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Mithgar 16 - Drachenmacht

Mithgar 16 - Drachenmacht

Titel: Mithgar 16 - Drachenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Armschienen oder Handschuhe. Das Metall war direkt auf ihr rohes Fleisch und ihre Knochen - an Kopf, Armen und Beinen - geschnallt. Einige der Abgeschlachteten waren offenbar schon lange tot, während andere gerade erst ermordet zu sein schienen. Alle waren gehäutet und gepfählt worden. Faeril zählte sie durch: neun Verfaulte, mit verwesendem Fleisch, das bereits schnell verfiel, vierzehn recht frische Tote, die wie Vieh geschlachtet und noch nicht der Verwesung anheim gefallen waren. Neun alte Opfer, vierzehn neue. Aber wo …? Faeril keuchte, als sie begriff. Die vierzehn, das waren die Gefangenen von der Karawane. Stoke hat sie alle ermordet! Faeril riss ihren Blick von den Kadavern los, unfähig, diese Gemetzelten weiter anzusehen.
    Riatha hatte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt und nahm mit dem Blick ihrer silbernen Augen die Kammer und ihre Grauen erregenden Bewohner in sich auf.
    Neben ihr bewegte sich jetzt auch Aravan.
     
    Faeril durchsuchte ihre Kleidung nach etwas, mit dem man ein Schloss öffnen könnte, auch wenn sie in diesen Dingen keine Erfahrung hatte. »Nichts«, sagte sie schließlich und sah Aravan an.
    Der Elf richtete den Blick auf Gwylly, der ebenfalls den Kopf schüttelte. Riatha, die durch den Raum auf Urus’ Morgenstern blickte, schüttelte ebenfalls den Kopf. »Das dachte ich mir«, erklärte Aravan. »Sie haben uns alles weggenommen, das als Dietrich fungieren könnte.«
    Gwylly ließ sich zurücksinken und hob dann den Kopf. »Habt Ihr Euer Amulett noch, Aravan?«
    Der Elf nickte. »Aye, und es ist eiskalt. Wahrscheinlich haben sich Stokes Schergen davor gefürchtet und fassen es nur an, wenn man sie dazu zwingt.«
    Der Elf drehte sich herum, stemmte die Füße gegen die Wand und nahm die schlaffe Kette in die rechte Hand. Nicht zum ersten Mal versuchte er, ein Kettenglied zu sprengen oder die Halterung aus dem Stein zu lösen. Aber es fruchtete nichts.
    »Ziemlicher Schlamassel, oder?«, meinte Gwylly.
    »Was … was hast du gesagt, Gwylly?«, erkundigte sich Faeril. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Ich sagte, wir haben uns diesmal in einen ziemlichen Schlamassel hineinmanövriert. Das ist doch so, oder?«
    Die Damman sah ihren Bokkerer an. »Zudem ist es einer, aus dem wir vermutlich nicht lebendig herauskommen werden.«
    Auch wenn sie sich nicht erreichen konnten, hielt Gwylly ihr seine Hand hin. »Ach, Liebste, noch atmen wir. Und wo Leben ist … Ich will sagen, wir müssen uns darauf gefasst machen, jede noch so kleine Chance zu ergreifen, um uns zu befreien. Wenn auch nur einer von uns überlebt, besteht noch die Möglichkeit, Stoke zur Strecke zu bringen. Da wir übrigens gerade von Stoke sprechen: Vielleicht ist er ja bereits tot, im Tageslicht zu Staub zerfallen.«
    Riatha schüttelte den Kopf. »Nein, Gwylly. Ich glaube, er hat das Licht der Sonne überlebt. Diese Glaskugeln, die durch die Mordlöcher heruntergefallen sind … Stoke hat so etwas schon einmal benutzt.«
    »Ich weiß«, antwortete der Bokker. »Davon habe ich im Tagebuch der Erstgeborenen gelesen.«
    »Wie spät es wohl sein mag?«, überlegte Faeril.
    »Kurz vor Sonnenuntergang«, antwortete Aravan, dessen Elfengabe auch unter seiner Einkerkerung nicht gelitten hatte.
    Faerils Herz schlug schneller, als sie das hörte. »Dann werden wir wohl bald erfahren, ob Stoke noch lebt.«
     
    Kurz vor Mitternacht kündigte das Klappern eines Schlüssels und das Kreischen der Riegel, die zurückgeschoben wurden, Stokes Erscheinen an.
    Die Tür schwang auf und er kam herein. Begleitet von einem halben Dutzend Hlöks, die mit Streitkolben und Krummsäbeln bewaffnet waren. Die langen, gebogenen Klingen schimmerten rot im Licht der Laternen. Im Schatten hinter Stoke tauchte auch ein Ghül auf. Zwei Rukhs huschten ebenfalls herein. Die dunkelhäutigen Rüpt hasteten durch das Verlies und zündeten eilig die Öllampen an, deren Licht die Finsternis zurückdrängte.
    Stoke hielt eine lange, goldene Stange in der Hand, die über die ganze Länge mit dreieckigen Stahlklingen besetzt war.
    Einen Augenblick lang blieb er vor dem Tisch mit den Instrumenten stehen, als wollte er sich davon überzeugen, dass alle an ihrem Platz lagen. Er war groß und bleich, hatte schwarzes Haar und lange, schlanke Hände. Sein Gesicht war schmal, seine Nase gerade und dünn und seine weißen Wangen bartlos. Seine Lippen waren zu einem boshaften Grinsen verzogen, das seine langen, spitzen Zähne entblößte. Er schien in den

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