Mithgar 17 - Drachenbund
könnte schlimme Folgen haben.«
»Ebenso wie wenn ich sie ihnen mitteile«, antwortete Faeril. »Was ich sage, wird gewiss die Art und Weise färben, in der Blair aufgezogen wird, zum Guten oder zum Schlechten, wer kann das vorhersagen? Ich jedenfalls nicht, Aravan, ich nicht.«
»Auch ich vermag das nicht, Faeril. Aber hört: Im Wissen liegt Stärke, in der Unwissenheit aber Schwäche. Es ist immer besser, selbst nur einen Teil zu kennen als gar nichts.«
Faeril nickte langsam, während sie sich seine Worte zu Herzen nahm.
Sie saßen noch eine Weile da, ohne zu reden, während der Fluss ungerührt weiter murmelte, und in der Ferne jenseits des Flusses ein Falke aus dem Gras aufstieg, ein teilweise schon verzehrtes Kaninchen in den Klauen. Während Aravan dem Räuber nachsah, der in den Himmel emporstieg, sagte er: »Ich reise morgen ab.«
Faeril seufzte. »Wohin reitet Ihr?«
»Nach Osten …« Aravan zögerte, bevor er weitersprach. »Stoke hätte meine Frage nach dem Aufenthaltsort von Ydral fast beantwortet, deutete dann jedoch nur unbestimmt nach Osten.« »Aber Aravan, im Osten liegt eine ganze Welt.« Aravan zuckte die Achseln. »Ich habe Zeit, Faeril. Ich habe viel Zeit.«
Am nächsten Tag ritt Aravan durch Ardental, zum südlichen Ausgang, einem Durchgang, den ein gewaltiger Wasserfall verbarg, dessen hoch aufsteigende Gischt aber alles versteckte. Nachdem sie ihm zum Abschied nachgewunken hatte, wendete sich Faeril an Riatha und Urus. Der Baeron hielt Bair in den Armen. »Kommt«, sagte die Damman. »Lasst uns eine Weile hinsetzen. Ich habe Euch etwas zu sagen … etwas zu enthüllen.« 4.
4. Kapitel
ENTHÜLLUNGEN
Herbst 5E993 (Sechzehn Jahre zuvor)
Sechs Wochen nach der Geburt von Bair - im November, es schneite bereits - schmetterten im Morgengrauen Hornsignale durch das Tal. Sie verkündeten, dass willkommene Besucher den Weg durch die Wasserfalle genommen und in das Verborgene Tal geritten waren. Doch der Weg unter den Fällen hindurch und bis hinein dauerte fast einen ganzen Tag, und das auch nur, wenn sie eilten, länger jedoch, wenn sie gemäßigt ritten. Trotzdem war es nicht einmal Mittag, als die Wachen am südlichen Zugang zum Haupttal Bewegungen in dem sanft herabrieselnden Schnee bemerkten, sieben Gestalten, sieben Draega, Silberwölfe, die mit langen Sätzen heranstürmten. Sie waren in dem gleißenden Weiß des Schnees kaum zu erkennen - rannten in ein kahles Birkengehölz, und heraus kamen sechs Silberwölfe und ein weit ausschreitender Mann. Oder war es ein Elf? Nein, es war keines von beidem.
Dalavar Wolfmagier war gekommen.
Er war mannsgroß, etwas über einen Meter achtzig, und wie bei jedem Magier standen seine Augen ein wenig schräg und seine Ohren waren gespitzt, wenngleich auch weniger als bei einem Elf. Sein Haar war lang und silbrig weiß, fiel bis über seine Schultern und schien dieselbe Farbe zu haben wie der Pelz eines Silberwolfs, vielleicht ein wenig dunkler. Trotz seines weißen Haares schien er kaum älter als dreißig Jahre alt zu sein, obwohl er sein wahres Alter in Jahrtausenden bemessen konnte. Er war in weiches, graues Leder gekleidet und hatte um die Taille einen schwarzen Ledergürtel mit einer silbernen Schließe geschlungen. An den Füßen trug er schwarze Stiefel, weich und leise. Seine Augen waren so durchdringend wie die eines Falken und von blassgrauer Farbe. Er trug weder sichtbare Waffen am Körper noch einen Magierstab in der Hand.
Dalavar schritt ungeachtet der Aufregung und der Spekulationen, die er verursachte, gezielt zur Coron-Halle, wo ihn Alor Inarion erwartete, während die sechs Silberwölfe, so groß wie Ponys, sich vor der Tür niederließen.
»Ich bin gekommen, um das Kind zu sehen«, antwortete der Wolfmagier auf das Willkommen hin, »und mit seinem Vater und seiner Mutter zu reden, aber unter vier Augen. Die Angelegenheit ist dringend.«
Da es nur ein einziges Kind im Tal gab, musste Inarion nicht fragen, welches er meinte. Doch bevor der Alor antworten konnte, fuhr der Wolfmagier fort: »Außerdem möchte ich Euch raten, dieses Tal gut zu bewachen, denn man wird versuchen, dem Kind nach dem Leben zu trachten.«
Inarion riss die Augen auf und sah seinen Gast erschreckt an. »Ein Anschlag auf Bairs Leben?«
Dalavar nickte brüsk. »Ai.«
»Wann?«
Dalavar hob die Hand. »Solange er verletzlich ist. Zeit und Ort jedoch kenne ich nicht.«
»Warum aber sollte jemand ein winziges Kind ermorden
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