Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
in dieser Entfernung leicht ausweichen. Als sich der Tag jedoch in die Länge zog, wurde die Stimmung zunehmend gereizt, denn der Feind schleuderte außer Speeren auch Beleidigungen, und die Legion schlug nicht zurück.
Und als es Mittag wurde, zeigte sich schwach das blasse Leuchten der Sonnenscheibe -
ein Leuchten, das höchstens eine Viertelstunde anhalten würde.
Tsung!
Fürst Gildor wandte den Blick von der kaum wahrnehmbaren Scheibe ab. »König Galen, wir müssen bald etwas unternehmen, denn morgen um diese Stunde tritt der Schwärzeste Tag ein.«
Galen nickte und sagte: »Ich denke mir, Fürst Gildor, dass wir zur richtigen Zeit zuschlagen müssen - dann nämlich, wenn wir Modrus Pläne auch wirklich zunichte machen können. Wenn wir es zu früh versuchen und scheitern, wird unsere Mühe vergebens gewesen sein. Und wenn wir zu lange warten, wird jede Anstrengung zu spät kommen. Jawohl, wir müssen zu einer Zeit losschlagen, zu der die Aussicht, den Bösen abzulenken, am größten ist; dann können wir, unabhängig davon, ob es uns gelingt, die Festung zu erstürmen oder nicht, immer noch dafür sorgen, dass sein Plan zunichte gemacht wird.
Doch Ihr habt recht: Wir müssen bald etwas unternehmen. Ich glaube, es ist nun an der Zeit, den Kriegsrat einzuberufen, damit wir Flandrenas Plan erörtern.« Galen wandte sich an Feldmarschall Ubrik. »Ruft den Rat zu mir. Lasst uns mit diesem Krieg beginnen.« Tuck und Merrili kamen als Letzte zum Kriegsrat und nahmen in der bereits versammelten Runde ihre Plätze zwischen Danner und Patrel ein. Tuck ließ den Blick über den Kreis schweifen - ein Kreis aus Menschen, Elfen, Wurrlingen und einem Zwerg. Vor allen thronte Hochkönig Galen, und seine Miene war ernst. Zu seiner Rechten saßen Prinz Igon, Marschall Ubrik und vier weitere grimmige Krieger aus Valon. Links von Galen kamen zwei Elfen und dann die vier Wurrlinge. Und gegenüber von Galen schloss Brega den Kreis, der seine Zwergenaxt Drakkalan mit beiden Händen auf dem Schoß umklammert hielt.
»Ihr alle habt gesehen, welche Schwierigkeiten Modrus Festung bietet«, begann Galen. »Hoch sind die Wälle und gut bewacht von der Brut. Diese Wälle allein wären schon schwer zu bezwingen, selbst wenn wir Belagerungstürme hätten, um sie zu stürmen. Wir haben jedoch keine, und es liegt kein Wald in der Nähe, der das Holz für den Bau von solchen Türmen liefern würde. Aber auch wenn es einen nahen Wald gäbe, könnten wir diese Mauern nicht auf üblichem Weg überwinden, denn die Festung ist vollständig von einem mächtigen Graben umgeben - einem Graben, der noch von keiner Belagerungsmaschine überquert wurde. Nur einen Weg gibt es über diesen Abgrund in die Burg, und dieser Weg führt über eine Zugbrücke, die nun fest an das Bollwerk geklappt ist.
Vor uns liegt also das Problem, wie wir die Legion zum Einsatz bringen können. Wie können wir den Graben überwinden, die Wälle übersteigen und die dunkle Zitadelle erstürmen?«
Galen ließ seine Frage eine Weile im Raum stehen, dann nickte er Flandrena zu, und die sanfte Stimme des schlanken Elfen beendete die Stille: »Wie Ihr gesagt habt, König Galen, stehen uns keine Mittel zur Verfügung, um die gewaltigen Belagerungsmaschinen zu bauen, die für eine Überbrückung der Kluft und die Erstürmung der Mauern nötig wären. Und selbst wenn dies der Fall wäre, hätten wir nicht die Zeit, sie bis zum Anbruch des Schwärzesten Tages zu bauen. Deshalb können wir meiner Ansicht nach nur folgenden Plan versuchen: Während die Legion für Ablenkung sorgt, muss ein kleiner Trupp heimlich zuerst durch die Schlucht und dann über die Mauern von Modrus Festung klettern, so wie es Vanidor, Duorn und Varion getan haben. Und dann muss diese Gruppe die Winde der Zugbrücke erobern, die Brücke herablassen und das Fallgitter öffnen. Und wenn das erledigt ist, können Teile der Legion hinüber in die Höfe der Burg stürmen und die Horde beschäftigen, bis das gesamte Heer nachrückt. Ja, es ist ein einfacher Plan, aber ich glaube, es ist der einzige, der in der verfügbaren Zeit gelingen kann. Dennoch steckt er voller Gefahren, denn vieles hat sich geändert, seit Vanidor, Duorn und Varion die Mauern erstiegen haben: Rüpt patrouillieren nun am Rande der Schlucht, drüben am Fuß der Wälle. Auf den Bollwerken wimmelt es von der Brut. Und die Route, die meine Brüder über den Graben nahmen, ist nicht mehr zu benutzen, denn nahe der Felsspalte, in der sie
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