Mitch
stand und zu ihm herunterblickte.
„Sie sollten lieber gehen“, riet ihm Sallys jüngerer Bruder. „Wenn sie in so einer Stimmung ist, macht man am besten, was sie will.“
„Lieben Sie sie, mein Sohn?“ fragte Jack McDonald.
John blickte Sally an. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass es voreilig gewesen wäre, die Frage mit Ja zu beantworten. Doch er konnte schlecht Nein sagen, zumal er den Ring bei sich hatte. „Ja, Sir“, erwiderte er daher. „Ich wollte Sally einen Heiratsantrag machen, aber vorher wollte ich mich Ihnen vorstellen und Sie um ihre Hand bitten.“
„Wer zuerst mit dem Vater spricht, ist ein anständiger Kerl“, erklärte Sallys Mutter unter Tränen.
„Ich gebe Ihnen meinen Segen, mein Sohn.“
John entspannte sich sofort und lächelte. „Danke, Sir.“ Dann beschloss er, sich etwas Spielraum zu verschaffen, für den Fall, dass die Dinge nicht so laufen sollten, wie er es sich erhoffte. „In Anbetracht dessen, was passiert ist, bin ich nicht sicher, ob Sally den Antrag annimmt. Sie hatte nicht vor, nach Hard Luck zurückzukehren. Ich weiß zwar nicht, warum, aber sie hat mir kein Wort davon gesagt.“
„Ich glaube, meine Tochter wird Ihre Zweifel gleich zerstreuen, junger Mann. Sie wird Ihnen viele Gründe dafür nennen, dass Sie Ihre Meinung nicht ändern.“
„Daddy!“ warnte Sally ihn.
John winkte seinen zukünftigen Schwiegereltern zu, bevor er ihr nach unten folgte. „Genau darauf hatte ich gehofft. Ach, und frohe Weihnachten allerseits!“
9. KAPITEL
E igentlich sollte ich mich darüber freuen, dass Randy Kincade heiratet, dachte Bethany. In der zweiten Januarwoche hatte sie nämlich eine Einladung zu der Hochzeit erhalten, die im März stattfinden sollte. Der Frühling war jedoch noch weit entfernt, denn es war bitterkalt, und der Wind heulte ums Haus.
Normalerweise war sie nicht melancholisch, aber die Dunkelheit und die anhaltende Kälte schlugen ihr so aufs Gemüt, dass Bethany es drinnen kaum noch aushielt. Ihr Haar musste dringend geschnitten werden, und sie sehnte sich danach, mal wieder ins Kino zu gehen. Auch für eine knusprige, dick mit Käse belegte Pizza hätte sie alles getan.
Der Gedanke an Pizza weckte verschiedene andere Bedürfnisse in ihr. Wie gern wäre sie mal wieder durch ein Einkaufszentrum gebummelt, um ein paar Sachen anzuprobieren und die Auslagen in den Geschäften zu betrachten.
Was alles noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass ihre Beziehung zu Mitch stagnierte. Je mehr Zeit verging, desto offensichtlicher war es für Bethany, dass er ihre Gefühle nicht in demselben Maße erwiderte.
Sie fragte sich sogar, ob Gott sie spüren lassen wollte, wie Randy damals zumute gewesen war, als sie seine Liebe nicht erwidert hatte.
Jetzt wusste sie jedenfalls, wie man sich dabei fühlte, und es tat furchtbar weh.
Nicht, dass Mitch etwas gesagt hatte – zumindest nicht direkt. Es waren vielmehr sein reserviertes Verhalten und die Art, wie er sie küsste, als wollte er nicht zu viel von seinen Gefühlen preisgeben.
Bethany war wütend, frustiert und vor allem verletzt. In vielerlei Hinsicht gingen Mitch und sie mittlerweile viel ehrlicher miteinander um, doch gerade in den entscheidenden Punkten hielt er sich noch sehr zurück. Allmählich fragte sie sich, ob er sich immer über seine Vergangenheit ausschweigen würde.
Was Ben betraf, verspürte sie zunehmend das Bedürfnis, ihm zu sagen, dass sie seine Tochter war. Vielleicht lag es daran, dass sie ihre Familie so vermisste. Möglicherweise hatte sie sich auch damit abgefunden, dass Ben jetzt eine Rolle in ihrem Leben spielte. Es konnte auch daran liegen, dass sie wegen Mitch so frustriert war.
Natürlich hatte sie die zärtlichen Küsse genossen, die Mitch und sie ausgetauscht hatten. Allerdings hatten diese in ihr das Bedürfnis nach mehr geweckt, und zwar nicht nach einer sexuellen, sondern nach einer tieferen seelischen Beziehung.
Bethany kam es so vor, als würden Mitch und sie immer weniger Zeit allein miteinander verbringen. Mitch legte offenbar besonderen Wert darauf, dass Chrissie dabei war, um nicht mit ihr, Bethany, allein sein zu müssen. Möglicherweise traf er sich nur Chrissie zuliebe mit ihr.
Als Bethany die beiden an diesem Samstagabend wie immer besuchte, um sich mit ihnen ein Video anzusehen, konnte sie ihre melancholische Stimmung nicht überspielen, so sehr sie es auch versuchte. Sie hatte eine anstrengende Woche hinter sich, und zu allem Überfluss hatte sie
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