Mithgar 17 - Drachenbund
Faeril lehrte ihn die Kunst, den Umgang mit Wurfmessern zu beherrschen. Sie erwarteten nicht, dass er in allen Waffengattungen ein Meister werde, sondern wollten nur verhindern, dass er hilflos dastand, sollte ihm eine unerwartete Gefahr begegnen und er sich mit der Waffe wehren müssen, die gerade zur Hand war.
»Es wird der Tag kommen, an dem du eine oder zwei Waffen erwählst, die du tragen willst«, sagte Urus und wog seinen schwarzeisernen Morgenstern in der Hand. »Aber bis dahin werden wir dich im Umgang mit verschiedenen Waffen ausbilden, damit du eine wohlbegründete Entscheidung triffst, keine aus Unwissenheit.«
Bair nickte. »Pa, kann ich denn ein Meister in allen Waffen werden?«
Urus hob eine Braue. »Ich lebe noch nicht lange genug, um diese Frage beantworten zu können. Sprich mit deiner Mutter. Vielleicht kennt sie jemanden, der alle Waffen beherrscht. Tillaron Eisenjäger, Inarion, Flandrena, Aravan: Alle sind Meister im Umgang mit Waffen, obwohl sie alle nur eine oder zwei Waffen tragen.«
»Und ythir? Ancinda Einbaum? Elissan? Andere Darai? Besitzen sie keine solchen Fähigkeiten?«
Urus blickte auf den Morgenstern in seiner Hand und lächelte. »Die Darai sind in der Tat sehr geschickt im Umgang mit der Waffe ihrer Wahl, Rapier, Bogen, Lanzen und dergleichen. Denn sie besitzen Anmut, Schliff und Schnelligkeit, und das benötigt man dafür. Doch bei einer Streitaxt, einer Keule, einem Morgenstern, einem Zweihandschwert, kurz, bei jeder Waffe, die Kraft braucht, um sie zu heben und zu führen, sind die Darai im Nachteil.« »Ah, ich verstehe«, erwiderte Bair. Urus blickte auf seinen Sohn herunter. »Wappne dich, Junge. Es wird Zeit, dass wir von vorn beginnen.«
Als sie die Wurfmesser aus der Silhouette eines der Brut, eines Hlöks, der aus einem weichen Holz geschnitten war, zogen, erklärte Faeril: »Das war vielleicht ein Wurf, Bair! Wolltest du ihn ins Knie treffen?«
Bair lachte. »Nein, amicula, ich habe auf sein Herz gezielt.«
»Nun, das hier war schon etwas dichter dran«, fuhr Faeril fort, als sie ein Wurfmesser aus dem linken Ohr der Silhouette zog.
»Vielleicht wäre ich besser, wenn ich meine Schleuder benutzen würde«, überlegte Bair.
»Vielleicht.« Faeril schob das Wurfmesser in die Scheide an ihrem Kreuzgurt. Dann wurde ihr Blick weich, als sie sich erinnerte. »Wäre Gwylly doch hier«, sagte sie leise. »Er könnte deine Geschicklichkeit mit der Schleuder verbessern. Er war der Beste, weißt du.«
»Das habe ich gehört«, gab Bair zurück. »Ythir, Pa und kelan Aravan sagen es immer wieder.«
Als sie zum Wurfmal zurückgingen, fragte Bair: »Benutzen denn alle Wurrlinge Wurfwaffen? Bögen, Schleudern oder Messer?«
Faeril grinste zu dem schlaksigen Jungen hinauf. »Hast du nie von den Grubengängern gelesen?«
»Noch nicht«, gab Bair zu. »Aber das werde ich noch, ich verspreche es. Es kommt mir nur ständig etwas dazwischen.«
Faeril zuckte die Achseln. »Nun, dann sage ich dir Folgendes: Der Wurrling Tuckerby Sunderbank führte im Winterkrieg ein Schwert, obwohl seine Lieblingswaffe der Bogen war.«
»Ein Schwert?«, fragte Bair zurück. »Es muss wohl eigens angefertigt worden sein, damit es zu einem von Eurer Art passte.«
Faeril grinste. »Nach dem Buch des Raben war es Bane, ein Langmesser der Elfen, das ihm von Gildor gegeben wurde … Ein elfisches Langmesser ist für einen Wurrling jedoch wie ein Schwert.« Faeril blieb an einer Linie im Staub stehen.
»Ist er im Schwertkampf ausgebildet worden?«, erkundigte sich Bair.
Faeril schüttelte den Kopf. »Nein, Tuckerby wurde nicht ausgebildet, aber wenn er die Klinge einsetzte, war er sehr wirkungsvoll. Andererseits waren Peregrin Schönberg und Zwirn Spangengrat, Wurrlinge, die in der Schlacht um Kraggencor mitgefochten haben, im Kampf mit Schwertern ausgebildet. Aber glaub mir, sie wären besser mit einem von denen beraten gewesen«, Faeril deutete auf ihre Kreuzgurte mit den Wurfmessern, »oder mit einer Schleuder oder einem Bogen. Verstehst du, auch wenn Wurrlinge schnell sind, unsere Körpergröße steht einfach gegen uns, wenn wir Klinge gegen Klinge gegen größere Feinde kämpfen. Tuck und Zwirn haben meistens gegen Rucks gekämpft, ein Feind, der eher unserer Größe entspricht, auch wenn sie vielleicht ein paar Handbreit länger sein mögen.« Faeril zog ein Messer, warf es in die Luft und fing es an der Klinge auf. »Wurfwaffen sind unsere Hauptwahl, Bögen, Schleudern, Messer und
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