Mithgar 17 - Drachenbund
die Verfolger aufzuhalten.«
Bair sah Riatha fragend an. »Es gibt einen Bericht über die Grubengänger, Bair«, bemerkte die Dara. »Darin wird ihre Geschichte von Tuckerby Sunderbank berichtet und von seiner Tochter Raven aufgezeichnet, nach der dieses Buch auch benannt ist. Es schildert die ganze Geschichte des Winterkriegs, jedenfalls aus seiner Sicht. In den Schriftrollen-Archiven gibt es eine Abschrift des Rabenbuchs, die du nach deiner Rückkehr ins Ardental lesen solltest. Da wirst du viele Wahrheiten über den Krieg erfahren.«
»Tuckerby war ein Wurrling«, meinte Faeril stolz.
»Und Braga, Bekkis Sohn, ein Chäk«, setzte Dorn hinzu, der nicht übertrumpft werden wollte. »Er war auch einer der Grubengänger.«
Sie traten aus der Halle des Grabbogens hinaus und bogen nach links in einen Korridor ein. »Jetzt sind wir auf der Sechsten Erhebung«, meinte Dorn. »Die Große Halle liegt unmittelbar vor uns.«
»Sechste Erhebung?«, erkundigte sich Bair.
»Ja, Junge. Alle Ebenen in Kraggencor und in jedem anderen Chäkkahorst werden in Bezug zum Hauptportal gezählt. Alle Ebenen oberhalb der Torebene heißen Erhebung, alle darunter Niederung. Die Kriegshalle liegt auf der Fünften Niederung. Und wir befinden uns hier auf der Sechsten Erhebung.«
Bair runzelte die Stirn und lächelte. »Dann sind wir von der Kriegshalle aus also sieben Treppen hinaufgestiegen?«
Dorn nickte. »Der Junge rechnet gut«, sagte er in Riathas Richtung.
Sie erreichten eine riesige, schwach erleuchtete Kammer, die eine halbe Meile lang, eine Viertelmeile breit und von Waffengeklirr erfüllt war. In der Mitte, beleuchtet von fluoreszierenden Laternen, die auf Steinsockeln standen, herrschte ein Durcheinander von miteinander kämpfenden Zwergen.
Bair sah Urus unsicher an. »Pa?«
Bevor Urus antworten konnte, ergriff Dorn das Wort: »Sei unbesorgt, Junge. Sie üben nur.«
»Vertrau dem Seil, Junge. Vertrau dem Keil, dem Ring, dem Nagel, dem Harnisch und dem Seil.«
Bair warf einen Blick auf DelfHerrn Balor. Der schwarzbärtige Zwerg klammerte sich neben ihn an den Fels.
»Ich habe zugesehen, wie du den Keil gesetzt hast, gut gesetzt hast!«, knurrte Balor. Seine Stimme knirschte wie Schotter, und seine dunklen Augen funkelten. »Der Schnappring ist stark und wird nicht brechen, und das Seil gehört zum Besten, was es in Mitheor gibt. Es wurde von Chäkka gefertigt und vermag den Ruck abzufangen. Die Felsnägel sind tief in das Gestein getrieben. Dein Harnisch hält ein Dutzend von deiner Größe. Also stoß dich ab und falle.«
Bair hielt sich an dem kühlen Stein fest und blickte auf den Steinboden hinab, der mehr als vierzig Meter unter ihnen lag.
»Bevor ich es tue, DelfHerr, würde ich gern wissen, wann ein solches Manöver vonnöten ist.«
Balor schnaubte zwar, antwortete jedoch: »Wenn Pfeile fliegen, ist es manchmal klug, den Feind daran zu hindern, die Reichweite zu erkennen. Außerdem gibt es auch andere Gefahren, denen du auszuweichen wünschst: Einer geflügelten Bedrohung, einer Kreatur auf einem Vorsprung, etwas Tödlichem, das sich in einem Loch oder einer Spalte verbirgt - das sind allesamt Gefahren, denen man nur mit einem Sturz ausweichen kann.«
Bair nickte, holte tief Luft, biss die Zähne zusammen, stieß sich ab und … fiel.
Am Boden umklammerte Riatha krampfhaft Urus’ Hand, ihre Nägel durchbohrten Urus’ Haut in seiner Handfläche und rissen sie blutig, als Bair durch die Luft stürzte.
Mit einem dumpfen Knall spannte sich das Seil, gab jedoch nach. Seine Elastizität fing viel von dem Ruck auf, aber dennoch stieß Bair mit einem Schlag die Luft aus seinen Lungen, während er sich auf den Aufprall vorbereitete, als er gegen die harte Granitwand schwang. Er fing den Stoß mit den Beinen ab, seine Füße aber landeten auf dem Stein.
Über ihm drehte sich Balor dem Elf zu, der neben ihm in der Wand hing. »Du hast ihn gut unterwiesen, Lord Aravan. Ich hatte erwartet, dass er dort unten unkontrolliert landet, aber er ist sogar mit den Füßen aufgekommen.«
Aravan grinste. »Er scheint ein natürliches Talent dafür zu besitzen.«
Balor nickte und blickte erneut hinab. »Talent hat er, Lord Aravan, aber er muss noch vieles zu beherrschen lernen, unter anderem, dem Seil zu vertrauen. Doch für heute mag es genug sein.«
An diesem Abend, dem neunten Tag des Oktobers, schenkte Aravan Bair in einem goldenen Kästchen die Nadel, die immer nach Norden zeigte. Aber er begleitete dieses
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