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Mithgar 15 - Drachenbann

Mithgar 15 - Drachenbann

Titel: Mithgar 15 - Drachenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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sehr langsam, drehen sich, solide Nebenströmungen aus Eis, die für immer im Griff der Berge neben ihnen gefangen bleiben.
    Der Strom verursacht gewaltige Risse in dem Eis, schmale Klüfte, die sich öffnen und schließen, wenn das Eis fließt oder sich zurückzieht, wie klaffende Mäuler, die sich auftun und alles schlucken, was in sie hineinfällt, und die sich dahinter wieder schließen, es dabei zermalmen, zertrümmern und zermahlen.
    So ist es seit Anbeginn der Zeiten, seit der Winter anfing, seit die driftenden Kontinente aufeinanderkrachten und Berge bildeten. So ist es seit der Geburt des Grimmwall.
    So war es auch bis in die jüngste Zeit hinein. Denn etwas hat nun diese gewaltige Eismasse aufgeschreckt, diesen ungeheuren Gletscher. Vor dreieinhalb Jahrtausenden, ein winziges Zucken in der Zeitrechnung der Gletscher, wurde ein Drache im Grimmwall getötet. Es war der Schwarze Kalgalath, und seine Vernichtung hat eine gewaltige Unruhe in der Erde hervorgerufen. Gewaltige Beben erschütterten die Welt, die Erde zitterte. Und das hat selbst der Große Nord-Gletscher gespürt. Gewaltige Risse und Spalten bildeten sich, das Eis riss und brach, und die ganze Masse rutschte in einer bislang nie gekannten Geschwindigkeit voran. Riesige Brocken stürzten von seiner Flanke auf die Ebene darunter herab, dort, an seinem Endpunkt. Dennoch, mit der Zeit ließen die Schauer nach, obwohl sie noch immer nicht ganz aufgehört haben - was sie auch niemals tun werden. Denn der Kontinent selbst wurde verworfen, dort im Grimmwall, und das Driften des Landes selbst sorgt dafür, dass die Kontinentalplatten aneinanderreihen. Die Stöße und Risse, die sich daraus ergeben, manifestieren sich an diesem so störbaren Ort als Beben.
    Und selbst der Große Nord-Gletscher wird von diesem Schütteln und Rütteln des Landes in Mitleidenschaft gezogen, den Konsequenzen des Todes eines Drachen.
    Und dennoch, der Wind weht, der Winter kommt, und die Stürme hämmern vom Nordmeer heran, türmen Schnee auf den Gletscher, füllen ihn wieder auf zu dem, was er einst war, was er noch ist und was er auch bleiben wird: das Relikt einer Eiszeit, das auf seine Wiedergeburt wartet.

6. Kapitel
     
    GRIMMWALL
     
    Spätwinter, 5E988 [Gegenwart]
     
    Es war noch dunkel, als Riatha und Aravan die anderen weckten. Doch in dieser Jahreszeit wurde es in den nördlichen Gegenden Mithgars erst spät hell. Dennoch hatte Faeril das Gefühl, nicht genug Schlaf bekommen zu haben. Gwylly wirkte ebenfalls noch müde und gähnte herzhaft in der kalten Nachtluft.
    Als sie ins Gebüsch traten, um sich zu erleichtern, fiel den beiden Wurrlingen das Auge des Jägers auf, das tief am westlichen Himmel zu sehen war.
    »Bei Adon!«, entfuhr es dem Bokker. »Da überläuft es einen heiß und kalt, stimmt’s?«
    Faeril antwortete nicht, dafür sprach ihr grimmiges Schweigen Bände, als sie durch den knirschenden, im Licht der Sterne funkelnden Schnee stapfte.
    Als die Wurrlinge wieder zu den anderen zurückkehrten, wehte ihnen der Duft von frisch gebrühtem Tee entgegen, in den sich der beißende Gestank von brennendem Ren-Dung mischte. Hastig verzehrten sie das kalte Frühstück aus Dörrfleisch und Brot, das von dem heißen Tee ein wenig aufgewärmt wurde. Während der Mahlzeit ging Riatha unruhig hin und her. Sie hatte es eilig aufzubrechen, trat immer aus den Ruinen heraus und spähte durch die Dunkelheit nach Süden, auf die im Licht der Sterne sichtbaren, schwarzen Schatten des fernen Grimmwall-Massivs.
    Wie in der Nacht zuvor schmolzen die Schlittenführer Schnee, um daraus Wasser für die Hunde zu gewinnen; sie benutzten kupferne Pfannen dafür und füllten das Schmelzwasser in die vielen Wasserschläuche, die jedes Gespann mit sich führte. »Hunde trinken nicht genug«, hatte B’arr in seiner gebrochenen Gemeinsprache erklärt. »Schlittenführer bringen Hunde zum Trinken. Dann haben sie genug makt, Stärke und Ausdauer. Schnee fressen ist schlecht. Friss Schnee, stiehlt makt. Schnee macht Hunde kalt innen. Hund braucht mehr Fressen, damit wieder warm. Mehr Fressen bringt makt zurück. Aber Fressen ist manchmal … manchmal wenig, manchmal nicht genug, wenn wir nicht gut jagen, fischen, oder lange reisen und nicht viel Fressen dabei haben. Wir geben Wasser. Wasser trinken, gut. Hund bleibt warm innen, wenn er Wasser trinkt, wird nicht kalt, wie wenn er Schnee frisst; müssen keine Nahrung verschwenden, um makt zu bekommen.«
    Noch während der Schnee schmolz,

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