Miteinander reden von A bis Z
Meetings, Seminaren, Versammlungen etc. lohnt es sich daher zu fragen, ob das Thema und die Zusammensetzung der Gruppe aufgrund der Vorgeschichte und der Zielsetzung Sinn ergeben. Und: Haben die Beteiligten ein übereinstimmendes Situationsverständnis? Um diese Frage zu klären, empfiehlt es sich, als Leiter bei der Eröffnung des Treffens das eigene Situationsverständnis anzusprechen: «Wie kommt es (Vorgeschichte), und welchen Sinn macht es (Zielsetzung), dass ausgerechnet ich (in welcher Rolle), ausgerechnet mit Ihnen (in welcher Zusammensetzung) ausgerechnet dieses Thema bearbeiten möchte?» Haben wir es mit einer unstimmigen Situation zu tun, ist es umso wichtiger, darüber → Transparenz herzustellen, um sich auf ein weiteres Vorgehen verständigen zu können.
Literatur
Miteinander reden 3 , S. 322 ff. (S. 279 ff.)
Schulz von Thun, F./Ruppel, J./Stratmann, R.: Miteinander reden: Kommunikationspsychologie für Führungskräfte, S. 59 ff.
Stahl, E.: Die Zieltreppe. Ein Instrument zur Klärung des Situationsverständnisses bei der Leitung von Sitzungen. In: Schulz von Thun, F./Kumbier, D. : Impulse für Führung und Training, S. 89 ff.
Souveränität
Wer würde nicht gern «souverän» kommunizieren, möglichst nicht nur vor der Kamera, sondern in allen Lebenslagen? «Souverän» ist das Gegenteil von verdattert, sprachlos, verlegen, errötend, hektisch getrieben, unsicher, aus der Rolle fallend, unprofessionell, nervös, hysterisch, verschüchtert. Positiv definiert: ruhig und aus der inneren Mitte heraus, selbstsicher und rhetorisch treffsicher, mit dem nötigen Situationsgespür und einem professionellen Bewusstsein für das Rollengemäße und Zielgerechte. Wer souverän kommuniziert, lässt sich auch in schwierigen Situationen nicht «umpusten», bewahrt Standfestigkeit und einen kühlen Kopf.
So weit, so gut. Wohl alle Kommunikationstrainings streben eine Erhöhung der Souveränität an. Schulz von Thun hält es aber für ratsam, zwischen einer Souveränität 1 . und einer Souveränität 2 . Ordnung zu unterscheiden:
Souveränität 1 . Ordnung ist auf Perfektion und Kontrolle ausgerichtet: sich selbst und die Situation jederzeit «im Griff» zu behalten, sich keine Blöße zu geben. Perfektion und Kontrolle (auch: Selbstkontrolle) sind Ideale der → Professionalität . Bei einer chirurgischen Operation oder im Cockpit eines Flugzeugs steht und fällt alles damit. Im Umgang mit Menschen kann dieses Ideal, auf die Spitze getrieben, das Menschliche jedoch auf ungute Weise verfehlen. Das Streben nach Perfektion und totaler Kontrolle tut der menschlichen Seele und dem zwischenmenschlichen Kontakt nicht gut. Es gehört zur Wahrheit des Menschen, dass er immer wieder auch fehlbar und nicht in Hochform ist, dass er zuweilen betroffen und verdattert ist, dass er nicht immer auf Anhieb die richtigen Worte findet, dass er hilfsbedürftig und ratlos, nachdenklich und verletzlich ist.
Eine Souveränität der 2 . Ordnung integriert diese «Schwächen» – nicht als bedauerliche Zeichen von Kläglichkeit, die man besser verbirgt, vielmehr als humane Realität, die keinen Zacken aus der Krone bricht, sondern die wahrhafte Krone erst aufsetzt, wenn, ja wenn man dazu stehen kann. Wer in diesem höheren Sinne souverän ist, kann zugeben, dass er Bockmist gebaut hat, kann sich entschuldigen, kann um Hilfe bitten, kann dazu stehen, dass er emotional betroffen ist oder im Augenblick nicht mehr weiterweiß.
Durch dieses höhere Verständnis von Souveränität kann es gelingen, Professionalität und Menschlichkeit miteinander zu vereinbaren. Das ist ein sehr anspruchsvolles Ideal, nicht nur für Führungskräfte.
Literatur
Schulz von Thun, F.: Klarkommen mit sich selbst und anderen, S. 55 ff.
System
Wenn ein Ganzes aus mehreren Teilen besteht, die miteinander in Verbindung und in Wechselwirkung treten, dann haben wir es mit einem «System» zu tun. Wie sich das Ganze gliedert, das ist die Struktur des Systems. Zum Beispiel ist die Personalabteilung des Konzerns WinWin AG hierarchisch gegliedert (s. Abb. 64 ).
Abb. 64 :
System Konzern WinWin AG
Oder die Familie Obermann besteht aus Mutter, Vater, zwei Töchtern, einem Sohn aus Vaters erster Ehe und einem Enkelkind der älteren, allein erziehenden Tochter (s. Abb. 65 ).
Abb. 65 :
System Familie Obermann
Die
Grenzen des Systems
bestimmen, was/wer zum Ganzen dazugehört und was/wer nicht. Bei der Familie Obermann kann man die
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