Mithgar 18 - Drachenkrieg
Galion ritt und Silberlerchen jubilierend in das Zwielicht der Greisenbäume hinaufflogen, hallte der Klang eines silbernen Horns durch den Forst. Es war das Signal zum Sammeln. Bair trieb sein Pferd an, ritt dem Klang entgegen. Nach etwas mehr als einer Achtelmeile erreichte er Waldherz, den Elfenhorst mitten in diesem Lerchenwald. Die mit Reet gedeckten weißen Katen schmiegten sich in den Wald. Und in der Mitte des Horsts sammelten sich die Elfen, Dylvana, auf Pferden, bewaffnet und gepanzert, als marschierten sie zum Krieg auf. Als Bair zwischen den Bäumen erschien, schrien die Elfen staunend auf; denn der Reiter der Morgendämmerung zeigte sich zwischen ihnen mit dem Silbernen Schwert - und über ihm sangen Lerchen.
Ein Reiter, ein goldblonder Dylvana, ritt vor, um den Jüngling zu begrüßen, noch während Valke von Bairs Schulter flatterte und auf dem Boden landete. »Hall«, rief der Dylvana. »Vio Vanidar, bekannt als Silberblatt. Seid Ihr der…?«
Ein platinfarbener Lichtblitz grellte über die Lichtung, die Pferde tänzelten unruhig hin und her, und während Bair und Vanidar sich mühten, die Kontrolle über ihre Pferde zu behalten, schrie Vanidar verblüfft auf, denn wo Valke gesessen hatte, stand jetzt Aravan. Er grinste Vanidar an. »Hallo, alter Freund«, rief er.
Silberblatt sprang von seinem Pferd und umarmte den Elf. Dann hielt er Aravan auf Armlänge von sich ab. »Wie kann das sein, mein Freund? Du bist - oder eher, du warst - kein Gestaltwandler, als ich dich das letzte Mal sah.«
Aravan hob eine Hand, um weitere Fragen zu unterbinden. Als Silberblatt ihn losließ, bemerkte Aravan: »Wie ich bereits zu Alor Talarin sagte …«
»Talarin! Aber er ist auf die Hohe Ebene gegangen!«
»Allerdings, Vanidar, dort ist er. Dennoch, wie ich ihm vor sieben Tagen sagte: Das ist eine lange Geschichte, und wir haben nicht genug Zeit.«
»Dann warst du, Aravan, auf der Hohen Ebene und jetzt bist du hier? Ist die Scheidung aufgehoben?«
»Nein, Vanidar, die Wege des Blutes herrschen nach wie vor. Ich kann nur als ein Falke hinübergehen, und auch nur, wenn dieser Jüngling mich trägt, Bair, Kind von …«
»Bair!«, rief Silberblatt. »Das Kind von Riatha und Urus?« Er richtete sein Augenmerk auf Bair. »Als ich dich das letzte Mal sah, warst du noch ein neugeborenes Kindlein und …« Silberblatts Augen weiteten sich, als er begriff. »Ah, jetzt sehe ich die Antwort auf meine Frage. Du hast das Blut von zwei Ebenen in dir.«
Bair hob eine Hand. »Eigentlich von vier Ebenen, vielleicht sogar von fünf.«
Silberblatt runzelte die Stirn. »Vier oder fünf Ebenen?«
Bair zuckte mit den Schultern. »Meine Mutter gab mir eine Ebene, der Rest kam von der Linie meines Vaters.«
Silberblatt hob eine Braue. »Dann beantworte mir das, Junge: Ist dieses Schwert, das ich da in deinen Händen sehe, jene Klinge, die angeblich den Hohen Vulk Selbst niederstrecken kann? Und wenn ja, bist du dann der Reiter der Morgendämmerung, der uns in diesen Zeiten der Not zu Hilfe kommen soll?«
»Einige nennen mich mit diesem Namen«, bestätigte Bair.
Silberblatt nickte. »Es ist gut und schön, Reiter der Morgendämmerung, dass du gekommen bist. Denn wir bedürfen dringend deiner Hilfe, weil eine gewaltige Armee in Mithgar wütet, die aus dem Osten kommt. Und sie hinterlässt Vernichtung, Pestilenz, Hunger und Tod. Außerdem treibt sie ein Meer von Flüchtlingen vor sich her. Zudem helfen die Drachen diesem Feind, und wer könnte sich gegen sie erwehren?«
»Drachen.« Aravan seufzte. »Wir haben gehört, es wäre nur einer: Ebonskaith.«
»Einer oder viele«, meinte Vanidar, »die Frage bleibt: Wer kann sich gegen sie erwehren? Und ai, man sagt, Ebonskaith wäre in ihrer Mitte, und die Gerüchte munkeln von weiteren Drachen, die kommen sollen.«
Aravan runzelte die Stirn. »Es haben noch mehr den Schwur gebrochen?«
»Möglich«, erwiderte Silberblatt. »Wenn ja, dann hat uns die schreckliche Vision von Arin Flammenseherin am Ende eingeholt.«
Aravan atmete einmal tief durch. »Welche schlimmen Nachrichten hast du für mich, Vanidar, wenn dieses Gerücht stimmen sollte!«
»Schlimme Nachrichten fürwahr, und so frage ich: Wird dieser Junge mit dem Silbernen Schwert mit uns reiten, um dem Ruf des Hochkönigs zu folgen?«
»Dass er der Reiter der Dämmerung ist«, erwiderte Aravan und warf Bair einen kurzen Seitenblick zu, »und auch ist es die Klinge des Morgengrauens, die er trägt. Aber wir sind nicht
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