Mithgar 17 - Drachenbund
Jahres nach. Eine junge, weibliche Sklavin schob einen Wagen in den Saal und näherte sich mit gesenktem Blick dem Thronpodest. Ydral stand rasch auf und verschmolz im Schatten der goldenen Seidenvorhänge, die von dem Himmel des Throns herunterhingen. Er wartete in der Dunkelheit, betrachtete das Mädchen und überlegte, wie er am besten vorgehen würde.
Sie schob den Karren zum Rand des Podestes, und Ydral wich noch weiter ins Dunkle zurück. In der Hand hielt er jetzt ein langes Messer mit einer dünnen Klinge, seine gelben Augen glühten, sein Atem ging schneller.
Sie zog ein weiches Tuch aus dem Karren und begann, die weißen Marmorsteine zu polieren, während sie den Rand des rotgoldenen Teppichs, auf dem der vergoldete und mit Juwelen geschmückte Drachenthron mit seiner gepolsterten Fußstütze stand, vorsichtig zurückschlug. Ydral beobachtete sie und kalkulierte sein Vorgehen, berechnete ihr Entsetzen, stellte sich vor, wie er sein Bedürfnis stillte, während sie auf Händen und Knien herunterging. Dann hielt sie einen Augenblick inne und runzelte die Stirn. Der Gelbäugige fürchtete, dass er zu früh gesehen worden war. Aber nein, stattdessen entfernte sie sich nur kurz vom Thron, um eine winzige Bürste zu holen. Dann begann sie vorsichtig, an etwas auf dem Marmorboden herumzufegen. Normalerweise hätte Ydral der Arbeit des Mädchens keine Beachtung geschenkt, aber etwas Besonderes an ihrer Bewegung fiel ihm ins Auge, denn sie bürstete merkwürdig, als folgte sie einer geraden, schmalen Linie.
Ydral riss plötzlich die Augen auf und trat, mit dem Messer in der Hand, aus den Schatten hervor. Das Mädchen schrie vor Furcht auf, krabbelte auf allen vieren zurück, herunter vom Podest, und kauerte sich auf den Boden, die Hände vor das Gesicht gedrückt, und die Stirn tief auf dem Boden.
Ydral achtete nicht auf sie, sondern widmete seine Aufmerksamkeit stattdessen dem Stein, den sie gebürstet hatte. Eine Linie, so dünn, dass man sie kaum erkennen konnte, verlief gerade über den makellosen Marmor. Er bückte sich und fuhr mit dem Finger daran entlang; es war eine Linie aus feinem Staub. Aber warum sollte sie so gerade verlaufen? Ydrals Augen weiteten sich, als er mit einem seiner klauenartigen Finger über die Linie fuhr. Als seine Kralle die staubige Linie schnitt, ertönte ein leises Klicken, ein Klicken, das seine Kralle spürte, denn der Staub lag in einer haarfeinen Rille.
Aufgeregt legte Ydral sein Messer zur Seite und trat zum Thron, schlug den Teppich zurück und folgte der fast unsichtbaren Linie. Sie führte einmal ganz um den Thron herum.
Während das Mädchen in ihrer unterwürfigen Haltung zitternd verharrte, stand Ydral auf und untersuchte den Thronsessel. Nach einem Augenblick fand er heraus, dass man mit einer Drehung des Pfostens die gepolsterte Armlehne lösen konnte. Als er die Lehne hochklappte, ertönte irgendwo unter dem Thron ein leises Klicken. Ydral vermochte anschließend mit Mühe, den Thron zurückzulehnen, und ein Stück des Marmors unter dem Thron, das daran befestigt war, klappte mit hoch.
Aus dem Inneren des darunter liegenden Gewölbes drang ein schwaches, grünes Leuchten empor. Und mitten unter Edelsteinen, Schmuck und Goldmünzen lag ein eiförmiger, flacher, abgerundeter Stein aus einem jadeartigen Material.
Niemand bemerkte etwas von dem Verschwinden einer einfachen Sklavin, die putzte; sie war nur ein Mädchen und außerdem schienen solche Dinge recht häufig am Hof des neuen Kaisers zu passieren.
Ebenfalls sagte niemand etwas zu den gellenden Schreien, die aus dem Turm des Hofhexers drangen, oder zu dem Geruch von Tod, der davon herabwehte, denn sicher wurde das Reich von seinen geheimen Machenschaften gestärkt.
Fast zwei Jahre lang suchte Ydral insgeheim einen Weg, um dem jadeartigen, runden Stein sein Geheimnis zu entlocken, denn er wusste, dass er große Macht repräsentierte, und er wollte den Stein beherrschen. Aber er widersetzte sich ihm gänzlich, ganz gleich, welche Zauber er auch wirkte, ungeachtet dessen, wie viele Sklaven er abschlachtete, um seine Macht gegen den Stein zu stärken. Er wütete ohnmächtig gegen ihn an, wirkte unmögliche Zauber, und massakrierte beinahe tausend Sklaven, um die Herrschaft über den Stein zu gewinnen. Denn das war jener Stein, den die Drachen so fürchteten; derselbe Stein, den sie aus diesem Grund zu den Zauberern vom Schwarzen Berge brachten, damit sie ihn bewachten, und dafür mit ihnen einen
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