oder wurden aus dem Netz genommen, soziale Netzwerke werden mit dringlichen Hilfegesuchen überflutet.
Sie will die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihre Familie noch am Leben sei, bricht die Suche nach handfesten Meldungen aber wenige Minuten später ab, da es nichts bringt und ihr wie Zeitverschwendung vorkommt. Sie möchte jetzt doch möglichst schnell wieder zur Sicherheitszentrale zurückkehren, weil sie die Taschenlampe dort liegen lassen hat. Ohne Essen und Wasser mag sie nur einige Tage überleben, aber die Vorstellung, ohne Licht festzusitzen, entsetzt sie.
Falls die Lage draußen so übel ist, wie sie annimmt, wird der Strom irgendwann für immer ausfallen.
Sie muss nun einen Weg finden, Jackson außer Gefecht zu setzen oder an ihm vorbeizukommen und gerade lange genug im Pausenraum der Angestellten haltmachen, um etwas Essbares aus dem Automaten mitzunehmen, den Hardy aufgebrochen hatte.
Sie horcht an der Tür. Es ist still.
Sie legt sich auf den Boden, um unter der Tür durchzuschauen. Nachdem sie sich langsam wieder aufgerichtet hat, lehnt sie sich vorsichtig mit einem Ohr gegen das Holz und lauscht erneut. Wenige
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