Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
von Rell!«, rief Galen.
»Häl, König Galen!« Talarin sprang, am Feuer angekommen, von seinem Ross und verneigte sich. Als der Hochkönig den Gruß des Elfenfürsten mit einem Nicken erwidert hatte, suchten Talarins Augen nach seinem Sohn Gildor, und die beiden Lian lächelten einander zu. Dann legte der Elf Tuck die Hand auf die Schulter. »So begegnen wir uns also doch wieder, Waerling.«
Und unter den übrigen Elfen, die sich nun ins Licht der königlichen Feuerstelle bewegten, war einer, den Tuck erkannte: Inarion! Fürst Inarion aus dem Weitimholz!
Eine noch viele größere Überraschung aber erwartete Tuck, denn ein weiterer Elf trat vor, und es war… Flandrena! Flandrena, der mit Vanidor, Duorn und Varion nach Gron hineingeritten war!
Und nun war er hier! Und auch Gildor und Galen waren bewegt, als sie den Liankrieger sahen, aber keiner sagte etwas, denn Inarion setzte zu einer Rede an. Er führte ein graues Pferd an einer langen Leine, und Tuck stiegen Tränen in die Augen, denn es war Sturmwind, das Ross des toten Königs Aurion. »König Galen, ich bringe Euch das Pferd Eures Vaters, wenngleich ich es ursprünglich nicht zu diesem Zweck aus dem Weitimholz weggeführt habe, da ich nicht erwartet hatte, Euch an der Grenze Ardens anzutreffen. Doch es ist ein schnelles Ross, und meine Not war groß, denn ich ritt eiligst zur geheimen Zuflucht, um schreckliche Kunde zu bringen, und ein geschwindes Ersatzpferd für meinen Schwingenfuß war lebenswichtig. Doch nun gebe ich Sturmwind aus meiner Obhut in die Eure: Vom Vater zum Sohn, von König zu König geht dieses edle Ross. Sorgt gut für ihn, denn er ist ein Pferd, wie es dem Hochkönig ganz Mithgars geziemt.« Inarion übergab Galen die Zügel von Sturmwind und verbeugte sich.
Galen nahm das Pferd und streichelte Sturmwinds Schnauze, und das Glitzern des Feuers spiegelte sich den Augen des Königs. Und Sturmwind sah Galen an und senkte dann den Kopf, als wollte er Galen seine Reverenz erweisen, aber dann hob er ihn sofort wieder und wieherte.
»Wir beide werden gut miteinander auskommen, alter Knabe«, sagte der Hochkönig mit vor Rührung heiserer Stimme, »aber jetzt verlangt es dich bestimmt erst einmal nach Getreide und vielleicht nach der Gesellschaft anderer Rössern Aber am liebsten würdest du wahrscheinlich auf einer sonnigen Wiese herumspringen oder ruhig unter Mond und Sternen grasen. Vielleicht eines Tages. Vielleicht… « Auf ein Zeichen des Königs hin übernahm ein Diener das Pferd, und Galen führte Talarin und seine Gefolgschaft zum Rat um das königliche Feuer. Sobald alle in einem großen Kreis saßen, richtete Talarin das Wort an Galen: »Schnelle Reiter brachten mir die Nachricht von Eurem gestrigen Lager an der Ardenfurt, und die Wachen oben auf der Steilwand haben den Verlauf Eures weiteren Weges signalisiert. Wohin Ihr aber unterwegs seid, das weiß ich nicht, und ich möchte Euch bitten, meine Neugier zu stillen.«
»Wir reiten zum Eisernen Turm in Gron«, erwiderte Galen, und Talarin machte ob dieser Mitteilung große Augen.
Nun wandte sich Talarin an Inarion. »Ai! Das könnte Eure Botschaft erklären, Alor Inarion.«
Dann sprach er wieder zu Galen: »Wir haben vieles zu besprechen, König Galen - furchtbare Nachrichten aus dem Westen. Doch mir bereitet Euer Kurs Sorge, denn Ihr habt weniger als siebentausend Streiter in Eurer Legion, sagen meine Kundschafter, und sieben mal siebentausend scheinen kaum genug, um Gron anzugreifen und die Mauern des Eisernen Turms zu bezwingen.«
»Wir haben keine Wahl, Vater«, sagte Gildor. »Vanidor… «
Talarins Miene verfinsterte sich kummervoll. »Vanidor hat im Sterben meinen Namen gerufen«, fuhr Gildor fort, »und mir diesen Rätselspruch gesandt:
Der Schwärzeste Tag, Das größte Übel…
Und wenn wir auch nicht mit Bestimmtheit wissen, was es bedeutet, so erklären wir es uns doch folgendermaßen: Der Schwärzeste Tag … wird eintreten, wenn in weniger als neun Tagen von nun an der Mond die Sonne über Gron verschlingt. Das größte Übel ist … Gyphon.« Talarin stieß einen Schreckenslaut aus, und ein düsterer Ausdruck trat auf die Mienen seiner Elfeneskorte. Gildor fuhr fort: »Wir glauben, Vanidor hat davor gewarnt, dass Modru am Schwärzesten Tag eine höchst schändliche Tat plant.«
»Das also ist die Prophezeiung, die Rael vorüberhuschen spürte!«, rief Talarin aus. »Und sie ist fürwahr schrecklich, wenn ihr richtig geraten habt. Aber wie ist das möglich?
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