Miteinander reden von A bis Z
reden 1 , S. 48 ff. (S. 44 ff.)
Visualisieren
Visualisieren heißt, Sachverhalte und Zusammenhänge bildlich darzustellen, sei es im Rahmen eines Vortrags, einer Präsentation, einer Besprechung, einer Beratung, eines Interviews oder eines Textes. Dies ist ein wichtiges Mittel zur Veranschaulichung und erhöht somit die Verständlichkeit ( → Hamburger Verständlichkeitsmodell ). Beispielsweise ist der Inhalt des folgenden Satzes ohne Visualisierung schwer zu erfassen: «Wenn Peters Sohn der Schwiegervater des Mannes der Schwester meines Vaters ist, wie bin ich dann mit Peter verwandt?» Mit Hilfe einer Abbildung fällt es wesentlich leichter:
Abb. 80 :
Lösung: Peter ist mein Urgroßvater
Bei einer Präsentation oder einem Vortrag ermöglichen Visualisierungen, komplexe Informationen einfach darzustellen – «ein Bild sagt mehr als 1000 Worte». Sie ermöglichen, Zusammenhänge aufzuzeigen und gleichzeitig ablaufende Prozesse auf einen Blick darzustellen, was uns mit Worten allein in der Klarheit und der Geschwindigkeit nicht gelingt. Unser Gehirn nimmt visuell aufbereitetes Material sogar ca. 60 000 mal schneller auf als geschriebenen Text. Das erklärt auch, weshalb es im Straßenverkehr Verkehrsschilder, Farben und Symbole gibt und keine Schrifttafeln, wie beispielsweise: «Bitte bremsen, gleich wird die Ampel auf ‹Halten› stehen!» Sie würden es unmöglich machen, im Verkehr noch durchzublicken und mit der erforderlichen Geschwindigkeit zu reagieren.
Visualisierungen lassen Sachverhalte konkreter und anschaulicher werden. So geraten Vorträge und Texte lebendiger. Schaubilder, Grafiken und Symbole schaffen einen visuellen Anker und erhöhen somit die Konzentration; die Aufmerksamkeit des Empfängers wird auf die Kernpunkte gelenkt, und der Zuhörer kann dem Redner leichter folgen. Gleichzeitig ermöglichen Visualisierungen eine Verständnisprüfung und lassen somit Missverständnisse und Informationslücken schneller deutlich werden (s. Abb. 81 ).
Abb. 81 :
Visualisierungen dienen der Verständnisprüfung: Hai oder Delfin?
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch bildhafte Darstellungen auch die rechte Hirnhemisphäre angesprochen wird, während Worte die linke Hirnhemisphäre aktivieren. So wird die Sache zweifach verankert und ein innerer Schaltkreis gestiftet.
Nicht zuletzt wirkt der Einsatz von Visualisierungen positiv auf die Beziehung. Zum einen lassen sie erkennen, dass sich der Vortragende Mühe für die Zuhörer gegeben hat, zum anderen vermeidet die erhöhte Verständlichkeit, dass es zu Frustrationen kommt. An dieser Stelle ist bemerkenswert, dass selbst gemalte Abbildungen in der Regel einen besseren Effekt auf den Kontakt und die Beziehung haben als vorgefertigte Clip Arts oder Powerpoint-Bilder. Das liegt daran, dass Computerbilder durch ihre standardisierte Perfektion mehr Distanz schaffen und die Zuhörerschaft heutzutage häufig Powerpoint-übersättigt ist. Es lohnt sich daher, die Scheu vor dem Selber-Malen zu überwinden und hier und da Strichmännchen, Symbole und Zeichen zum Einsatz kommen zu lassen.
Visualisierungen empfehlen sich übrigens auch für den Empfänger. Immer wenn es ihm darum geht, den Sender bei einem komplexen Inhalt gut zu verstehen (z.B. in einer Beratung, in einem wichtigen Kundengespräch usw.), kann es der Kommunikation ungemein dienen, wenn das Verstandene als Bild zurückgemeldet wird.
Alles in allem: Visualisierung ist ein (immer noch unterschätztes) Zaubermittel der Verständigung. Wie viel Frustration, Verwirrung und Zermürbung könnte vermieden werden, wenn bei jedem Meeting, jeder Konferenz, jeder Beratung (auch: Psychotherapie) ein Flipchart bereitstünde und mit viel Unbekümmertheit und ein wenig Kompetenz genutzt würde (s. Abb. 82 )!
Abb. 82 :
In jedem Konferenz- und Beratungsraum sollte ein Flipchart stehen!
Literatur
Schulz von Thun, F.: Auch Sie können aus dem Stegreif visualisieren. In: Klarkommen mit sich selbst und anderen, S. 223 ff.
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Werte- und Entwicklungsquadrat
Das Werte- und Entwicklungsquadrat ist ein geistiges Instrument, um menschliche Werte, Tugenden und Qualitäten genauer zu bestimmen und um die darin enthaltenen Chancen und Gefahren genauer einzuschätzen. Das Wertequadrat wurde in den 1940 er Jahren von Paul Helwig erfunden, Schulz von Thun fügte den Gedanken der Entwicklungsrichtung hinzu, sodass wir heute vom Werte- und Entwicklungsquadrat sprechen.
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