Mithgar 16 - Drachenmacht
knüpfen.«
»Und Eure Namen…?«
Aravan lächelte, dass seine weißen Zähne blitzten. »Wollen wir wirklich unsere Namen austauschen, Hauptmann, Ihr und ich?«
Gwylly lachte, als er die Frage für Urus übersetzte.
Der Hauptmann räusperte sich. »Gut, das wird nicht nötig sein. Wo gedenkt Ihr zu logieren?«
»Wir haben gehört, dass die Grüne Palme viel zu bieten hat. Habt Ihr einen anderen Vorschlag?«
Die Grüne Palme ist eine Karawanserei, die für ihren Luxus bekannt ist. Dort logieren viele Kaufleute. Ihr habt eine gute Wahl getroffen. Ich werde Euch eine Eskorte mitgeben, die Euch den Weg dorthin zeigt.«
»Das ist äußerst zuvorkommend von Euch, Hauptmann.«
Der Hauptmann blickte zu der Roten Zitadelle hinauf. »Natürlich ist Euch klar, dass Ihr die Erlaubnis des Emir benötigt, um in Nizari Handel zu treiben. Alle Geschäfte, die in seinem Emirat getätigt werden, bedürfen seiner Zustimmung.«
»Selbstverständlich, Hauptmann. Selbstverständlich.«
Der Hauptmann wandte sich von Aravan weg. »Jamal! Jamal!«, rief er. Gwylly flüsterte Urus etwas ins Ohr, und beide, Wurrling und Baeron, lachten schallend.
Kurz darauf wurden sie von zwei Wachsoldaten durch die gewundenen Straßen der Stadt eskortiert. Die rote Ziegelstraße schlängelte sich zwischen den Häusern hindurch, und immer wieder gingen Gassen und Alleen in merkwürdigen Winkeln davon ab, schlugen nach einer kurzen Strecke einen Bogen und verschwanden dahinter. Die ganze Stadt wirkte wie ein Labyrinth, wie die Gänge in einem Rattennest. Als sie an den Gebäuden vorbeigingen, bemerkten sie, dass fast alle Bauwerke aus dem roten Stein errichtet waren. Dieser verlieh der Stadt ihre Farbe.
Sie stiegen lange Treppen hoch und herunter, an Geschäften vorbei und durch Bazare hindurch, durch Gassen, in denen es nach Müll und Abwässern stank, über freie Plätze, an Gemeindebrunnen vorbei und zwischen Gebäuden, die sich rechts und links hoch in den Himmel reckten. Überall, wo sie gingen, herrschte Lärm. Kinder spielten schreiend auf den Straßen; Geschäftsleute und ihre Kunden stritten; strenge Mütter schrien nach ihren Söhnen und Töchtern; Kutscher verfluchten Lastkamele, was die Tiere mit lautem Brüllen erwiderten; Händler boten ihre Waren kreischend feil - die ganze Stadt war von Lärm erfüllt.
Sie kamen auch an Minaretten vorbei. Die beiden schlanken Türme schienen zusammengebrochen zu sein. Überall am Fuß der verlassenen Türme lag Schutt. Faeril glaubte erkennen zu können, dass die Kuppeldächer der Minarette beschädigt worden waren.
Auf ihrem verschlungenen Weg durch die Stadt hielten sie sich währenddessen immer nach Süden, in die Richtung, in der die Zitadelle lag. Schließlich erreichten sie ein etwas eleganteres Viertel der Stadt. Hier waren die Straßen breit und gerade, die Geschäfte großzügig verteilt, die Gebäude groß und geräumig, und der Lärm war zu einem fernen Murmeln herabgesunken. Auf den kleineren öffentlichen Plätzen in diesem Viertel wuchsen auch Bäume, Akazien, Feigen und andere Pflanzen, in deren Schatten Bänke standen.
Schließlich erreichten sie die Grüne Palme, eine große, dreistöckige Herberge, die von einer niedrigen Mauer umgeben war. Sie traten durch den offenen Torbogen und kamen auf einen Innenhof, auf dem Dattelpalmen standen. An einer Seite lag ein gemauerter Stall für Pferde.
Ihre Eskorte führte sie durch die Torbögen in ein elegantes Foyer hinein, wo der Verwalter sie auch bereits erwartete. »Willkommen … Grüne Palme. Ich sprechen gut Gemein, ja?«
»Sag, Faeril, glaubst du auch, dass uns der Herbergsverwalter erwartet hat?« Gwylly hielt seinen Fuß über das Seifenwasser und schrubbte ihn heftig mit einer weichen Bürste. »Ich meine, er hat uns ohne lange Vorrede in Gemeinsprache angesprochen, noch bevor er gesehen hat, dass wir nicht aus dieser Gegend stammen.«
Faeril nickte und seifte sich Hände und Gesicht ein. »Vielleicht hat der Wachhauptmann einen Läufer vorausgeschickt … Aber warum?«
Gwylly zuckte die Achseln und beachtete nicht, dass Faeril ihn nicht sehen konnte, weil sie wegen des Seifenschaums die Augen zusammengekniffen hatte. »Komm, Liebste, ich wasche dir den Rücken.«
Am späten Nachmittag kamen Gwylly und Faeril endlich aus ihrer Kammer und gingen in das Teezimmer hinab. Dort saß Aravan allein, trank Tee und knabberte an Dattelbrot.
»Wo sind die anderen?«, fragte Gwylly.
»Weggelaufen«, erwiderte der Elf
Weitere Kostenlose Bücher