Mithgar 16 - Drachenmacht
Waldsenken herauf, sondern sie sah stattdessen eine Kate im Ardental, wo der Bokker und die Damman auf einem Hügel über dem Fluss Tumbel gelebt hatten.
In dieser Nacht weinte sich Faeril in den Schlaf.
»Hölle und Verdammnis!«, fluchte der beleibte Mann und schlug krachend seine Faust auf den Tisch. »Schon wieder ein jihad? Werden sie es denn nie lernen?«
»Mein Lord Hanor«, versuchte Lord Leith zu beschwichtigen, »es wurde nicht gesagt, dass es einen jihad gibt, sondern nur, dass die Moscheen des Propheten geschliffen wurden. Das ist keine Neuigkeit. Unsere Spione haben …«
»Truppenbewegungen, das habe ich gehört! Was soll das aber sein, wenn keine Vorbereitung für einen jihad?«
Der Verwalter wandte sich an Kommandeur Rori. »Was haben unsere Spione diesbezüglich gemeldet, Rori?«
»Die Truppenbewegungen scheinen sich zu verstärken«, erwiderte der Reichsmann. »Es sieht aus, als wäre da etwas im Busch.«
Aravan räusperte sich. »Vielleicht haben die Pläne des Sultans einen Rückschlag erlitten, denn nach Stokes Tod ist das Vorhaben, eine Armee aus Toten aufzustellen, zu Asche verfallen - und auch das Geheimnis, wie dies bewerkstelligt werden könnte, mag mit dem Monster verbrannt sein.«
Lord Keith seufzte. »Möglich, Lord Aravan. Doch König Garon muss unbedingt davon erfahren. Ich werde gleich morgen früh einen Reiter zur Feste Challerain entsenden, der ihm Eure Kunde überbringt.«
Schweigen legte sich über die Versammlung. Schließlich wandte sich Faeril an Rori. »Ist Halid zurückgekehrt, Kommandeur? Als wir ihn zuletzt sahen, war er aufgebrochen, um durch die Wüste nach Sabra zu reiten, weil er Kapitän Legori und die Bello Vento abfangen wollte.«
»Aye, er ist zurückgekehrt«, antwortete der Kommandeur der Reichsmannen und streifte mit dem Blick die silberne Strähne in dem sonst schwarzen Haar der Damman. »Er kam im Dezember hier an. Sagte, er wäre beinahe als Pferdedieb in Sabra gehängt worden.
Er ist jedoch nur einen Tag hiergeblieben und am nächsten Morgen sofort zum Darda Erynian aufgebrochen. Anfang April dann tauchte er mit zwei Elfen, Silberblatt und Tuon, hier in Pendwyr auf und stach sofort wieder nach Sabra in See. Sie wollten zu einer Zisterne in der Karoo, wo diese Kreatur haust.«
»Uäjii«, murmelte Aravan.
»Genau, so heißt sie«, erwiderte Rori. »Die Zisterne von Uäjii. Sie wollten diesen wyrm töten und Reigo rächen. Ihr habt sie nur um … mal sehen … nur um acht Tage verpasst.«
»Kinkerlitzchen sage ich zu diesem Monster in seinem Loch in der Wüste«, knurrte Lord Hanor. »Ein noch größeres Monstrum hockt auf dem Thron von Hyree, und dagegen müssen wir etwas tun. Vielleicht schicken wir ihm einen Meuchelmörder, sonst steht uns tatsächlich ein neuer jihad bevor.«
Der Blick aus Aravans saphirblauen Augen richtete sich auf den Ratgeber. »Der Sultan ist ein Monstrum, sagt Ihr?
Wir haben nur Mutmaßungen mitgebracht. Habt Ihr denn Beweise für monströse Taten?«
Hanor ballte eine Faust. »Pah! Ich brauche keine Beweise, Lord Aravan. Mein Verdacht genügt vollkommen. Ich sage, er ist ein Monstrum, und wie alle anderen Monstren all überall sollte auch er getötet werden.«
Aravans Blick wurde eisig. »Unterwegs sind wir etlichen Monstern begegnet und haben die größten getötet, wenngleich nicht das eine, das ich suche. Aber es gibt noch unendlich viel mehr Monstren in der Welt, Lord Hanor, und solltet Ihr vorhaben, sie alle zur Strecke zu bringen, so habt Ihr Euch eine Aufgabe gestellt, die Ihr unmöglich vollenden könnt. Denn gerade in diesem Augenblick, da wir darüber sprechen, wächst mehr als eines heran.
Vielleicht habt Ihr recht, und sie verdienen alle den Tod, und ganz sicher werden sie auch sterben, wenn sie nur Sterbliche sind. Aber weder Ihr noch jemand sonst, den ich kenne, vermochte den Schleier der Zeit zu lüften. Ihr äußert nur einen Verdacht über üble Taten, die noch kommen sollen; bisher wurden jedoch keine begangen. Daher frage ich Euch, Lord Hanor: Wollt Ihr wirklich jeden morden, den Ihr verdächtigt, in der Zukunft einen verbrecherischen Akt zu begehen? Und ich frage Euch auch dies: Wenn Ihr jeden nur aufgrund Eures Argwohns töten würdet, wer wäre dann das Monster?
Vielleicht tut Ihr recht daran, wenn Ihr den Tod jener sucht, der das Töten von Unschuldigen verursacht, aber ich glaube, dass es zunächst noch andere Möglichkeiten gibt, ihre boshaften Ränke zu vereiteln.«
Hanor schnaubte.
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