Mithgar 16 - Drachenmacht
dass mich das Sonnenlicht töten könnte? Bah! Ich bin ein Gestaltwandler und werde niemals sterben, denn niemand ist klug genug, mich zu töten. Wenn ich nicht durch reines Silber, das seltene Sternensilber, durch Feuer oder die Fänge einer Kreatur meiner Art getötet werde, lebe ich ewig.
Elfen sind nicht die einzigen Unsterblichen.
Und was Euren erbärmlichen Versuch angeht: Ich befand mich in meiner derzeitigen Gestalt, in der die Sonne mir nur Schmerzen zufügen kann … Wofür Ihr allerdings teuer bezahlen werdet.
Doch merkt auf: Ich leide nicht unter Adons Bann, im Gegensatz zu meinem jemadar«, er deutete auf den Ghül, »der im Tageslicht tatsächlich sterben würde. Seht, was selbst ein schwaches Dämmerlicht ihm angetan hat! Sein Gesicht und sein Arm sind verbrannt, entstellt. Dabei stand er weit hinten in der Vorhalle, als Ihr den Fensterladen öffnetet, und nur ein schwacher Abglanz des Lichts fiel auf ihn. Aber es verbrannte ihn wie ein Feuer, bis er aus seiner Reichweite floh.«
»Zu schade«, gab Gwylly zurück. »Ich hätte warten sollen, bis er näher herangekommen war.«
Stoke murmelte ein Wort in Slük. Der Ghül trat vor, und schmetterte Gwylly die Faust ins Gesicht. Der Hieb riss den kleinen Wurrling von den Füßen, er krachte gegen die Wand und sackte daran zu Boden.
»Du Schurke!«, schrie Faeril und sprang auf den Ghül zu, wurde jedoch von ihren Ketten zurückgehalten.
»Faeril, nein!«, schrie Gwylly auf Twyll und rappelte sich auf, während das Blut aus seiner Nase troff. »Es geht mir gut, und ich will nicht, dass er dir etwas tut!«
Der leichenblasse Feind trat zurück, den roten Mund zu einem klaffenden Grinsen aufgerissen. Erneut murmelte Stoke etwas auf Slük, und der Ghül, immer noch grinsend, trat zu einem der steinernen Pfeiler und nahm einen Schlüssel aus einem Spalt.
»Offenbar«, sagte Stoke zu Gwylly, »ist Euch dieser weibliche Zwerg also lieb. Jetzt weiß ich, wie Ihr leiden werdet.«
Der Ghül packte Faerils Handgelenke und schloss die Fesseln auf. Die Damman wehrte sich und trat - jedoch vergeblich -, als er sie in die Mitte des Verlieses zwischen die Leichen zerrte, die immer noch aufrecht standen.
»Stoke! Du skuth, schrie Gwylly und riss an seinen Ketten. »Lass sie in Ruhe, du Mordbube!«
Riatha und Aravan zogen in grimmigem Schweigen an ihren Ketten, doch das Eisen gab nicht nach.
Stoke lächelte und drehte sich herum, um zu beobachten, wie der Ghül Faeril an einem Arm anhob und ihr Handgelenk in eine der von der Decke baumelnden Schellen legte. Mit ihrem anderen Arm verfuhr er genauso, während die Damman um sich trat und ihm Flüche auf Twyll an den Kopf warf.
Stoke winkte den Ghül zu sich und drehte sich zu dem Bokker herum. »Ah, keine Angst, Zwerg, denn Ihr dürft aus nächster Nähe zusehen.«
Mit unglaublicher Kraft packte der Ghül Gwyllys Wams, knurrte den Wurrling an, der ihm so viel Schmerzen bereitet hatte und hämmerte Gwylly gegen die Wand, bis er betäubt war. Dann löste der Ghül rasch die Schellen und zerrte auch Gwylly in die Mitte des Raumes, hob ihn hoch und kettete ihn schräg gegenüber von Faeril an.
Hinter ihnen stimmten Riatha und Aravan ein Sterbelied an, denn sie konnten nichts tun, also sangen sie zu Adon, baten Ihn, die Seelen der Kleinen in sein Reich aufzunehmen.
Nachdem der Ghül den Schlüssel wieder in die Nische gelegt hatte, trat Stoke zu dem Tisch mit den Instrumenten und nahm eine Phiole mit einer blutroten Flüssigkeit hoch. Damit trat er vor Faeril und hielt die Phiole in das Licht der Laterne. »Ihr müsst das trinken, denn ich möchte nicht, dass Ihr vor Vergnügen ohnmächtig werdet. Dieses Elexier wird Euch bis zum Ende wach halten und die exquisiten Empfindungen noch verstärken, die ich Euch angedeihen lasse … so, wie ich es auch bei den anderen getan habe.« Er deutete auf die Toten, deren starre Augen geöffnet waren und deren Kiefer grauenvoll auseinanderklafften. »Bei Euren Waffengefährten.«
Stoke hielt der Dammia die Phiole hin, aber sie drehte den Kopf weg und presste die Lippen fest zusammen.
»Was? Ihr vertraut mir nicht? Aber das ist kein Gift, seht selbst…« Stoke setzte die Phiole an seine Lippen und trank einen Schluck. »Nur ein kleines Schlückchen, mehr ist gar nicht vonnöten.«
Erneut hielt er sie Faeril hin, aber sie bog nur den Kopf zurück.
Stoke gab dem Ghül ein Zeichen, der die Damman daraufhin festhielt, während der Baron ihr die Flüssigkeit mit Gewalt
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