Mithgar 18 - Drachenkrieg
Denn mit ihrem geringen Tiefgang, dem flachen Kiel, den überlappenden Bohlen ihres flexiblen Rumpfs glitt das Leichte Mädchen ungestört durch diesen veraigten Morast. Sie aßen und tranken, und die Reise glich in ihrem Ablauf ihrer Fahrt von Dirra in Khem den Fluss hinab zur Roten Bucht und über die nördliche Sindhu-See nach Port Adras in Bharaq.
Allmählich wurden die Algen dichter, und Bair beugte sich über das Dollbord.
»Sagt, kelan, zwischen den Algen schwimmen kleine Fische umher.«
»Ai, Bair, sie bieten winzigen Krabben, Garnelen und Mollusken ebenfalls Schutz, sowie noch vielen anderen Kreaturen.«
Bair fischte einen Strang der blättrigen Tentakel aus dem Wasser; er war lang und glatt, hatte dünne Äste und war verzweigt. Die blassgrünen Blätter rollten sich am Ende zu winzigen Haken zusammen, die sich wieder an anderen Strängen festkrallten und so eine verzweigte Masse bildeten, die knapp unter der Wasseroberfläche trieb. Winzige Beeren wuchsen an dünnen Stängeln an den Zweigen, und noch während er zusah, umschlang einer der Haken einen anderen.
Während Bair die Pflanze betrachtete, erklärte Aravan: »Diese Algen sind nur hier im Großen Mahlstrom grün. In anderen Gewässern der Welt sind sie rotbraun und keinesfalls dick.«
»Rotbraun?«
»Ai.«
»Aber warum sind sie nur hier grün, und überall sonst auf der Welt rotbraun?«
Aravan zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, elar, aber als ich das letzte Mal hier war, meinte meine Mannschaft, dass dies eben der Fluch dieses Ortes wäre.«
Bair seufzte und warf die Algen wieder zurück. »Angesichts dessen, wie mir ihr Feuer erscheint, würde ich ihnen nicht widersprechen.«
Sie schwiegen nachdenklich und segelten immer weiter in den Morast hinein …
… während der Algenteppich immer dicker und dicker wurde.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sahen sie im Licht des zunehmenden Mondes das erste gefangene Schiff an Steuerbord. Sie wussten nicht, woher es kam und was für ein Schiff es war, denn es lag sehr tief im Wasser. Trotzdem erkannten sie, dass der Rumpf verrottet war und dicke Löcher aufwies.
»Es wird nur von den Algen gehalten«, sagte Aravan, noch bevor Bair fragen konnte. »Die Geschichten behaupten, dass die Schiffe für alle Zeiten so gehalten werden, aber ich glaube, dass bei all diesen Schiffen der Boden vollkommen verrottet ist und die Ballaststeine wie die schwere Fracht in die Tiefe gesunken sind. Irgendwann werden auch Rumpf und Decks dem Salzwasser nachgeben, und dann verschwinden sie spurlos.«
»Vielleicht, kelan, ist es ja das, was die Algen ernährt: das verfaulende Holz, das rostende Eisen, die Taue und das, was sich in der Ladung befindet und ebenfalls verfällt, während es allmählich verfault und verwest.«
Aravan betrachtete den Jungen anerkennend. »Vielleicht hast du recht, elar.«
Noch vor dem Morgengrauen passierten sie ein weiteres Schiff, das in den Algen gefangen lag. Aravan steuerte einen großen Bogen darum, denn sein Amulett zeigte Gefahr an.
Bair betrachtete mit seiner Sicht diese mastlose, halb versunkene Hülle, deren Planken zerschmettert und von einem ekelhaft grünlichen Schleim überzogen waren, während Algen den Rumpf und die Decks überzogen. »Dieses Wrack strahlt ein schreckliches, schwarzes Glühen aus, als würde etwas Grauenvolles darin wohnen.« »Etwas wie das Lamia?«
Bair schüttelte sich. »Ja, kelan, so etwas Ähnliches.«
»Dann behalte es im Auge, elar, denn was wir gegen eine solche Kreatur ausrichten sollen, weiß ich nicht, jetzt, da Kristallopyr fort ist.«
Bair runzelte die Stirn und berührte den Griff des Silbernen Schwertes auf seinem Rücken. »Vielleicht hilft uns dies hier?«
Aravan zuckte die Achseln.
Sie segelten weiter, und ein anderer Rumpf tauchte am Horizont auf, der in grünes Hexenfeuer getaucht war. Immer noch drehte sich der Große Mahlstrom langsam und trieb sie und die Wracks nach Backbord.
Sie segelten und ruhten abwechselnd, während sie Tag und Nacht weitersegelten. Das Leichte Mädchen fuhr an vielen Wracks vorbei, an fernen und nahen, und einige strahlten eine Dunkelheit aus, die Bair mit seiner Sicht erkannte, und die Aravans Amulett kalt werden ließ. Andere brannten in einem Hexenfeuer, als würden sie in Todesqualen liegen.
Alle Schiffe, an denen sie vorbeikamen, waren vollkommen zerstört, grau und leblos. Und über allem hing ein Geruch der Verwesung. Viele waren sehr merkwürdig gebaut, es gab
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