Mithgar 16 - Drachenmacht
rief Riatha laut, damit alle sie hören konnten, dass im Großen Bannkrieg und auch im Winterkrieg auch die Menschen von Hyree zu den Feinden zählten. Damals beteten sie Gyphon an, und einige tun das vielleicht auch heute noch. Also meine Warnung: Seid wachsam!«
Gwylly drehte sich in dem Doppelsattel herum und blickte zu der Elfe hoch. »Was ist mit den K’affeyah? Gehörten sie auch zum Feind?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Riatha. »Obwohl Modru den Krieg zu einem Jihad erklärte, einem Heiligen Krieg. Doch die Nomaden der Wüste sind ein stolzes Volk und lassen sich nicht so schnell verführen. Sie glauben an Shat’weh und leben nach seinem Gebot - und er sagte nichts über den Krieg zwischen Gyphon und Adon.«
»Wenn sie sich also auf keine Seite gestellt haben, dann könnte diese Rote Stadt doch auch neutral gewesen sein. Schließlich liegt sie am Rand der Wüste, gehört also eher zur Karoo als zu Hyree, das sich jenseits der Berge befindet.«
»Ihr könntet recht haben, Gwylly. Aber bedenkt: Es ist auch die Stadt der Meuchelmörder, und in jenen Tagen könnten viele in Diensten des Großen Bösen gestanden haben. Um sich persönlich zu bereichern, das mag schon sein, aber dennoch standen sie in seinem Sold. Also sollten wir uns darauf gefasst machen, dass Verrat auch dort auf uns warten könnte.«
Sie ritten lange und näherten sich der Stadt, bis sie schließlich einzelne Gebäude erkennen konnten. Zum größten Teil handelte es sich um niedrige Häuser mit flachen Dächern, obwohl gelegentlich höhere Bauwerke zwischen ihnen herausragten. Zwischen den Häusern erhoben sich hohe, schlanke Minarette oder gewaltige Obelisken, das konnten sie aus der Entfernung nicht unterscheiden. Die ganze Stadt schien in einem willkürlichen Muster angelegt zu sein, als würden sich die Straßen beliebig hindurchschlängeln und -winden.
Doch das alles beherrschte die dazugehörige Zitadelle, aus deren roter zwiebeiförmiger Kuppel sich ein hoher Turm erhob. Die Kuppel saß in der Mitte des großen, rechteckigen Bauwerks, und die fünf vermuteten, dass sie von einem viereckigen Hof umgeben war. Die Festung war von mächtigen Bastionen umringt. Einer der hohen Wälle schloss sich an die Stadtmauer an, die dieser jedoch um einiges überragte.
Die Stadt selbst lag am Fuß eines rostroten Berges, und ihre Bastion bewachte den Eingang eines Passes, der durch die Gebirgskette nach Westen führte. Aus diesem Grund beanspruchten die Sultane von Hyree Nizari für sich, denn die Stadt lag unmittelbar an der wichtigsten Handelsroute durch die Taläk-Berge.
Die fünf erreichten am Vormittag die Kamelgründe vor den Stadtmauern, denn wie in allen Städten rings um die Wüste herum waren Kamele auch in dieser Stadt nicht erlaubt wegen ihres Gestanks und des aufdringlichen Benehmens. Es sei denn, sie lieferten etwas oder holten Waren ab. Die fünf stiegen ab und führten ihre ächzenden, prustenden und protestierenden Reittiere auf die Gründe. Die Tiere, die bereits dort warteten, spuckten und verzogen boshaft ihre Visagen, aber die Gefährten waren mittlerweile so sehr an diese Kreaturen gewöhnt, dass ihnen der entsetzliche Gestank nicht auffiel und sie der Spucke der Tiere auswichen, ohne überhaupt nachzudenken.
Als sie den Kamelmeister fanden, sprach Aravan mit ihm über die Unterbringung ihrer Reittiere. Wie bei allen Begegnungen in diesem Reich betrachtete der Mann die Gefährten mit Beunruhigung, bemerkte ihre seltsamen Augen und Urus’ hünenhafte Gestalt, und stimmte bereitwillig allem zu, was dieser Djinn von ihm erbat. »Jamal, Jamal!«, rief der Kamelmeister. Zwei Jungen traten aus einem nahegelegenen Zelt. »Dabbir matrah liddwäbb!« Die jungen Männer liefen herbei und nahmen die Zügel der Kamele entgegen. Aravan hielt sie nur so lange auf, dass er und seine Gefährten ihre Rucksäcke und alles andere herunternehmen konnten, das sie in der Stadt benötigten.
Als Gwylly den Rucksack mit seiner Kleidung und einigen persönlichen Habseligkeiten herunternahm, sah er sich um und bemerkte, dass die Helfer genauso viel Angst vor den fünf hatten wie der Kamelmeister selbst.
Während sich Aravan weiter mit dem Mann unterhielt und ihm ein paar Silberstücke gab, luden die jungen Männer den Rest der Ausrüstung von den Kamelen und verstauten sie in einem kleinen Zelt. Dann führten sie die Tiere weg.
Schließlich kehrte Aravan zu den vier anderen zurück. Als sie außer Hörweite waren, sagte er: »Die beste
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