Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Ruf hallte schallend in meinem Kopf wider, und ich konnte mich ihm nicht verweigern. Und so eilte ich vor Wut und Schmerz weinend weiter, denn ich wusste nun, dass die Rettung der Prinzessin missglückt war und dass nur ich die Meldung über Modrus Kräfte nach Arden tragen konnte.
Mein Pferd rannte wie noch nie, und die Meilen flogen unter seinen Hufen dahin. Es wäre gerannt, bis ihm das Herz zersprang, wenn ich es von ihm verlangt hätte, aber das tat ich nicht. Dennoch dauerte es nicht einmal vier ganze Tage, bis wir zurück im verborgenen Tal waren.
Das ist meine Geschichte, Alor Gildor; das ist meine Geschichte, König Galen. Aber sie ist noch nicht zu Ende, denn ich möchte mit Euch nach Gron zurückkehren und meine Kameraden rächen. Ich weiß allerdings nicht, wie, denn die Festung ist furchterregend, und auch wenn nicht einmal eine ganze Horde sie verteidigt, wird sie schwer zu bezwingen sein. Doch ich möchte Euch begleiten und es versuchen.« Flandrenas Elfenaugen hatten einen stählernen Glanz. »Wenn Euer Fürst es gestattet, ist Euer Schwert in mei ner Legion willkommen«, sagte Galen, und Talarin neigte den Kopf, um seine Zustimmung auszudrücken.
»Mein König«, ergriff Vidron das Wort, »Ihr habt einen Krieger gewonnen, aber Ihr seid im Begriff, fünfzehnhundert zu verlieren: Die Pferde der Wellener können nicht mehr Schritt halten. Vielleicht könnten die Lian des Ardentals uns mit Reittieren versorgen.« Galen sah Talarin an, und der Elf sagte: »Ehe ich Eure unausgesprochene Bitte beantworte, König Galen, müsst Ihr Euch erst die Neuigkeiten anhören, die Alor Inarion bringt, denn ich glaube, sie werden auf die Entscheidungen dieses Rates einen gewichtigen Einfluss haben.«
Alle Augen wandten sich nun Inarion zu, und der Elfenfürst hob zu sprechen an: »Vor sechs Dunkeltagen brach die Horde, die Modru geschickt hatte, um das Weitimholz zu unterwerfen, ihren Angriff gegen das Bündnis ab und begann einen Gewaltmarsch auf der Querlandstraße nach Osten. Sie liefen vierzig Meilen am Tag -«
»Vierzig Meilen am Tag!«, platzte Vidron heraus. »Aber sie sind zu Fuß! Wenigstens die Drökha und Rutcha gehen zu Fuß. Sind die Guula bei ihnen, oder reiten sie voraus?«
»Die Ghülka reiten mit der Brut und treiben sie unbarmherzig weiter nach Osten«, antwortete Inarion, »doch niemand weiß, warum, obwohl wir schon vermutet hatten, sie wollten das Ardental angreifen, um die geheime Zuflucht zu unterwerfen. Doch nun ist uns ein anderer Grund in den Sinn gekommen: Vielleicht haben sie vor, Eure Legion abzufangen, König Galen.«
»Vor sechs Dunkeltagen, sagt Ihr, begannen sie ihren Marsch… ai, ich glaube, genau an diesem Tag sind wir bei der Häthfurt in den Dusterschlund gekommen«, überlegte Galen. »Doch wie könnte Modru davon erfahren haben …?«
»Spione!«, entfuhr es Brega. »Seine Spione müssen die Straßen überwachen, die in den Dusterschlund führen.«
»Aber wie hat dann die Horde in Steinhöhen davon erfahren?«, fragte Patrel. »Durch seine Gesandten«, antwortete Tuck, und Fürst Gildor nickte. Patrel erschauderte, denn Tuck hatte ihm, Danner und Merrili von Modrus furchtbarer Macht erzählt, von anderen Besitz zu ergreifen. »Aber wieso die Horde in Steinhöhen?«, wunderte sich Tuck. »Ich meine, wieso nicht die in Drimmenheim? Die müsste nur über den Quadrapass marschieren und sich quer zum alten Rellweg aufbauen. Modru müsste uns doch fraglos von dieser Horde abfangen lassen.«
»Vielleicht sitzt sie noch immer in Kraggencor fest«, schlug Brega vor. »Vielleicht kann sie die Große Tiefe nicht überwinden, weil die Brücke eingestürzt ist.« Talarin sah den Zwerg neugierig an, denn das war eine Geschichte, die der Lian noch nicht kannte, aber ehe er eine Frage stellen konnte, erklärte Galen: »Ich glaube, wir haben seinerzeit im Schwarzen Loch den Vertreter des Bösen getötet; ob jedoch Modru damit von der Befehlsgewalt über diese Horde abgeschnitten ist, kann ich nicht sagen.«
»Was ist mit der Horde in der Feste Challerain?«, fragte Danner. »Marschiert sie ebenfalls in diese Richtung?«
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über Inarions Züge. »Es tut mir leid, euch schlechte Nachricht bringen zu müssen, mein Kleines Volk, aber die Horde aus der Festung ist in euer Land der Dornen einmarschiert.«
Was! Danner, Patrel und Tuck sprangen auf, während Merrili das Gesicht in den Händen vergrub.
»Wie? Die Horde ist in den Sieben Tälern?« Danner hatte
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