Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Hinterbacken schlug.
Laut wiehernd und in panischer Angst floh das Tier in vollem Galopp, um der Flamme zu entkommen, die auf dem Gestell auf seinem Rücken brannte, und hinter sich zog es Galens Wams durch den Schnee. Aber dann schlug das Pferd einen Haken und schoss in südlicher Richtung davon, anstatt nach Osten zu laufen! »Räch!«, fauchte Galen.
»Majestät, er zieht Euren Geruch über unseren Kurs!«, rief Tuck entsetzt.
»Dummes Pferd«, knurrte Brega. »Jetzt bleibt für uns nur der östliche Weg. Lasst uns in das Tal reiten und uns dort verstecken, bis die Gefahr vorüber ist.« Bei dem Wort Gefahr richtete Tuck seinen saphirblauen Blick zurück zu den Vorbergen. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er mit bitterem Ton, »denn der Feind folgt bereits wieder unserer Fährte.«
Sie ritten ostwärts, hinein in das Tal, und das Gestrüpp, das sie nachzogen, verwischte ihre Spuren. Die Hänge des Tals stiegen ringsum an, höher und drohender, je weiter sie nach Osten kamen. Der Talboden schlängelte sich hin und her, und sie folgten der Straße entlang einer gewundenen Klamm, flach, felsig und ohne Wasser oder Eis, obwohl das trockene Bachbett mit einer Schneeschicht überpudert war.
Tuck sah, wie Galen auf die Hänge blickte, die sich zu beiden Seiten erhoben, bis das Tal schließlich an eine senkrecht aufragende Wand stieß. Galen schlug sich mit der Hand an die Stirn.
»Majestät?«, rief der Wurrling über den müden Hufschlag der Pferde hinweg. »Seht Ihr es denn nicht, Tuck?«, rief der König zurück. »Wir sitzen in der Falle. Wir hätten nach Westen, ins offene Land hinausreiten sollen und nicht nach Osten in diese steilwandige Kluft, denn hier gibt es keinen Ausweg. Und nun ist es zu spät, umzukehren. Das Packpferd hätte in diese Richtung rennen sollen, nicht wir, und ich war abgelenkt, als es nach Süden preschte, ein Fehler, der uns das Leben kosten könnte.« Galens Stimme klang bitter.
»Aber, Majestät, sie werden dem Geruch Eures Wamses und nicht unserer verwischten Spur folgen«, erwiderte Tuck, doch ein Schauder überlief ihn. »Wollen wir’s hoffen, Tuck, wollen wir’s hoffen.«
Der Wurrling blickte den Weg zurück, doch der Eingang zum Tal war bereits nicht mehr zu sehen, und er hoffte verzweifelt, dass ihr Trick die Vulgs und Ghole getäuscht hatte und keines dieser bösartigen Geschöpfe ihrer Fährte folgte. Wie lange ihre Flucht bereits währte, konnte Tuck nicht genau sagen, aber sowohl Gagat als auch Leichtfuß hatten bis an die Grenze ihres Durchhaltevermögens doppelte Last getragen, und sie waren dem Zusammenbruch nahe.
Galen hielt sein Pferd an, stieg ab und gab Tuck ein Zeichen, es ihm gleichzutun. Kaum stand der Wurrling im Schnee, hielt Leichtfuß taumelnd hinter ihm inne, und Gildor und Brega stiegen ebenfalls ab. Galen ging zu Fuß in Richtung Osten weiter und führte Gagat. Das Pferd zitterte bei jedem Schritt, sein Atem ging unregelmäßig, und seine Flanken waren schweißüberströmt - Tuck hätte weinen können wegen des geschundenen Tieres. Er schaute zurück zu Leichtfuß, und auch Gildors Pferd war bis an die äußerste Grenze geritten worden.
Von ihren Verfolgern sah Tuck nichts, doch der Weg hinter ihnen führte um eine Biegung, und ob die Ghule der falschen oder der richtigen Fährte folgten, wusste er nicht.
Galen betrachtete das Tal ringsum und runzelte nachdenklich die Stirn. »Irgendetwas an diesem Tal kommt mir seltsam vertraut vor, Tuck: die Straße, die Klamm zu unserer Rechten, der glatte Rand. Mir ist, als müsste ich es kennen, obwohl ich noch nie hier war. Es scheint eine Kindheitserinnerung zu sein, aber ich kann sie nicht einordnen.« Sie kamen um eine Biegung und blieben stehen, denn weniger als eine Meile vor ihnen lag das obere Ende des Tals: eine hohe Felswand, die senkrecht aus dem Talgrund sprang. Der Weg, dem sie folgten, führte schräg an der Klippe nach oben und verschwand dort. Ebenfalls in den Stein gehauen war eine steile Treppe, die bis hinter den Rand hinaufging, dann weiter eine Zinne empor, die hoch über der Steilwand stand, und schließlich auf einen Wachturm auf der Spitze der Zinne, der das ganze Tal überblickte. Hinter der Festungsanlage, und diese zwergenhaft erscheinen lassend, erhob sich das gewaltige Massiv des Grimmdorns in den Winternachthimmel. Gildor und Brega schlossen zu Tuck und dem König auf, und Brega flüsterte: »Es ist, wie wir vermutet haben: Wir sind im Ragad-Tal.«
»Ja, natürlich!« Galen schlug
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