Mithgar 18 - Drachenkrieg
kreischte Valke vor Wut auf, denn jetzt konnte er sich nicht mehr auf den flüchtenden Feind stürzen, weil er damit zu dicht am Boden gewesen wäre und so in Reichweite der tödlichen Kiefer des Vulgs geraten wäre. Also überholte der Falke die Bestie in rasendem Flug, zog ihm die Krallen über Kopf und Ohren, als es an ihm vorbei und nach oben flog.
Weit hinter ihnen kletterte Bair über den Rand des Felsvorsprungs, doch es war Jäger, der die ebene Fläche betrat. Der Silberwolf nahm die Verfolgung sofort auf, folgte den Schreien eines wütenden Terzeis.
Dann traf Jäger auf die Spur eines Vulg, des uralten Feindes der Draega, und dieser Vulg rannte in Richtung der Schreie von Valke, was auch Jäger tat, denn jetzt hatte er eine Fährte, der er folgen konnte.
Er lief immer weiter, bis die Schreie von Valke in der Ferne plötzlich in einem platinhellen Blitz erstarben.
Nur Augenblicke später erreichte Jäger den Freund. Der Elf saß im Schnee, im Licht der Sterne und des schimmernden Mondes.
Von einem schwarzen Vulg oder einer geflügelten Bestie oder dem gelbäugigen Mann jedoch war nichts zu sehen.
11. Kapitel
NEDDRA
Dezember, 5E1009 (Tage zuvor)
Aus der dunkel schimmernden Wolke trat Bair. »Kelan, wo ist er?«
»Verschwunden!«, stieß Aravan hervor. »Er verschwand, als Valke in den Himmel emporstieg, um zu wenden. Wohin er gegangen ist, hat der Falke nicht gesehen, aber der Schnee verrät es dennoch.«
Bair betrachtete das Gewühl aus Spuren, Abdrücken eines Vulg, in die sich auch jene von einem Mann oder dem Feind, oder was auch immer Ydral sein mochte, mischten. Noch während Bair die Fährte las, fühlte er ein taubes Prickeln auf seiner Brust… Nein! Weniger ein Gefühl der Taubheit als vielmehr ein Kribbeln. »Kelan!«, stieß er hervor, griff unter seinen gefütterten Mantel und tastete nach der Kette um seinen Hals. Er zog den Steinring heraus, hob ihn hoch und sagte: »Das hier ist ein Übergang des Dazwischen! Er ist in eine andere Ebene geflohen!«
»Sagte ich nicht, dass der Schnee die Geschichte erzählt?« Aravans Stimme klang scharf, er schlug mit der Faust in seine flache Hand. »Als ihn Valke in jenem Pavillon sah, erkannte auch ich ihn: Das Bildnis, das an jenem Tag Coron Eiron für mich malte, eine Vision von Galaruns Todessermon, hat sich unauslöschlich in meinen Verstand gegraben. Er ist Galaruns Mörder, der Dieb des Silbernen Schwertes, der Vater von Stoke, Ydral. Seit jenem schrecklichen Tag in den Dalgor-Sümpfen habe ich ihn bis zur heutigen Nacht nicht mehr gesehen.« Aravan klang bitter. »Doch jetzt ist es geschehen, ich habe ihn verfolgt, ihn angegriffen, und dennoch vermochte er, meinem Griff zu entkommen.« Aravan sprang auf und schrie seine Wut hinaus. Das Echo seiner Schreie hallte von den Felswänden des Grimmwall zurück.
»Aber kelam, sagte Bair, »wenn er an einen Ort geflohen ist, der meinem Blut offen steht, kann ich ihm folgen.«
»Bair, ich kann dich unmöglich allein diesem Feind hinterherschicken, denn das wäre…«
»Bin ich kein Wächter?«, protestieret Bair. »Und wenn Ihr mir Kirstallopyr gebt…« Bair brach plötzlich ab, seine Augen wurden groß, als ihm eine Erkenntnis dämmerte. Er sah in dem Licht des Halbmondes den Falkenkristall an Aravans Hals funkeln.
»Bair, ich sage noch einmal«, begann Aravan, aber Bair hob die Hand, um seinen kelan zum Schweigen zu bringen.
»Hört mir zu, Aravan, denn was ich sage, stimmt ganz gewiss: Artefakte der Macht, die mit Feuer angereichert sind - wie zum Beispiel Kristallopyr -, können den Übergang vollziehen, sofern jemand da ist, der sie trägt.«
Aravan nickte und schwieg.
»Und wenn Ihr zu Valke werdet, dann ist der Kristall mit dem Falken mit Feuer angereichert, Eurem Feuer, so wie jedes andere Artefakt der Macht … Ich habe gesehen, dass dem so ist.«
Jetzt riss Aravan staunend die Augen auf, da er begriff, während Bair fortfuhr: »Und ein Wesen, das zwar nicht das Blut der Ebene besitzt, dessen Aura aber in die Aura eines anderen Wesen gehüllt werden kann, eines Wesens, welches dieses Blut besitzt, kann, wie zum Beispiel ein Pferd, oder vielleicht auch ein Falke, diesen Übergang vollziehen, wenn es in die Aura …«
»… dessen, der den Übergang vollzieht, eingeschlossen wird!«, rief Aravan. »Oh, Bair, wenn du recht hast…«
»Wir haben nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, erwiderte Bair.
Aravan blickte zu den Sternen hinauf. »Wir befinden uns in der Mitte
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