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Miteinander reden von A bis Z

Miteinander reden von A bis Z

Titel: Miteinander reden von A bis Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun , Kathrin Zach , Karen Zoller
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hat den Eindruck, dass das, was er zu sagen hätte, nicht zum Stand der Diskussion oder zum situativen Rahmen passt.
Meditatives Schweigen: Persönlich bedeutsame Themen können einen Menschen in einen Zustand des Innehaltens und Gewahrwerdens versetzen, in dem alle Aufmerksamkeit nach innen gerichtet ist. Man denke an «das Wort, das noch im Schweigen reift» (Rilke).
Verwirrung: Die Dichte, Vielfalt oder Menge an Information, die Intensität des Themas oder der eigenen inneren Beteiligung kann eine Äußerung erschweren.
Intimitätsschutz: Jemand schweigt, weil er etwas Intimes oder Persönliches nicht veröffentlichen möchte. «Was denkst du?» «Ach, nichts!»
Verweigerung: Hier hat das Schweigen abwehrenden Charakter und dient dazu, sich deutlich von dem ganzen Geschehen abzugrenzen.
    Schweigen hat ebenso wie Äußerungen Mitteilungscharakter. Mit dem →   Kommunikationsquadrat betrachtet, enthält Schweigen unterschiedliche Botschaften, z.B.
    →   Selbstkundgabe : z.B. «Ich will mich nicht aufdrängen»
    →   Beziehung : z.B. «Du schüchterst mich ein»
    →   Appell : z.B. «Mach du den ersten Schritt»

Situationsmodell
    Kommunikation soll idealerweise stimmig ( →   Stimmigkeit ) sein, und das heißt: authentisch
und
situationsgerecht. Wir sagen für die zweite Komponente auch: «in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Situation ». Was aber ist «situationsgerecht» und wie finden wir die «Wahrheit der Situation» heraus? Dabei soll das Situationsmodell (Schulz von Thun, 1990 ) helfen. Der Gehalt einer Situation wird hier unter vier Aspekten beleuchtet:
    die Vorgeschichte
das Thema
die zwischenmenschliche Konstellation
die Ziele
    (s. Abb.  61 )
    Abb.  61 :
    Situationsmodell mit vier Komponenten
    Die Vorgeschichte ist von Bedeutung, da sich menschliche Situationen in vielen Fällen nicht spontan und absichtslos ergeben, sondern ihnen eine Historie vorausgeht. Nehmen wir beispielsweise ein Meeting: Wer hat zu dem Treffen eingeladen, in wessen Auftrag und was war der gegebene Anlass? Wer hat mit wem schon im Vorfeld gesprochen, wer hat über die Zusammensetzung entschieden? Wie sind die Teilnehmer auf das Treffen eingestimmt worden? All dies hat großen Einfluss darauf, in welcher Verfassung die Teilnehmer auf ihrem Stuhl sitzen, welche Erwartungen und Vorbehalte und welches (vorläufige) Situationsverständnis sie mitbringen.
Die thematische Struktur wirft folgende Fragen auf: Worum geht es? Welche Themen führen die Beteiligten zusammen? Was steht auf der Tagsordnung, was nicht? In welche Unteraspekte strukturiert sich das Rahmenthema? Das Thema muss mit dem Anlass ( 1 ) und der Zielsetzung ( 4 ) in Übereinstimmung sein, ansonsten sind Unstimmigkeiten in der Situation vorprogrammiert. Zuweilen hat sich das Thema gegenüber der Einladung noch einmal verändert oder erweitert, oder es ist hinfällig geworden.
Die dritte Einflussgröße ist die zwischenmenschliche Konstellation: Wer ist in dieser Situation zusammengekommen? Wer ist hier in welcher Funktion und in welcher →   Rolle anwesend? Ist die Zusammensetzung der Gruppe sinnvoll in Bezug auf den Anlass ( 1 ), das Thema ( 2 ) und die Zielsetzung ( 4 )? Fehlt jemand? Vielleicht der Wichtigste? Oder ist bei jemandem unklar, weshalb er dabei ist? Besondere Aufmerksamkeit kommt den unterschiedlichen Rollen der Beteiligten zu (in der Abbildung mit Hüten symbolisiert), da Verhalten und Ziele stark von der jeweiligen Rolle abhängen. In bestimmten Situationen haben Personen mehrere Rollen gleichzeitig inne, dann ist es umso wichtiger, deutlich zu benennen, aus welcher Rolle heraus welche Äußerung gemacht wird.
Der vierte Aspekt sind die Ziele des Treffens – was soll am Ende dabei herauskommen? Eine Entscheidung? Die Einschwörung aller Beteiligten auf eine bereits beschlossene Vorgehensweise? Ein erstes Meinungsbild? Eine Ideensammlung? Ein gemeinsames Zielverständnis ermöglicht eine situativ stimmige Kommunikation, andernfalls produziert vielleicht jemand viele Ideen zu einer Frage, die im Vorfeld bereits entschieden wurde. Zur «Wahrheit der Situation» gehört freilich auch, dass die einzelnen Beteiligten neben dem offiziellen Ziel auch (oder stattdessen) persönliche Ziele verfolgen, weshalb in der Abbildung ein ganzes Geflecht von Zielen symbolisiert ist.
    Aus diesen vier Komponenten ergibt sich der Gehalt einer Situation. Sie ist stimmig konstruiert, wenn jeder Faktor mit den drei anderen zusammenpasst. Bei der Vorbereitung von

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