Mithgar 13 - Zwergenzorn
gelangen.
Dennoch müssen Eure Kundschafter auf jeder Route beständig nach Anzeichen für den Vorbeimarsch von Yrm, nach neugierigen Augen und nach Hinterhalten Ausschau halten – sogar hier im Norden, insbesondere in der Nähe der Berge und im Gebirge selbst –, denn wir wissen nicht mit Sicherheit, wie weit sich diese Plage ausgebreitet hat.«
Wiederum gab es zustimmendes Gemurmel im Kreis und Durek wartete diesmal, bis es von allein verstummt war. Dann fragte er: »Gibt es noch andere Fragen zum Buch des Raben, zu Bregas Weg oder zu König Darions Informationen? Nicht? Dann lasst uns über unsere Handlungsmöglichkeiten reden.«
In den darauffolgenden Stunden wurden viele Worte gewechselt und reichlich kluge und nicht so kluge Vorschläge gemacht und akzeptiert oder verworfen. So gut wie alles wurde diskutiert, und die Sonne sank tiefer und verschwand. Ein Feuer wurde angezündet und immer noch wurden die Beratungen fortgesetzt. Schließlich erhob sich Durek und ergriff das Wort.
»Wir haben zwei Angriffspläne entwickelt, die vernünftig zu sein scheinen, aber beide sind mit unbekannten Risiken verbunden und können daher scheitern.
Erstens können wir durch das Morgentor im Osten eindringen und versuchen, den bodenlosen Abgrund zu überwinden. Die diebischen Grg müssen jetzt irgendeine Brücke über den Abgrund haben, denn sie strömen in großer Zahl aus dem Morgentor und ziehen sich durch dasselbe Portal zurück, folglich müssen sie eine Möglichkeit haben, die Große Tiefe zu überqueren. Aber es ist gewiss, dass diese Brücke mit Vorrichtungen gesichert ist, um Eindringlingen den Zutritt zu verwehren. Vielleicht ist es eine Zugbrücke. Nach allem, was wir wissen, könnte es auch ein Steg sein, der so präpariert ist, dass er in den Abgrund fällt, wenn die Grg etwas Bestimmtes tun. Also können wir uns nicht darauf verlassen, diesen Übergang zu erobern. Um also durch diesen Eingang angreifen zu können, müssen wir Brücken von großer Spannweite bauen und sie durch das Morgentor zur Großen Tiefe schleppen. Dieses Portal ist mit Sicherheit schwer bewacht und zwischen Kraggencor und dem Argon wimmelt es von Grg-Trupps – auf diesem Weg einen Überraschungsangriff bewerkstelligen zu können, ist unwahrscheinlich. Aye, wir können damit rechnen, dass uns die gesamte Grg-Armee auf der anderen Seite der Kluft erwartet. Und diesen Abgrund im Angesicht eines vorbereiteten Feindes zu überqueren, wird schwierig – vielleicht unmöglich –, denn noch niemals hat ein angreifendes Heer in einem Krieg die Überquerung der Großen Tiefe geschafft, obwohl viele es versucht haben.
Unsere zweite Möglichkeit besteht darin, durch die Dämmertür im Westen einzudringen. Hier erwartet uns vielleicht eine riesige Kreatur von großer Stärke, die den Weg versperrt. Vielleicht ist das Portal selbst unter Tonnen von Gestein begraben. Die Torflügel könnten unbrauchbar und nicht mehr zu bewegen sein – und Barak glaubt, dass sich solche Tore nur von innen reparieren lassen. Doch die Kammern und Gänge an jenem Ende sind sehr wahrscheinlich unbewacht. Wenn wir uns von Westen her Zutritt verschaffen können, werden wir Gnar und seine Truppen überrumpeln. Unsere Erfolgsaussichten sind viel größer – wenn wir hineingelangen.«
Durek stand eine Weile in Gedanken versunken da, und im Kreis herrschte Schweigen. Der gesamte Rat wartete. Zwirn dachte: Es ist so offensichtlich wie eine Pikenstange. Der einzig gewisse Weg führt durch das Morgentor und über den Abgrund – aber nicht, wenn die Armee des Gezüchts dort ist. Der einzig sichere Weg hinein ist der am Schwarzen Teich vorbei und durch die Dämmertür – aber nicht; wenn der Kraken dort lauert, und nur, wenn die Tür geöffnet werden kann.
Schließlich sagte Durek: »Ich entscheide folgendermaßen: Wir gehen durch die Dämmertür.« Bei diesen Worten entwich in der ganzen Runde reichlich angehaltener Atem. Viele Ratsmitglieder entspannten sich. Durek hatte seine Wahl getroffen. Der Zwergenkönig fuhr fort. »Wenn wir nicht am Wächter vorbei kommen, falls er noch leben und dort sein sollte, oder wenn sich die Tür nicht öffnen lässt, können wir vielleicht über den Quadra-Pass und den Quadra-Lauf einen Bogen schlagen und durch das Morgentor einfallen – obwohl ich schätze, dass die Schneefälle den Weg über die Berge bis dahin unpassierbar gemacht haben werden. Wenn der Pass geschlossen ist, müssen wir nach Süden marschieren, durch die
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