Mithgar 17 - Drachenbund
den Verbleib des uralten Drachensteins ausfindig zu machen, des Grünen Steines von Xian. Das war ein verschollenes Artefakt der Macht, von dem keiner im Schwarzen Berge wusste, ob es verloren gegangen oder gestohlen worden war. Denn der Stein selbst ließ sich nicht aufspüren. Jahrhundert um Jahrhundert verstrich, bis das jadeartige Artefakt am Ende gefunden worden war, wenngleich auch nicht durch einen Magier. Erneut wurde es den Zauberern zur Obhut übergeben, wenngleich auch nicht jenen im Schwarzen Berge, sondern denen auf Rwn. Dann wurde Rwn im Meer versenkt, und mit der Insel versank auch der Drachenstein in den Fluten. Doch auch wenn die Magier die Quelle dieser Erschütterung im Aether nicht aufzuspüren vermochten, sie konnte doch gewiss nichts mit dem Drachenstein zu tun haben…
… glaubten sie.
In einsamen Türmen in ganz Mithgar spürten auch Schwarze Hexer den Puls, und unter ihnen gab es einige, die in dem Augenblick begannen, den Tod eines prophezeiten Jungen zu planen.
Und tief in der abkühlenden Lava unter dem Drachenschlund flammte ein silbernes Artefakt einmal hell auf, als die ätherische Welle um die Welt lief, ein Blitz, der von einem juwelenartigen Auge gesehen wurde. Und die großen Wesen wussten, dass sich die Zeit der Prophezeiung näherte.
16. Kapitel
VORBEREITUNGEN
Oktober, 5E1004 - September, 5E1005 (Fünf und vier Jahre zuvor)
Metall schlug auf Holz, als Bair langsam vor Riathas Degen zurückwich, da er mit seinem Holzschwert kaum in der Lage war, ihre schnellen Schläge abzuwehren. Doch dann hielt sie kurz inne und lud ihn ein, seinerseits das Manöver zu versuchen. Er sprang immer und immer wieder rasch vor, stieß sich dabei stets von seinem hinteren Fuß ab, stampfte weiter und trieb sie so zurück. Bis er urplötzlich mit leeren Händen dastand. Sie hatte ihn mit einer einfachen Drehung ihres Handgelenks entwaffnet.
Keuchend starrte er seine leere Hand an und blickte dann auf sein Holzschwert, das um seine Achse wirbelnd durch die Luft flog, bis es zu Boden fiel, auf der Parierstange landete und langsam ausrollte.
»Du hast den Griff zu locker werden lassen, arran«, erklärte Riatha. »Erinnere dich an das, was ich zur Haltung des Schwertes sagte…»
»Ja, ythir, daran denke ich schon: Halte die Waffe, als wäre sie ein Vogel, also locker genug, damit du ihn nicht erwürgst, aber auch fest genug, damit er nicht davonfliegt.«
»Ganz recht. Denn Lockerheit verleiht Geschmeidigkeit, Festigkeit Kraft; dieses entscheidende Gleichgewicht musst du immer anstreben. Du warst jedoch zu lebhaft dabei und hast so das Schwert verloren.« Sie deutete mit ihrer Klinge auf sein Schwert. »Da ist der kleine Vogel entfleucht.«
Der Elfjährige hob das schmale Holzschwert wieder auf, das im Grunde nur ein langer Stock mit einer Parierstange aus Metall war, die die Hand schützte. Um den Griff war ein Draht geflochten und ein leichter Knauf bildete ein Gegengewicht. »Ich scheine mit einer schwereren Klinge besser umgehen zu können, mit einem Rapier, einem Säbel, einem Krummschwert, statt mit diesem leichten Zweig.«
Riatha lachte. »Das stimmt, mein Bair, diese Waffen und ein Morgenstern wie der deines Vaters, den du schwingen kannst. Dennoch ist dein Schwert die beste Waffe, um Finesse zu erwerben. Vergiss nicht, arran, bei vielen Waffen siegt Schnelligkeit meist über die bloße Kraft.«
»Aber ythir, du hast mir immer gesagt, List und Klugheit überträfen alles.«
»Nur, wenn du die Zeit und den Verstand hast, List und Klugheit einzusetzen. Manchmal jedoch bleibt einem nur ein Augenblick, um auf eine unvorhergesehene Bedrohung zu reagieren, und das ist der Moment, da deine Waffe beweglich und stark sein muss, welche auch immer du gerade schwingen magst.«
Bair deutete auf das Waffengestell. »Von einem Morgenstern wie dem meines Vaters bis zu einem Schwert wie deinem Dünamis.«
Riatha nickte. »Alles dazwischen - und auch das, was darüber hinausgeht.«
»Wie zum Beispiel dieser Zweig«, sagte Bair.
»Wie zum Beispiel der«, meinte Riatha und griff ohne Vorwarnung an.
Zusätzlich zu Bairs Geschicklichkeit im Umgang mit Schleuder und Bogen hatten sie seine Ausbildung an anderen Waffen begonnen, sobald sie aus dem Wilderland zurückgekehrt waren. Riatha war seine Schwertmeisterin und lehrte ihn eine Vielzahl verschiedener Stile, die zu den unterschiedlichen Klingen gehörten. Aravan nahm ihn im Umgang mit Speer, Lanze und Stab an die Hand;
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