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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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kerzengerade da, hatte einen Pfeil an die Sehne gelegt, und in ihrem Kopf sprach leise Tucks Stimme. Tief einatmen. Halb ausatmen. Zieh bis zum Anschlag. Richte dein Ziel aus. Lass los. Wieder und wieder schickte sie Pfeile zu den Ghulen hinab, und jedes Mal flüsterte Tuck in ihrer Erinnerung. Und ihre Pfeile flogen, wohin sie zielte, und drangen in Brust und Herz der Ghule. Es spielte keine Rolle, dass ringsum offenbar Chaos herrschte und dass die Straße unten eine wogende Masse war, dass sich Helrösser aufbäumten und Speere auf Bokker geschleudert wurden und dass Todesschreie die Luft zerrissen. Alles, was zählte, waren Tucks Worte: Tief einatmen. Halb ausatmen. Zieh bis zum Anschlag. Richte dein Ziel aus. Lass los. Und Tod flog von ihrem Bogen.
    Doch die Ghule waren wilde Räuber, und sie warfen Speere auf die Wurrlinge. Andere stiegen ab, manche mit Pfeilen gespickt, und kletterten an den Pfosten der Vordächer hinauf zu den Bokkern, wo sie mit ihren Krummsäbeln wüteten, bis auch sie von Pfeilen aus nächster Nähe gefällt wurden, oder von Lanzen, welche die Wurrlinge eigens zu diesem Zweck gefertigt hatten. Merrili bemerkte den Ghul nicht, der zu ihr aufs Dach heraufkletterte, aber Patrel erledigte ihn mit einem Pfeil ins Herz.
    Unten auf der Straße schwand die Zahl der Ghule. Doch von der nördlichen Barrikade war ein Tumult zu vernehmen, da die zwanzig Ghule außerhalb der Falle sie aufzubrechen versuchten. Und tatsächlich gelang es ihnen, eine Bresche in die Sperre zu schlagen. Überlebende Ghule preschten auf die Lücke zu, während die Wurrlinge von Dach zu Dach sprangen und Pfeile auf die fliehenden Gegner abfeuerten. Die beiden von Danner befehligten Gruppen griffen die zwanzig Feinde draußen an, und Pfeile drangen mit einem dumpfen Geräusch in Leichenfleisch. Die Ghule wirbelten herum und rasten auf ihren Helrössern den unberittenen Wurrlingen entgegen.
    Manche wurden von Speeren durchbohrt, andere von Krummsäbeln erschlagen. Doch die Bokker wichen nicht zurück und zielten genau, und Pfeile drangen in Ghulenherzen. Zu Danners beiden Gruppen stießen die Lockvögel auf ihren Ponys, und diese Bokker schoben die Barrikade wieder an ihren Platz, bevor ein Großteil der eingeschlossenen Ghule freikam, so dass nur vier oder fünf von ihnen durch die Lücke entwischen konnten. Dann wandten sich die Lockvögel dem Gezücht draußen zu, und zischend sauste der Tod in die Reihen der einst so stolzen Ghule. Drei von ihnen jedoch entkamen den dornenspeienden Wurrlingen, und diese drei flohen voller Angst. In der Falle überlebte keiner.
    Und als die Wurrlinge sahen, dass die Schlacht von Lammdorf zu Ende war, brach gewaltiger Jubel aus, und Hochrufe auf Merrili wurden laut. Die aber drehte sich zu Patrel um und klammerte sich schluchzend an ihn, und Patrel sah die anderen an, als wollte er sagen: »Was soll man machen, sie ist eben eine Mamme.« Siebenundneunzig Ghule waren gefallen: sechs durch Speere auf den Dächern, die übrigen durch Pfeile ins Herz. Es war ein grandioser Sieg, aber er hatte auch einen hohen Preis gekostet:
    Neunzehn Wurrlinge waren tot und dreißig andere verwundet, teils durch Krummsäbel, teils durch Speere; manche der Verwundeten würden nie wieder kämpfen, die meisten jedoch würden gesunden, um weitermachen zu können. Die Nachricht von der Schlacht von Lammdorf verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den Sieben Tälern und stärkte den Mut der Wurrlinge, denn das erste Gefecht hatten sie gewonnen, und das Kleine Volk wusste nun, dass es die Ghule schlagen konnte. Auch die Nachricht von einer »Dorngängerin« machte die Runde, aber die meisten hielten das nur für ein Gerücht.
    Und im Nordwald, im Südwald und in anderen Gegenden schlossen sich Dorngänger zusammen, um für die Freiheit zu kämpfen. In den Oberdünen, den Lehmdünen und im Ostwald wurden Fallen errichtet und Ghule getötet. Und in Kleinmoor, Großmoor und dem Gebiet der Klippen im Westen lächelten die Wurrlinge, denn sie hatten schon die ganze Zeit gekämpft und wussten, dass die Ghule verwundbar waren, wenngleich die Zahl der toten Feinde in Lammdorf auch sie überraschte.
    In Biskens Scheune saß der Rat der Leutnants mit Hauptmann Patrel, Hauptmann Danner und Merrili zusammen. »Dann sind wir uns also einig«, sagte Patrel. »Wir wissen zwar noch nicht, wie wir es anstellen sollen, aber wir müssen den Kampf jetzt zu den Ghulen tragen - wir müssen ihre Festung in den Ruinen von Farnburg zerstören.«

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