Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
über eine Funktion verfügen, die im Notfall verhindert, dass sich aerogene Mikroben und Giftstoffe ausbreiten.
Es dauert ein paar Minuten, bis es Petrova mit einem urwüchsigen Schrei gelingt, die Klima- und Lüftungsanlagen auszuschalten. Sofort versiegt der eisig kalte Strom gegen ihre Haut. Nicht lange, und es wird stickig, doch dafür friert sie nicht mehr.
Dieser Gewinn an Kontrolle macht sie etwas optimistischer und ermutigt sie.
»Tut mir furchtbar leid, Sandy«, spricht sie zum Kamerabild, ehe sie die Einstellung wechselt.
Kein Zurück
Marsha Fuentes liegt zuckend und wimmernd am Boden in einer der Gangreihen des Hörsaals. Lucas steht blinzelnd vor den Fahrstühlen und hält schnuppernd die Nase hoch. Saunders streift im Westflügel herum. Nur Stringer Jackson verharrt noch immer am Spiegel und wiegt seinen Oberkörper vor und zurück. Schleim tropft aus seinem verletzten Auge und Speichel von seiner Unterlippe.
Im Empfangsbereich im Erdgeschoss scheint die hübsche Blondine mit einigen der Männer zu diskutieren. Sie hält eine Pistole in der Hand, mit der sie beim Sprechen gegen ihr Bein tippt. Den Leuten dort unten ist wahrscheinlich klar geworden, dass die Abrieglung des Instituts nicht nur die Labors betrifft, sondern alle Räume und Ausgänge. Darüber werden sie unangenehm überrascht sein.
In einer Ecke hinter der Frau erkennt Petrova mehrere Menschen am Boden liegend – Lyssa-Opfer. Einige aus der Menge sind infiziert und werden zunehmend kranker, wenn auch nicht tollwütig, vorerst zumindest. Sie ruft sich ins Gedächtnis zurück, dass die Chancen im Fall des gewöhnlichen Lyssa-Virus, das durch die Luft übertragen wird, äußerst gering ausfallen.
Jetzt winkt die Frau mit der Pistole über dem Kopf und zeigt auf die Kranken. Die Männer ziehen sich zurück.
Widerwillig wendet Petrova die Augen von der Leinwand ab. Falls jemand sie herausholen soll, muss sie schnell handeln. Sie nimmt den Feuerlöscher und den Golfschläger an sich, das Teppichmesser steckt sie in ihre Tasche. Vor der Tür zögert sie und atmete tief durch.
Entweder gehst du jetzt, oder du verkriechst dich wieder unter dem Tisch.
Um leise zu laufen, zieht sie die Schuhe aus. Dann öffnet sie die Tür und tritt behutsam auf den Flur.
Es ist totenstill. Schnell bewegt sie sich an Sandy Cohen vorbei, die daliegt wie eine Gliederpuppe, deren Fäden durchschnitten wurden. Ihre Gliedmaßen stehen in einem unnatürlichen Winkel von ihrem Rumpf ab und ihr Gesicht zeigt zur gegenüberliegenden Wand.
Kurz darauf läuft Petrova an Baird vorüber, der wie ein bezwungener Stier auf der Seite liegt. In entfernteren Korridoren hallen Schritte wider.
Nachdem sie um die Ecke gegangen ist, schleicht sie zu den Toiletten, wo nach wie vor Sims liegt und die Tür mit seinem steifen Körper aufhält. Stringer Jackson steht drinnen.
Jetzt zum schwierigen Teil.
Sie huscht an der offenen Tür vorbei und hofft inständig, nicht bemerkt zu werden, doch Jackson beginnt sofort, zu grollen.
Oh verdammt , denkt sie und läuft los.
Hinter sich hört sie, wie eine Tür aufgeworfen wird und laut gegen die Wand kracht. Petrova wirft einen Blick über die Schulter. Jackson springt schnaubend und knurrend aus dem Raum, stolpert über Sims Leichnam. Nachdem er sein Gleichgewicht wiedererlangt hat, stürzt er hinter ihr her. Eine gelblich-grüne Masse quillt aus seinem Auge und ein nasales Ka-ka-ka erbricht sich aus seinem geifernden Mund.
Als Wissenschaftlerin weiß sie alle erdenklichen Fakten über den Körper des Menschen, zum Beispiel dass seine Kiefer beim Zubeißen einen Druck von über 80 Kilogramm pro Quadratzentimeter ausüben können. Das macht ihr die Sache nicht einfacher.
Wenige Augenblicke später erreicht sie ihr Büro und kommt schlitternd davor zum Stehen. Sie schlüpft hinein, schlägt die Tür zu, verschließt sie und stemmt sich dagegen in der Hoffnung, sie möge zubleiben.
Jackson versucht jedoch gar nicht, sich Zugang zu verschaffen, sondern beginnt brummend, auf- und abzugehen. Sie kann hören, wie er Witterung aufnimmt, scheinbar ahnend, dass sie in der Nähe ist. Wieder sitzt sie in der Falle, doch diesmal hat sie keinen Zugriff aufs Sicherheitssystem.
Petrova legt Putter und Feuerlöscher nieder, um sich an ihren Schreibtisch zu setzen. Die Handlung kommt ihr so vertraut vor, dass sie einen Moment lang das Gefühl hat, der Alltag hätte sie zurück. Der Bildschirmschoner ihres PCs zeigt über die gesamte
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