Miteinander reden von A bis Z
Offenheit, Hanna pocht auf Diskretion. Eine solche Polarisierung tendiert zur
Eskalation
: Beide werden immer extremer (Hanna immer verschlossener, Torsten immer bohrender). Die Eskalation ist besonders dann vorprogrammiert, wenn die «provozierende Eigenart» des einen einen «wunden Punkt» aus der Vorvergangenheit des anderen berührt und einen alten Schmerz aufrührt. Vielleicht hatte Hanna einen Vater, der sie immer wieder «streng verhört» hat – und einen solchen Übergriff will sie nie wieder dulden! Vielleicht hat Torsten schmerzlich erfahren, wie er durch Geheimhaltung und Schweigen getäuscht worden ist – nun klingeln bei ihm alle Alarmglocken, wenn jemand zu erkennen gibt, dass er/sie etwas für sich behalten will.
Ein Klärungshelfer ( → Klärungshilfe ) wird bemüht sein, das kreisförmige Zusammenspiel zu verdeutlichen und die Kommunikation auf die «waagerechte» Ebene zu bringen, das heißt, anstelle der Vorhaltungen («Du …») die Selbstkundgaben aus dem Inneren der Kreise (s. Abb. 67) zu ermutigen und klarzumachen.
Literatur
Miteinander reden 2 , 31 ff. (S. 28 ff.)
Schulz von Thun, F.: Fragen und Antworten, S. 77 ff.
Thomann, Ch./Schulz von Thun, F.: Klärungshilfe 1 , S. 265 ff.
Thomann-Schema
Mit diesem Schema lässt sich ein Beratungsanliegen ( → Anliegen ) sehr schön vorstrukturieren. Das Thomann-Schema ist besonders hilfreich in der Arbeit mit Menschen, die in komplexen organisatorischen und strukturellen Kontexten eingebunden sind. Das Schema besteht aus vier Feldern und einem Dach für die Überschrift des Anliegens (s. Abb. 70 ).
Abb. 70 :
Thomann-Schema zur Vorklärung von Anliegen
Oben rechts wird das Ziel benannt und/oder visualisiert: «Wie kann ich als Abteilungsleiter die Vernetzung zweier Gruppen verbessern?»
Das Feld oben links ist reserviert für den strukturellen Hintergrund des Anliegens. Entsprechend soll hier eine kleine Zeichnung angefertigt werden, aus der hervorgeht, wie die Beteiligten (der Ratsuchende eingeschlossen) hierarchisch/funktional/historisch miteinander verbunden sind: Der Abteilungsleiter war ehemals Gruppenleiter von Gruppe A, diese besteht überwiegend aus «alten Hasen», während zu Gruppe B primär junge Mitarbeiter gehören.
Unten links soll eine konkrete Schlüsselsituation skizziert werden, in welcher das Problem anschaulich und deutlich wird: Gruppe B hat einen Problemlösungsvorschlag für ein gemeinsames Projekt gemacht, Gruppe A hat bis zum gewünschten Termin nicht darauf reagiert.
Das vierte Kästchen unten rechts ist für die innere Situation des Ratsuchenden vorgesehen: Was geht in ihm vor, wenn aufgrund von Informationslöchern wieder einmal Fristen nicht eingehalten wurden? Die diesbezüglichen Gedanken, Gefühle und Stimmungen lassen sich gut mit dem Modell des → Inneren Teams darstellen. Im Beispiel fühlt sich der Abteilungsleiter solidarisch mit der Gruppe A, zu der er selbst ehemals gehörte. Gleichzeitig erlebt er deren Mitglieder als Besitzstandswahrer, die sich gerne bitten lassen, wenn es um die Herausgabe von Informationen geht. Schließlich findet er aber auch, dass einige Mitglieder der Gruppe B oft einen nassforschen Ton anschlagen.
In das Dach des Schemas soll schlussendlich eine passende Überschrift geschrieben werden, die idealerweise den Kern des Ganzen trifft, hier beispielsweise «Der Widerspenstigen Zähmung».
Literatur
Schulz von Thun, F.: Praxisberatung in Gruppen, S. 34 ff.
Transaktionsanalyse ( TA )
Die Transaktionsanalyse ist ein von E. Berne entwickeltes Modell zur Beschreibung und Analyse der Persönlichkeit und der Interaktion zwischen Menschen (= Transaktion). Das Modell geht von drei Persönlichkeits-Instanzen aus, die sich in unterschiedlichen inneren Zuständen, so genannten Ich-Zuständen , ausdrücken – diese Zustände beeinflussen Art und Inhalt der Kommunikation (s. Abb. 71 ).
Abb. 71 :
TA -Modell
Eltern-Ich: Hierin sind die Verhaltensregeln gespeichert, die ein Kind von seiner Geburt bis ca. zum 6 . Lebensjahr von seinen Eltern (und/oder anderen nahen Bezugspersonen) vermittelt bekommen hat, also Ge- und Verbote, Werte, Normen und moralische Grundsätze. Wer aus dem Eltern-Ich heraus kommuniziert, schlägt entweder eine kritische/moralisierende oder eine fürsorglich-beschützende Tonart an. Zum Beispiel: «Also, so geht das nicht! Sie sollten wirklich pünktlicher und verlässlicher werden, Herr Schlusie, wir sind hier schließlich
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