Miteinander reden von A bis Z
1970 er Jahren aufgezeigt, dass Beziehungen beispielsweise zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitern oder auch zwischen Lehrern und Schülern sich insbesondere hinsichtlich dieser Merkmale unterscheiden.
Mit Wertschätzung ist gemeint, dass der Sender in dem, was er sagt, zum Ausdruck bringt, dass er den Empfänger als achtenswerte, vollwertige, gleichberechtigte Person ansieht und dass er ihm Wohlwollen entgegenbringt, beispielsweise durch Höflichkeit, Takt und Freundlichkeit. Auch Reversibilität im Sprachverhalten zählt dazu, was so viel meint wie: Der Sender spricht zum Empfänger in einer Weise, wie dieser auch mit dem Sender sprechen dürfte.
Geringschätzung
bedeutet, dass der Sender den Empfänger als minderwertige Person behandelt, nämlich abweisend, herabsetzend, demütigend, emotional kalt oder von oben herab.
Lenkung/Bevormundung
bezeichnet einen Verhaltensstil, der darauf angelegt ist, den Empfänger in seinem Denken und Handeln weitgehend unter den eigenen Einfluss zu bringen, z.B. durch Anweisungen, Vorschriften, Fragen, Verbote usw. ( → Direktivität ). Dem gegenüber steht das
Einräumen von Entscheidungsfreiheit
, das dem Empfänger selbständige Aktivität und das Entfalten von Initiative nach eigenen Maßstäben zugesteht.
Jedem Quadranten des Verhaltenskreuzes entspricht idealtypisch ein bestimmter Verhaltensstil. In der empirischen Wirklichkeit sind natürlich viele Mischformen anzutreffen (s. Abb. 74 ).
Abb. 74 :
Vier Verhaltensstile im Verhaltenskreuz
Der
patriarchalisch-fürsorgliche Stil
beschreibt einen Sender, der in seiner Art zu kommunizieren dem anderen gegenüber viel Wertschätzung ausdrückt, sich gleichzeitig jedoch lenkend, bevormundend und kontrollierend verhält: «Liebe Frau Horn, Sie machen das richtig gut, jedenfalls von der Absicht her. Wichtig ist, dass Sie immer mit dem ersten Schritt beginnen und das dann auch so gliedern, also 1 ., 2 ., 3 ., und gern auch Unterpunkte einführen: 2.1 , 2.2 usw., alles schön der Reihe nach und am Anfang am besten das Ziel vom Ganzen noch mal schlagwortartig herausstellen. Wie Sie das später dann ja auch sehr schön machen, Sie müssen eben nur …»
Der
autoritäre Stil
kennzeichnet eine stark dominierende Person, die sich dem Empfänger gegenüber geringschätzig und herabsetzend verhält: «Frau Horn, das kann doch wohl nicht wahr sein! Wie kann man nur mit so einem Konzept hier antanzen? Sie bringen ja keinen klaren Gedanken zustande!»
Den
Laisser-faire-Stil
legt eine Person an den Tag, die den anderen nicht sehr achtet und ihm gegenüber Abneigung ausdrückt, die gleichzeitig wenig lenkt, kontrolliert und bevormundet: «Das ist mal wieder typisch Frau Horn, na, wir werden ja sehen, wie weit Sie damit kommen …»
Schließlich pflegt den
partnerschaftlich-sozialintegrativen Stil
jemand, der den anderen als vollwertigen Partner behandelt, ohne zu bevormunden und durch dauernde Vorschriften einzuengen: «Frau Horn, einige Aspekte Ihres Konzeptvorschlages sind mir noch nicht ganz deutlich. Ich würde ihn gerne noch mal mit Ihnen durchsprechen, um Ihre Hintergedanken besser zu verstehen und um Ihnen auch meine Ideen bezüglich einiger Aspekte mitzuteilen.»
Der partnerschaftlich-sozialintegrative Stil wurde in den 1970 er Jahren als Kommunikationsideal in Seminaren trainiert. Auch aus heutiger Sicht ist ein Kommunikationsverhalten, das durch Wertschätzung und Einräumen von Entscheidungsspielraum gekennzeichnet ist, durchaus positiv zu bewerten. Dennoch griff das Training dieses Idealverhaltens zu kurz. Es stellte sich heraus, dass auf diese Weise nur äußere kommunikative «Verpackungen» antrainiert wurden, was zum einen künstlich und unecht wirkte (und auch war) und zum anderen wenig Nachhaltigkeit besaß. Ein uniformes und universales Idealverhalten einzuüben widersprach dem Gebot der → Stimmigkeit . Wollte man auf sinnvolle Weise an der Kommunikation etwas verändern, musste der ganze Mensch mit seiner individuellen Persönlichkeit und seinen Eigenarten genauso berücksichtigt werden ( → Inneres Team ) wie die Gegebenheiten der Situation ( → Situationsmodell ). Damit war auch die Erkenntnis verbunden, dass unterschiedliche Personen einen unterschiedlichen Trainings- und Entwicklungsbedarf haben. Während dem einen mehr Wertschätzung in seinem Verhalten tatsächlich anzuraten ist, benötigt der andere womöglich Unterstützung darin, sich konfrontativ und kritisch abzugrenzen. So
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