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Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation

Titel: Miteinander reden 03 - Das "Innere Team" und situationsgerechte Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun
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zu dem Schluss, dass das Situationsgerechte nicht eindeutig zu bestimmen ist, nicht unabhängig von den Perspektiven der beteiligten Menschen. Gleichwohl bleibt diese Kategorie maßgeblich, und im Bedarfsfall gehört die metakommunikatorische Verständigung darüber, was die Situation ausmacht und was sie gebietet, zu den Voraussetzungen, damit Kommunikation gelingen kann.
    Verquer
    Betreten wir nun das Feld Nr. 3 unten rechts. Gibt es das, dass jemand weder authentisch noch situationsgerecht kommuniziert?
    Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Maler in Ihrer Wohnung. Statt dass er still und emsig die Wände streicht, sucht er kontaktfreudig das Gespräch mit Ihnen, berichtet von seinen Nöten und Freuden und kommt, während er hin und wieder beiläufig im Farbtopf rührt, vom Hölzchen aufs Stöckchen. Angenommen, Sie empfinden die Inhalte und den Umfang dieser Ansprache als etwas aufdringlich und vertraulich, jedenfalls als nicht passend zum Charakter der Beziehung und zum Rollenkontext. Auch haben Sie wenig Zeit und sitzen wie auf Kohlen. Aber statt sich entschlossen abzuwenden, reagieren Sie, wenn auch halbherzig, mit höflichen Nachfragen, mit zuhörender Miene und mit mancherlei kurzen Kommentaren. In geduldiger Hoffnung warten Sie auf den erlösenden Schlusssatz: «So, jetzt will ich Sie aber nicht weiter aufhalten!» Dieser aber will und will sich nicht einstellen – im Gegenteil: Von Ihrer unverhofften Anteilnahme ermutigt, kommt der Maler erst richtig in Fahrt, und in Ihnen schleicht sich der unbehagliche Verdacht ein, dass Sie den günstigen Zeitpunkt zum Abbruch des «Gesprächs» längst verpasst haben. Während Sie darüber nachdenken, wie Sie doch noch, ohne allzu brüsk zu wirken, einen eleganten «Übergang» finden können, hören Sie ihn sagen: «Es tut gut, mal darüber zu sprechen, das geht nicht mit jedem, das können Sie mir glauben. Neulich hatte ich einen …» – und Sie geben auf.
    Das Verhalten des Malers mag ein wenig «daneben» sein, Ihr Verhalten aber ist «verquer»: Weder sind Sie in Übereinstimmung mit sich selbst, noch entsprechen Sie der Situation mit dem Rollenkontext Auftraggeber – Handwerker. Ihre Mannschaft ist falsch aufgestellt (s. Abb. 99).

    Abb. 99:
    Verquere Aufstellung im Kontakt mit einem Handwerker
    Die nach vorne gehören, sind nach hinten verbannt und hinterlassen Vakanzen, und der Manager an der Kontaktlinie stellt eine Fehlbesetzung dar. Was ist das für einer, der sich da vorn aufbaut?
    Vielleicht ein Liebediener , der mit Feingefühl die Erwartungen des Gesprächspartners erspürt und große Angst hat, ihn zu enttäuschen: «Ich muss ihn bei Laune halten, sonst habe ich hier ein düsteres und feindseliges Wesen in meinen vier Wänden!» Vielleicht ist es auch ein Wohltäter , der den armen Mann mit seinen Problemen jetzt nicht im Stich lassen kann, der sich herzlos und unmenschlich vorkäme, wenn von ihm die Botschaft ausginge: «Hier wirst du fürs Malen bezahlt und nicht fürs Reden!» Wie auch immer, wer auch immer: Verquere Kommunikation bietet Anlass, das Innere Team unter die Lupe zu nehmen und neu zusammenzustellen.
    Ein weiteres Beispiel für verquere Kommunikation war der «Moderationsunfall» (S. 330ff.). Indem der Projektgruppenleiter, Herr Emsig, die Entwicklung der bisherigen Projektarbeit referierte, tat er weder seine Irritation und Unsicherheit kund, noch wurde er seiner Rolle als Moderator gerecht (fehlende Situationsklärung!).
    Verquer war auch die Reaktion des Chefs, der sich den Tee selbst kochen sollte. Authentisch wäre ein empörter Ausbruch gewesen, situations- und systemgerecht eine Aussprache über die Form der Beantragung unter vier Augen. Stattdessen wurde, während auf der Hinterbühne ein Patt entstand, der beleidigte kleine Junge zum Träger der Antwort. Ein Körnchen Authentizität enthält jede Reaktion.
    Aber auch die vorangegangene Frage der Sekretärin war bereits verquer: Indem sie verkündet, statt zu bitten, und indem sie im gleichen Atemzug die Teeversorgung des Chefs thematisiert, mogelt sie ein bisschen, was die Wahrheit der Situation angeht. Und vermutlich fühlt sich für sie die ganze Angelegenheit nicht ganz so selbstsicher und unbekümmert an, wie es nach außen den Anschein haben soll. Da wir aber ihre Sicht und ihre innere Konstellation nicht kennen, können wir nur mutmaßen. Auf jeden Fall hat der Chef ihr Verhalten als «daneben» empfunden.
    (Über-)Angepasst
    Im Feld Nr. 4 finden wir ein

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