Miteinander reden von A bis Z
nicht in der Villa Kunterbunt!» Oder: «Ach, Herr Schlusie, das kriegen wir schon wieder hin! Passen Sie mal auf, ich zeige Ihnen das mal …»
Erwachsenen-Ich: In diesem Ich-Zustand nehmen wir Informationen auf und prüfen sie kritisch, beispielsweise um angemessen zu reagieren oder um eine Entscheidung zu treffen. Wer aus dem Erwachsenen-Ich heraus kommuniziert, schlägt einen sachlichen Ton auf gleicher Augenhöhe an. Zum Beispiel: «Die Vorlage soll bis morgen früh fertig sein, uns fehlt aber noch die Unterlage XY aus Tokio. Ich sehe zwei Möglichkeiten, wie wir vorgehen können … Was meinen Sie?»
Kindheits-Ich: In diesem Ich-Zustand greifen wir auf Gefühle und Verhaltensweisen des «Kleinen» in uns zurück. Sie sind dort noch gespeichert und kommen bei passenden (und unpassenden) Gelegenheiten wieder hervor. Die TA unterscheidet drei Varianten: das Angepasste, das Rebellische und das Unbefangen-Natürliche. Beispiel für eine angepasste Reaktion: «Jawohl, Herr Obermann, es soll nicht wieder vorkommen!» Beispiel für eine trotzig-rebellische Reaktion: «Kann ich auch nix dafür, wenn der blöde Bus an jeder Gießkanne hält!» Oder: «Davon geht die Welt ja nun nicht unter – oder?» Beispiel für das natürliche Kind: «Ach, scheiß der Hund drauf, wir gehen erst mal eine rauchen, komm!»
Analysiert man eine Transaktion mit diesem Modell, achtet man auf folgende Aspekte: 1 . Aus welchem Ich-Zustand heraus äußert sich der Sender? 2 . Welchen Ich-Zustand des anderen spricht er damit an? 3 . Aus welchem Ich-Zustand heraus antwortet der Empfänger tatsächlich?
Bei der schiefen Transaktion reagieren die Beteiligten nicht von Gleich zu Gleich.
Abb. 72 :
Schiefe Transaktion
Wenn der Abteilungsleiter Steinfeld in belehrendem Tonfall (aus dem Eltern-Ich) zu seinem Mitarbeiter sagt: «Aber Herr Müller, Sie müssen doch einsehen, dass man so keine Präsentation machen kann!», ist es nicht unwahrscheinlich, dass dieser darauf (aus dem Kindheits-Ich) rebellisch-wütend reagiert: «Dann machen Sie Ihren Kram doch alleine!» oder aber angepasst («Sie haben ja recht …»). Umgekehrt führt die Kommunikation aus dem Kindheits-Ich («Herr Steinfeld, ich kann das nicht, Sie müssen mir helfen. Bitte …») oft dazu, dass das Gegenüber aus dem Eltern-Ich reagiert («Na ja, Herr Müller, dann wollen wir mal nicht so sein, nicht? Kommen Sie mal rüber mit den Unterlagen.») (s. Abb. 72 ).
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U
Übertragung
Wenn eine neue Beziehung alte, prägende Beziehungserfahrungen (positiver wie negativer Art) unbewusst aktiviert, sprechen wir von Übertragung. Beispiel: Theresa hatte einen strengen Vater, dem gegenüber sie sich als Kind oft klein und unbedeutend fühlte. Er war Bartträger. Reagiert Theresa als erwachsene Frau auf einen älteren Mann mit Bart (beispielsweise ihren Vorgesetzten) gefühlsmäßig so, als ob dieser ihr Vater wäre, wäre es zu einer Übertragung gekommen.
In der Psychotherapie kommen solche Übertragungen auch vor: Der Klient überträgt alte Gefühls- und Verhaltensmuster auf den Therapeuten. Die Übertragung kann dann erkannt und für den therapeutischen Prozess genutzt werden. Besonders in der Freud’schen Psychoanalyse spielt die Übertragung daher eine große Rolle.
Übertragungen schleichen sich meist unbewusst in eine zwischenmenschliche Beziehung ein. Dies ist gut zu wissen: Nicht alle Reaktionen, die du erhältst, sind dir wirklich zugedacht. Dein Gegenüber «verwechselt» dich vielleicht zum Teil mit jemand anderem. Womöglich ist irgendetwas an dir, was den anderen unbewusst an jemanden aus seiner Vergangenheit erinnert. Je mehr du von dir zeigst und erkennbar wirst, umso geringer ist die Gefahr einer Verwechslung und Übertragung.
Ein ähnlicher Beziehungsmechanismus ist die → Projektion . Während dort ein eigener Seeleninhalt auf jemand anders wie auf eine Leinwand geworfen (projiziert) wird, ist bei der Übertragung ein Dritter im Spiel, der sich in eine Beziehung «einmischt».
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V
Verhaltenskreuz
Das Verhaltenskreuz enthält zwei Dimensionen, an denen sich die Beziehungsgestaltung zwischen Mitmenschen unterscheiden kann: zum einen Wertschätzung vs. Geringschätzung und zum anderen Lenkung/Bevormundung vs. Einräumen von Entscheidungsfreiheit (s. Abb. 73 ).
Abb. 73 :
Zwei Dimensionen der Beziehungsgestaltung im Verhaltenskreuz
Empirische Untersuchungen (z.B. Tausch und Tausch 1977 ) haben in den
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