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Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag

Titel: Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Modru schwadroniert hatte: Heute war der Schwärzeste Tag.
    Die Zeit schleppte sich dahin, Augenblicke wurden zu langen Minuten, und die Minuten dehnten sich zu Stunden, und langsam sickerte der Tag der Stunde des Sonnentods entgegen.
    Oft trat Laurelin ans Fenster, doch nichts hatte sich geändert; ihr Herz verzweifelte und sie hatte das Gefühl, als würde etwas Widerliches, Böses näher kommen, aber sie wusste nicht, was es war.
    Inzwischen war es beinahe Mittag, und erneut ging sie ans Fenster. Und als sie dort stand und schaute, brach auf den Wällen ein großer Tumult aus. Sie hörte das raue Schmettern von Rukhenhörnern. Dann ertönte das Klirren und Rasseln von Waffen, heiseres Fauchen und Schreien erklang, und Laurelin sah die Brut auf den Wällen in Richtung des Tores rennen.
    Und unten im Hof griff das Gezücht unter ihrem Fenster schreiend zu den Waffen und stürzte sich in das Getümmel. Das war ihre Gelegenheit!
    Rasch legte Laurelin ihren Umhang um, entfernte den Gitterstab und stellte ihn beiseite. Dann band sie ihr Stoffseil an einem verbliebenen Stab fest und warf es aus dem Fenster. Ihren Rucksack hatte sie ans Ende des Zopfes geknüpft, sodass er nicht weit entfernt auf das Pflaster fiel.
    Als sie an dem Seil zerrte, um die Festigkeit ihres Knotens zu prüfen, hörte sie Modrus wutentbrannte Schreie durch den Turm hallen, und vor ihrer Tür ertönte das Patschen von rennenden Füßen.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann wurde der Türriegel mit einem Ruck zurückgeschoben, und sie sah zwar nichts, aber sie hörte schlurfende Schritte hereinkommen und die Tür zufallen. Sie konnte ein raues Keuchen ausmachen, und dann kamen die humpelnden Schritte und der stoßweise Atem direkt auf das Fenster zu. Hinter den schweren Vorhängen griff Laurelin mit pochendem Herzen nach dem losen Eisenstab, hob ihn hoch über den Kopf und wappnete sich dafür, ihn mit einem tödlichen Schlag auf den Eindringling herabsausen zu lassen, um dann ihre Flucht zu vollenden.

FÜNFTES KAPITEL
     
    Der Schwärzeste Tag
     
    Auf dem Rücken von Sturmwind wandte König Galen die stahlgrauen Augen von der blassen Scheibe ab, die am südlichen Himmel im Zenit stand, und blickte nach Osten zum Eisernen Turm. Die dunklen Zinnen erhoben sich im Schattenlicht himmelwärts, drohend und unheilvoll ragte die schwarze Festung in den Dusterschlund. Und im Vordergrund gähnte ein finsterer Abgrund, der sich um die nackten »Wälle herumzog. Links von Galen stand Brega auf dem gefrorenen Boden, sein düsterer Blick wanderte über die Bastion, und dazu strich sich der Zwerg über den gegabelten Bart und murmelte leise vor sich hin. Rechts von Galen saß Fürst Gildor zu Pferde, und er hielt den Blick noch immer auf die blasse Scheibe am Himmel gerichtet. Und hinter Galen reihte sich mit gezückten Säbeln und wogenden Speeren die berittene Legion des Hochkönigs.
    »In nur zwei Tagen tritt der Sonnentod ein, König Galen«, sagte der Elf und ließ den Blick von dem schwachen Schein zu den Wällen wandern.
    Galen brummte nur, und seine Augen suchten den Stein der dunklen Zitadelle nach einem Schwachpunkt ab, an dem die Legion zuschlagen konnte. Und irgendwo in der Trutzburg des Prinzessinnenräubers saß seine Laurelin in Gefangenschaft - falls sie noch am Leben war.
    In einer Reihe unmittelbar hinter dem König sprachen die Wurrlinge untereinander: »Hoi, Tuck«, rief Danner aus, »schau, dort am Hauptturm, dem hohen.«
    »Ich sehe es, Danner, ich sehe es.« Tucks Stimme war grimmig, denn auch er sah, dass rund um die Spitze des Turms ein dunkler Strahlenkranz strömte. »Fürst Gildor«, rief der Bokker, »seht ihr diesen schwarzen Hof um den höchsten Turm?«
    Der Lian ließ den Blick zu der Zinne wandern. »Nein, Tuck. Den nehmen einzig eure Waerlingsaugen wahr.«
    »Vielleicht beherbergt dieser Turm irgendeine schreckliche Vorrichtung des Bösen«, spekulierte Patrel, und seine grünen Augen beobachteten die fließende Schwärze, welche die Turmspitze einhüllte.
    »Vielleicht beherbergt dieser Turm das Herz des Dusterschlunds«, schlug Merrili nach einem Augenblick vor; und bei ihren unheilvollen Worten schlug Tucks Herz heftig in der Brust, denn sein saphirblauer Blick sah die furchtbare Schwärze pulsieren. Und Tuck wusste in diesem Moment, dass von diesem Turm nicht nur das Schattenlicht des Dusterschlunds ausströmte, sondern all das Böse, das Mithgar zurzeit heimsuchte. Der Bokker erschauderte bei diesem Gedanken,

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