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Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Titel: Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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gründliche Säuberung sein. Er will, dass seine Waffe funktionsfähig ist und zerlegt und putzt sie zügig. Ringsum tun es ihm einige Jungs gleich. Im Raum stinkt es nach verschwitzten Socken und Reinigungsmittel.
    Auf dem Flur sieht Mooney einen der Kameraden von Gruppe 2 beim Wischen des Bodens, der bei seiner Arbeit pfeift.
    Die Menschen sterben und die Welt geht unter, aber die Army mag es, wenn sich alles in gepflegtem Zustand befindet , denkt Mooney. Armageddon wird eine hübsch ordentliche und saubere Angelegenheit. Der Letzte macht dann bitte das Licht aus .
    »Plünderei, eins, zwei«, reimt Wyatt, indem er einen Müllsack auf dem Boden vor Mooney leert. Es entsteht ein kleiner Berg aus halbgeschmolzenen Schokoriegeln, Fruchtsaftkartons, warmen Getränkedosen, platt gedrückten Twinkies, Cupcakes und Donuts.
    Die Jungs pfeifen mit neidvollen Blicken auf die Beute.
    »Was denkst du, Mooney?«, fragt Wyatt und bemüht dabei sein typisch schiefes Grinsen, weshalb die große, braune Armeebrille – die Männer nennen das Modell ›Spaßbremse‹, weil man damit niemals eine Frau flachlegen könnte – auf seiner Nase verbogen aussieht.
    Mooney betrachtet seinen Kameraden eine Weile, während er den Lauf seiner Waffe mit Rohrbürste und Lappen säubert. Er glaubt allmählich, Private Joel Wyatt adoptiert zu haben, weiß aber nicht, warum er so empfindet, zumal ihm der Quertreiber quasi unerträglich geworden ist. Womöglich hat Wyatt wiederum ihn adoptiert, und er ist nicht stark genug, um sich dagegen zu wehren: Joel Wyatt wirkt manchmal wie eine Naturgewalt. In jedem Fall neigt man dazu, sich in vielerlei Hinsicht versöhnlich zu zeigen, wenn man ahnt, bald sterben zu müssen. Alles wird der Wirklichkeit enthoben und ist nicht länger von Belang. Man bräuchte nur Billy Chen zu fragen, wie lange er sich mit Kleinigkeiten aufhielt, bevor er seine eigene Kugel fing.
    »Wo hast du den ganzen Kram her, Joel?«, will Ratliff wissen.
    »Hab die Schließfächer der reichen Kids ausgeräumt«, gibt Wyatt freudestrahlend zurück und wühlt mit den Händen in den Süßigkeiten. Hastig fügt er hinzu: »Ist ja nicht so, dass sie hierher zurückkämen.«
    Ratliff beginnt zu lachen, verkneift es sich aber rasch wieder.
    »Wenn du weiter die Sachen anderer Leute anfasst, wirst du krank, Joel«, argwöhnt Mooney und lässt sich dies gleich noch einmal durch den Kopf gehen. »Okay, vergiss es: Her mit dem Mars dort.«
    »Wie heißt das Zauberwort?«
    »Sofort«, raunt Mooney mit gespielt böser Miene.
    Wyatt grinst erneut und reicht seinem Kameraden den Riegel.
    Mooney beißt einmal ab und kaut langsam. Im Nu macht er sich über den Rest her, zerkleinert ihn schnell zwischen den Kiefern, bis deren Muskeln aufgrund der plötzlichen Überlastung verkrampfen. Jetzt hat er etwas, für das es sich zu leben lohnt; noch nie hat ihm irgendetwas so gut geschmeckt. Er streckt sich nach einem Päckchen Apfelsaft aus, steckt den Strohhalm hinein und saugt es in mehreren langen Zügen leer. Der Zuckerschub wirkt auf sein Hirn wie ein Hammerschlag.
    »Das Zeug gehört mir!«, quengelt Wyatt, als Ratliff herüberkommt und sich einen Beutel Cupcakes schnappt.
    »Deine Mutter …«, hebt Finnegan an, doch die Worte verlieren sich.
    Niemand lacht. Stattdessen glotzen die Jungs auf einen Punkt im Nichts, und Verzweiflung zersetzt die Stimmung wie ein schnell wirkendes Gift.
    Mooney erträgt es nicht mehr. »Kommt alle und nehmt euch einen Riegel«, ruft er. »Joel gibt einen aus.«
    Die Gruppe schart sich um den Haufen und greift zu, bis nichts mehr übrig ist. »Danke, Joel!«, bekunden sie ehrlich.
    »Ja, besten Dank auch«, sagt Wyatt schroff zu Mooney.
    »Was hast du? Du hast soeben die Moral der ganzen Truppe gehoben«, erwidert Mooney.
    »Wieso? Fandet ihr nicht die Rede des Lieutenant erbaulich genug? ›Guten Tag, äh, meine Herren, ich bin der Lieutenant. Bla, bla, bla … Also, die Welt geht unter, und ihr bleibt mal schön in der Army.‹«
    Jetzt wird gelacht, während man weiterhin die Süßigkeiten verzehrt.
    »Bier hast du nicht zufällig in den Spinden gefunden, Joel?«, fragt Finnegan.
    »Oder ein paar Joints?«, fügt Carrillo ausgelassen hinzu.
    »Valium vielleicht?«, bemerkt Ratliff.
    »Southern Comfort?«
    »Kodein?«
    »Heroin?«
    Es klingt, als machten sie Witze, aber Mooney weiß, dass sie es todernst meinen. Sie haben jüngst erfahren, dass die Ausübung ihrer Pflicht geradewegs vor eine Backsteinmauer führt und sie

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