Mithgar 15 - Drachenbann
der Dunkelheit in den Himmel empor. Er zog seinen langen, strahlenden Schweif hinter sich her, während das Land unter ihnen immer wieder bebte und zitterte.
In den Stunden vor der Dämmerung schleppten Gwylly und Faeril wieder Wasserschläuche zu den Schlittenführern hinaus. Die Hunde witterten die Wurrlinge und sprangen hastig aus den Mulden, die sie sich im Schnee gegraben hatten, und schüttelten Eiskristalle aus ihrem Fell, das so dicht war, dass es keine Körperwärme abgab, die den Schnee unter ihnen hätte zum Schmelzen bringen können.
Nach einem kalten Frühstück setzten die Gespanne ihre Reise zum Grimmwall fort. Die Gebirgskette war mittlerweile so nahe, dass Faeril glaubte, sie berühren zu können, wenn sie nur die Hand ausstreckte.
»Strak! Strak!«, riefen die Schlittenführer, und die Hunde hielten ihren geraden Kurs. Gwylly, Faeril, Riatha und Aravan wurden in ihren Schlitten über den Schnee, der im Mondlicht silbergrau schimmerte, weitergetragen. Sie glitten unter den platinfarbenen Strahlen hinweg, bis schließlich das Licht des späten Sonnenaufgangs den Himmel färbte. Endlich ging die Sonne auf, obwohl sie sie gar nicht sehen konnten, da sie im Schatten des Gebirgsmassivs fuhren.
Sie näherten sich den Bergen, fuhren geradeaus auf die hohen Wände aus Fels und Eis zu. Gelegentlich bebte die Erde unter ihnen und schien den neuen Tag anzukündigen.
Der Grimmwall türmte sich jetzt hoch vor ihnen auf, und es kam ihnen so vor, als beabsichtigten die Schlittenführer, in die Granitwände geradezu hineinzufahren. Bis sie schließlich zu einem breiten Fluss am Fuß dieses blanken Felsens gelangten. Er war breit und flach, und das vom Wind gepeitschte Wasser schien zu einer Masse dunkelgrauen Eises gefroren, dessen Oberfläche von Rissen und Spalten durchfurcht war.
»Venstre!«, schrien die Schlittenführer, und die Hunde gehorchten, bogen nach links ab und rannten über dieses graue Eis, entlang der gewaltigen schwarzen Flanken des Gebirges.
Eine Stunde lang fuhren sie so weiter, bis B’arr plötzlich »Stanna!« schrie und auf das Fußbrett trat, das zwischen den Kufen am Ende montiert war. Die Krallen der Schleppbremse gruben sich in das Eis und brachten den Schlitten rutschend zum Stehen, während die Hunde in einen Trott fielen, nur noch gingen und schließlich ganz anhielten. Sie blickten zurück und sahen sich dann neugierig um.
»Was gibt es, B’arr?«, erkundigte sich Faeril, warf die Felle zurück und versuchte, aus dem Schlitten zu steigen.
Tchuka und Ruluk brachten ihre Gespanne neben ihnen zum Stehen, hielten jedoch einen respektvollen Abstand von ihnen und auch voneinander, damit ihre Hunde nicht um die Hackordnung kämpften.
Faeril hatte sich mittlerweile aus dem Schlittenkorb gearbeitet und wiederholte ihre Frage. »Was ist los, B’arr? Stimmt was nicht?«
Der Schlittenführer deutete auf das Eis. An der bezeichneten Stelle schimmerte es rosa. »Blut.«
»Blöd!«, rief er Tchuka und Ruluk zu. »Sorge fürdin Spans!«
Dann wandte er sich wieder zu Faeril herum, neben der jetzt auch Gwylly aufgetaucht war. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen auf ihre Hunde achten. Eis zerschneidet Pfoten.«
Der Schlittenführer untersuchte jetzt seine Hunde, und zwar einen nach dem anderen, bis er zwei fand, die Wunden in ihren Pfoten aufwiesen, die von den scharfen Kanten des Eises herrührten. Er trat zum Schlitten zurück, nahm einen Beutel heraus und zog … »Stiefel!«, rief Faeril und lachte trotz ihrer Unruhe, als sie sah, was B’arr da zutage gefördert hatte. »Hundestiefel!«
»Renhud!«, bestätigte B’arr und grinste Faeril an. Er zog jedem der geduldig wartenden Hunde die Stiefel über die Pfoten und band sie zu. »Schützen vor Schnitten. Hunde mögen sie nicht, aber tragen sie, wenn sie laufen.«
Faeril hockte sich neben B’arr. Die Damman streichelte das Fell eines Hundes, Kano, und wehrte seine Liebesbekundungen ab, als er versuchte sie abzuschlecken. »Aber Ihr werdet sie doch verbinden, wenn wir zur Nacht rasten, oder?«
B’arr zog einem anderen Hund einen Stiefel über die Hinterpfote. »Nein, Mygga. Hunde mögen das nicht. Beißen Verband ab. Lecken die Wunde, wie sie Gesicht von Mygga lecken. Lecken Wunde sauber. Machen sie gut.«
Dann lachte B’arr, als Keno erneut versuchte, Faeril zu lecken und die Damman seine Zuneigungsbekundung abwehrte. »Lasst Keno Gesicht lecken, Kleine; wenn Ihr krank seid, macht er Euch nicht gesund, aber Ihr fühlt Euch
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