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Miteinander reden von A bis Z

Miteinander reden von A bis Z

Titel: Miteinander reden von A bis Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Schulz von Thun , Kathrin Zach , Karen Zoller
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Grenzen eng ziehen: Nur wer in der Wohnung lebt, gehört dazu. Oder man kann sie weiter ziehen, weil die Verhältnisse in der Familie von der Mutter des Sohnes und dem Vater des Babys mitbestimmt werden.
    Weiterhin ist wichtig, welche
Regeln und Gesetze
in diesem System gelten. Zum Beispiel, wenn der Unterabteilungsleiter in Firma XY einen unlösbaren Konflikt mit einem seiner Mitarbeiter hat, darf und soll er sich an seinen direkten Vorgesetzten, den Abteilungsleiter Personalentwicklung wenden, nicht etwa an den Hauptabteilungsleiter, auch wenn das vielleicht sein Freund oder Nachbar ist. Hat er aber einen ungelösten Konflikt mit seinem direkten Vorgesetzten, darf und soll er sich an den Hauptabteilungsleiter wenden; jedoch erst, nachdem er seinem Chef dies vorher angekündigt hat.
    Ein klares Systembewusstsein ist das A und O professioneller Kommunikation, da wir uns immer quasi auf einem Schachbrett begegnen. Ein gutes Kommunikations-Coaching wird daher die gelungene Verbindung von Selbstbewusstsein und Systembewusstsein anstreben. In der Beratung mit doppelter Blickrichtung ( →   Beratung ) geht es zugleich um «den Menschen im System» und «das System im Menschen» ( →   Inneres Team ). So ist auch →   Stimmigkeit definiert.
    Wenn die Kommunikation zwischen zwei Menschen immer wieder verunglückt, muss man schauen, ob dies «menschlich bedingt» ist. Zum Beispiel, weil der eine einen Ton anschlägt, auf den der andere allergisch reagiert. Und/oder ist es «systembedingt»? Wird zum Beispiel der Organisationsentwickler daran gemessen, ob seine Maßnahmen und Instrumente Spitzenqualität aufweisen, der Einkäufer hingegen daran, ob die eingekauften Produkte und Dienstleistungen maximal preisgünstig sind, dann werden die beiden in einen systembedingten Konflikt geraten, auch wenn es sich um äußerst friedfertige Menschen handelt.

[zur Inhaltsübersicht]
T
    Teufelskreis
    Der Teufelskreis ist ein systemisches Modell ( →   Systemische Psychologie ), das eine sich aufschaukelnde Beziehungsdynamik zwischen zwei Parteien deutlich machen soll. Person A tut etwas, das eine negative Wirkung auf Person B hat. Person B empfindet das, was Person A getan hat, als unangenehm und unternimmt etwas dagegen. Die darauf folgende Handlung von Person B wird nun wiederum von Person A als situationsverschärfend empfunden und führt dazu, dass diese sich in ihrer ursprünglichen Handlung bestätigt fühlt. Damit ist der Teufelskreis geschlossen (s. Abb.  66 ).
    Abb.  66 :
    Grundschema eines zwischenmenschlichen Teufelskreises
    Ein Beispiel: Hanna verhält sich einsilbig und wenig mitteilsam. Torsten fühlt sich daher aus ihrem Leben ausgeschlossen, vor den Kopf gestoßen und befürchtet, hintergangen zu werden. Daraufhin wird er misstrauisch, fragt und bohrt nach. Hanna fühlt sich durch derartige «Verhöre» kontrolliert, bedrängt und überwacht. Um sich mehr Freiraum zu verschaffen, wird sie noch einsilbiger und macht schließlich ganz dicht. Schon ist der Teufelskreis im Gange.
    In diesem zirkulären Modell werden vier Stationen unterschieden: zum einen die äußerlich sichtbaren und wirksamen Verhaltensweisen (Äußerungen) beider Beteiligten, zum anderen ihre inneren Reaktionen ( →   Inneres Team ) darauf (s. Abb.  67 ).
    Abb.  67 :
    Beispiel eines Teufelskreises
    «Nur weil du mich so kontrollierst, bin ich so einsilbig!» – «Nur weil du mich nicht einbeziehst, frage ich ständig nach!»
    Wer hat nun Schuld? Typisch für solche Teufelskreise ist, dass beide Partner sich als bloß re-agierend auf die provozierenden Eigenarten des anderen empfinden. Hanna sagt: «Nur weil du …!» Torsten sagt: «Nur weil du …!» Watzlawick spricht von unterschiedlicher →  
Interpunktion
: Beide sehen die Ursache beim anderen, bei sich selbst die Wirkung. Geht man von der Kreisförmigkeit des Geschehens aus, kann man jenseits von Schuld und Täter/Opfer-Denken das «Zusammenspiel» betrachten und nach Ausstiegsmöglichkeiten Ausschau halten.
    Ein weiteres Merkmal von Teufelskreisen ist die zunehmende →  
Polarisierung
. Was ist damit gemeint? In einer Partnerschaft ist beides wichtig und wertvoll: die Offenheit, das Sich-Mitteilen auf der einen Seite, die Einhaltung persönlicher Diskretionsgrenzen auf der anderen. Beides gehört zusammen ( →   Wertequadrat ). Je mehr sich der Teufelskreis aufschaukelt, umso mehr identifizieren sich die Beziehungspartner mit einem der beiden Werte: Torsten fordert mehr

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