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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Steinhöhen.«
    Eine Stunde später ließen sie den Wagenzug hinter sich und folgten der Poststraße nach Westen.
    An diesem Abend saßen sie weitab der Straße und schnitten Pfeile an einem kleinen, geschützten Lagerfeuer zurecht, dem ersten, das sie seit ihrem Aufbruch von der Feste Challerain angezündet hatten. Als Patrel aufschaute, sah er Tränen in Danners Bernsteinaugen glitzern. Danner starrte blind ins Feuer und sagte mit brechender Stimme: »Sie hat mich ihren Tänzer genannt, weißt du.«
    Die Poststraße schwenkte um die Schlachtenhügel herum wieder nach Süden, und auf ihr liefen die beiden Ponys, das Gescheckte mit Patrel und der Schimmel mit Danner, und über allem strömte das Schattenlicht.
    »Diese Straße sieht jetzt ganz anders aus als damals, als wir sie zum ersten Mal in nördlicher Richtung bereisten«, sagte Patrel.
    Danner brummte nur, und die Ponys trotteten weiter, während es zu schneien begann. »Willkommen im neuen Jahr«, knurrte Danner und sah zu den wirbelnden Flocken im Dusterschlund empor. Dann blickte er Patrel an. »Willkommen im neuen Jahr, mein Freund, denn heute ist der letzte Jultag. Und vergiss nicht: Heuer fangen unsere Schwierigkeiten erst so richtig an.« Und die beiden brachten ein mattes Lächeln zustande.
    Am Abend des sechsten Dunkeltags nach ihrem Aufbruch von der Feste Challerain kampierten sie auf einem Hang östlich des Punktes, wo sich der Oberlandweg und die Poststraße treffen.
    Danner stand da und blickte auf die Kreuzung hinab, und als Patrel ihm einen Becher heißen Tee brachte, sagte der kleinere der beiden Wurrlinge »Wenn ich daran denke, dass es erst vier Wochen her ist, seit wir die Spindelfurt überquert haben und aus den Sieben Tälern diese Straße heraufzogen… «
    »Vier Wochen?« Danner schlürfte seinen Tee, ohne die Straße aus den Augen zu lassen. »Es kommt mir vor wie Jahre statt Wochen. Jedenfalls fühle ich mich um Jahre gealtert.« Patrel legte ihm die Hand auf die Schulter. »Vielleicht bist du tatsächlich Jahre älter, Danner. Wir alle, vielleicht.«
    Vier Dunkeltage später ritten sie auf einem Damm über einen Graben und durch weit offene Tore in einer hohen Wehr mauer in das Dorf Steinhöhen. Rund hundert Steinhäuser erhoben sich an den Hängen der engen Talmulde, die sich in die Flanke eines größeren Hügels grub. Die Ponyhufe klangen hohl auf den Pflastersteinen und hallten von den Häusern mit ihren verschlossenen Fensterläden wider. Auf den leeren Dorfstraßen war nicht die geringste Bewegung zu entdecken.
    »Der Ort sieht verlassen aus«, sagte Patrel, holte den Bogen hervor und legte einen Pfeil an die Sehne.
    Danner sagte nichts, während auch er seine Waffe bereitmachte und mit den Augen die dunklen Eingänge und verschlossenen Fenster absuchte. Ein schneidender Wind kam auf, fegte um die Ecken und ließ kleine Schneebänder sich zwischen den groben Steinen hindurchschlängeln.
    Sie ritten weiter durch die leeren Straßen, bis sie schließlich an Steinhöhens einziges Wirtshaus kamen, dessen Schild im kalten Wind knarrte.
    »Wenn jemand hier ist, dann sind sie im Gasthof«, sagte Danner und sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Schild empor, das etwas wie ein weißes Einhorn auf rotem Grund zeigte und dazu die Worte: Zum Weißen Einhorn, Inh.: Bockelmann Bräuer.
    Steinhöhen war ein Dorf am westlichen Rand des dünn besiedelten Wildlands und lag an der Kreuzung der in Ost-West-Richtung verlaufenden Querlandstraße und der Poststraße, einer Nord-Süd-Verbindung. Es war ein Handelsplatz für Bauern, Waldbewohner und Hausierer. Das Weiße Einhorn mit seinen vielen Räumen beherbergte für gewöhnlich ein, zwei Reisende oder auch einen Siedler aus der Gegend, der über Nacht blieb. Gelegentlich kamen aber auch »echte« Fremde, wie etwa Soldaten des Königs, die von der Feste nach Süden unterwegs waren, oder eine Gruppe reisender Zwerge; in diesen Fällen schauten die Einheimischen unfehlbar auf ein, zwei Bier und einen Blick auf die Fremden in der Gaststube des Einhorn vorbei, sie hörten sich die Neuig keiten aus der Ferne an und es gab stets viel Gesang und Fröhlichkeit. Als aber Danner und Patrel die Tür entriegelten und eintraten, begrüßte sie nur Stille, denn das Gasthaus war kalt und dunkel, und in den Kaminen brannte kein Feuer. Patrel zitterte in der öden Kälte, während Danner einen Kerzenstummel fand und es fertig brachte, ihn anzuzünden.
    »Wo die Leute wohl alle geblieben sind?«, fragte Patrel,

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