Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Merrili blickte in die Runde, und das eisige Gefühl einer schlimmen Vorahnung ließ sie erschaudern.
VIERTES KAPITEL
Myrkenstein Speichel floss aus Modrus scheußlicher Eisenmaske, und seine Augen blitzten vor Wut. Mit einem rückhändig geführten Schlag krachte die Faust im schwarzen Panzerhandschuh in Laurelins Gesicht und schleuderte die Prinzessin zu Boden. »Khakt!« Auf Modrus durchdringenden Schrei hin huschte der stumme Rukh ins Zimmer. Sein Blick wanderte rasch hierhin und dorthin, er flitzte zum Spiegel und zog das schwarze Tuch über das Glas. Dann beeilte er sich, vor Modru zu buckeln und zu kriechen.
»Shuull«, zischte Modru, und der Stumme sprang nach draußen. Die Gestalt im schwarzen Umhang wandte sich wieder Laurelin zu. »Vielleicht bessern sich Eure Manieren nach einer Ruhepause in Eurer Unterkunft«, sagte der Böse und stieß ein zischendes Lachen aus.
Der stumme Rukh kehrte zurück und hatte zwei Lökha dabei.
»Shabba Dül!«, spie Modru, und die Lökha rissen Laurelin vom Boden hoch und schoben sie aus dem Raum.
Sie führten sie den zentralen Korridor entlang, bis sie zu einer schweren, eisenbeschlagenen Tür kamen. Ein Lökh brachte einen Schlüsselring zum Vorschein und steckte einen der Schlüssel klappernd ins Schloss, während der andere eine Fackel entzündete. Knarrend öffnete sich das Portal, und ein modriger Geruch schlug ihnen entgegen. Die Lökha führten Laurelin mit erhobener Fackel durch die Tür, und sie sah, dass sie sich in einem Treppenschacht befanden, in dem sich steile Stufen abwärts ins Dunkel wanden. Sie stiegen hinab, und die Prinzessin drückte sich an die schleimig-feuchte Wand zu ihrer Linken, denn auf der rechten Seite gab es kein Geländer. Und weiter ging es, eine Treppenflucht, eine zweite, Laurelin hörte auf, die Stufen zu zählen. Zuletzt kamen sie auf einen Absatz mit einer rostigen Eisentür, und obwohl die Stufen noch weiter in die Schwärze hinabführten, blieb der Lökh mit den Schlüsseln stehen und steckte rasselnd einen davon in das Vorhängeschloss. Unter Flüchen mühte er sich ab, den Schlüssel umzudrehen, der sich endlich auch knirschend bewegen ließ. Der Lökh hämmerte auf das Schloss, und es sprang auf. Er wuchtete das Schließband zurück und stieß ruckweise und langsam die Tür auf, bis sie sich hindurchzwängen konnten.
Hinter der Tür führte ein schmaler, gewundener Gang nach unten. In regelmäßigen Abständen versperrten ihn Eisengitter, aber sie ließen sich mit den Schlüsseln öffnen, und die Lökha brachten Laurelin immer weiter hinab. Zuletzt kamen sie in einen stinkenden Raum, übersät mit Schmutz und zersplitterten Knochen, aus denen das Mark gesogen worden war. Der gewundene Gang führte am Ende des Raums noch weiter, aber links befand sich eine vergitterte Zelle mit schmutzigem Stroh auf dem Boden, und in diesen fauligen Käfig wurde die Prinzessin gestoßen. Die Tür fiel krachend zu. Das Schloss rastete klirrend ein.
Dann machten die Lökha kehrt und stampften davon. Und das Licht nahmen sie mit. Laurelin hörte ihre widerlichen Stimmen und ihr blökendes Gelächter, während die beiden den Weg zurückgingen, den sie gekommen waren. Sie hörte, wie die Eisengitter rasselnd zufielen, und das rostige Knarren der Eisentür, die mit Gewalt zugestoßen wurde. Dann war sie allein in dem schwarzen Loch.
Laurelin streckte die gesunde Hand aus und bewegte sich langsam Schritt für Schritt vorwärts, bis sie das Gitter der Zelle erreicht hatte. Dann wandte sie sich nach rechts und tastete sich an den Stäben entlang, bis sie an eine Wand stieß. Erneut drehte sie nach rechts und schritt in der absoluten Finsternis die Wand ab, wobei sie ihre Schritte zählte.
Laurelins Zelle war fünfzehn Schritte breit und zehn Schritte tief. Drei Seiten bestanden aus schleimigem Stein, die vierte aus Eisenstäben. Verfaultes Stroh bedeckte den Boden. An der rückwärtigen Wand gab es einen kleinen Steinsockel, auf den sich Laurelin setzte, als wäre er eine Bank, den Rücken zur Wand, die Füße hochgezogen. Und allein in dieser pechschwarzen Finsternis presste sie die Stirn gegen die angezogenen Knie und weinte zum ersten Mal seit ihrer Gefangennahme.
Laurelin erwachte vom fernen Quietschen von Eisen und dem Klirren, als das Tor geöffnet wurde, und dann wuchs der Schein einer Fackel an, als jemand den gewundenen Gang entlangkam. Es war ihr Wärter, der Lökh. Das Fackellicht schmerzte in Laurelins Augen, und sie schirmte das
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