Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Stunden wird die Sonne untergehen, und dann ist es null-zappenduster.
Ein Mann, zur rechten Zeit am rechten Ort, kann etwas bewirken
Drei Polizeibeamte, von Kopf bis Fuß in schwarze Kampfanzüge gekleidet, mit Panzerwesten und wuchtigen Helmen, deren Visiere nicht getönt sind, kommen die Straße hinunter. Der Wind weht ihnen Zeitungspapier um die Stiefel, das an ihren Beinen hängen bleibt. Einer lässt sich von einem Kollegen stützen, während die dritte – groß gewachsen und mit langem Haarzopf, der unter ihrem Helm herabhängt – die Nachhut bildet und dabei ihren durchsichtigen Schutzschild hinter sich her schleift. Sie sind alle erschöpft. Eine Zeit lang bewegten sie sich Richtung Osten, sahen sich aber zum Umkehren gezwungen und gehen nun nach Westen, wo geschossen wird. Dies bedeutet, dass dort Menschen sind … Sicherheit.
Die Nacht bricht herein. Ringsum geht die Straßenbeleuchtung an. Als sei dies ihr Zeichen, stürzen zwei Tollwütige aus einem Wohngebäude in der Nähe und laufen kläffend an einem Baugerüst vorbei, das vollständig mit Plakaten zur Abschiedstournee eines ehemaligen Popstars beklebt ist, auf die Polizisten zu.
Die Frau geht mit Schlagstock und Schutzschild in Kampfstellung, ihre Kollegen gehen keuchend auf dem Asphalt hinter ihr in die Knie.
Sie atmet tief durch und wartet darauf, dass die Tollwütigen näherkommen. Dem Ersten weicht sie mit einem flinken Sprung zur Seite aus. Der Mann mittleren Alters, der einen Krankenhauskittel trägt, rennt vorbei und kommt rutschend zum Stehen. Kurz darauf greift der andere, ein breiter Kerl im Overall, knurrend an. Sie rammt ihn mit dem Schild und schlägt dann mit dem Knüppel auf seinen Schädel. Er ist sofort tot. Einen Moment später wirbelt sie herum, und versetzt dem anderen in der Rückwärtsbewegung einen Schlag mit dem Schild, sodass er sich im Kreis dreht und über seine eigenen Füße stolpert.
Die Frau taumelt nach hinten, da diese Anstrengung fast ihre gesamte Kraft gekostet hat. Ihre Schultern hängen unter dem Gewicht der Schutzbekleidung und Waffen herab. Der Tollwütige kommt unterdessen mühselig auf die Beine und fängt an, heulend vor ihr hin- und herzuschleichen wie eine nervöse Katze.
Die Polizisten wurden in der Nähe der Grand Central Station zur Prävention von Ausschreitungen eingesetzt, wo sie Tausende davon abhielten, in den Zügen Schutz zu suchen, die schon seit Tagen nicht mehr fuhren. Die U-Bahn-Station diente als Lyssa-Klinik, mit dem Ergebnis, dass Tollwütige scharenweise dem Untergrund entwichen, sich unter das panische Volk mischten und jeden bissen, den sie zu fassen bekamen. Die Kampfeinheit der Polizei versuchte, die Tollwütigen von den Gesunden zu trennen, wurde aber binnen kürzester Zeit eingekesselt.
Nur Tränengas rettete sie. Die Cops feuerten CS-Granaten, bei deren Explosion gewaltige, dichte Wolken aus weißem Rauch entstanden, der die Schleimhäute reizte und zu kurzzeitiger Erblindung bei Infizierten und Zivilisten führte.
Die Einheit löste sich auf. Die Beamten verloren kurzzeitig einander aus den Augen. Für sie artete der Rückzug zur Wache zu einem Spießrutenlauf von fast einer Meile aus. Einer wurde gejagt, bis er durch ein Schaufenster in den Tod sprang, ein zweiter starb den Heldentod vor einer Staples-Filiale, bei dem Versuch, Zeit herauszuschlagen, damit seine Freunde fliehen konnten.
Der Mann im Kittel grollt, setzt zum Sprung an … und stürzt von einem lauten Knall begleitet zu Boden.
Auf einem Dach in der Nähe steigt etwas Qualm auf.
Sergeant Lewis, der das Dach der Schule auf einem Schemel bezogen und sich einen Prim ›Red Man‹ zwischen die Backenzähne geschoben hat, bemerkt einen weiteren Tollwütigen, der aus einem Wohnhaus auf die Beamten zuläuft. Er mustert den Mann rasch, zielt durch sein Fernrohr mittig auf den Oberkörper und tötet ihn mit einem Treffer zwischen die Schulterblätter.
Die Cops ducken sich und sehen einander an, ehe sie sich nach dem Schützen umschauen.
Ganz nach meinem Geschmack , denkt Lewis und wendet sich kurz ab, um auszuspucken. Ein Mann, zur rechten Zeit am rechten Ort, kann etwas bewirken. Jetzt müssen wir bloß noch jeden Mann mit Uniform, Waffe und etwas Übung am rechten Ort zur rechten Zeit einsetzen. Wir brechen die Infektionskette auf und stecken diese Seuche zurück in die Büchse der Pandora, oder woher auch immer sie gekommen ist.
Von Süden her ertönen kleinkalibrige Schüsse. Er blickt in diese
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