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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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eine Ehe würde er sich bestimmt zweimal überlegen. Außerdem
paßt Dawn ja gar nicht zu ihm. Er muß jemanden heiraten, der mehr Rückgrat und
mehr Hirn besitzt als er selbst. Jemand, der ihn an die Kandare nehmen kann.«
    »Gewiß, das sollte er — aber ob
er soviel Einsicht hat?«
    »Ruth wäre genau die richtige
für ihn«, stellte Larry zu meiner Verblüffung fest. »Wenn sie es nur aufgeben
würde, wie ihre eigene Tante auszusehen. Aber um Dawn brauchst du dir wirklich
keine Sorgen zu machen. Die stirbt nicht an gebrochenem Herzen.«
    Damit mochte sie recht haben.
Wenn Dawn wirklich tieferer Gefühle fähig sein sollte, so hatte ich bis jetzt
noch nichts davon gemerkt.
    Heimlich hatte ich gehofft,
Anne würde mir einen Teil der Verantwortung für Dawn abnehmen, aber sie war
wegen ihres angegriffenen Zustandes mit dem Colonel in die Berge gefahren.
Meiner Schwester blieb also gar nichts anderes übrig, als ihre Zeit auf Davids
Tennisplatz zu verbringen. Ich bezweifle, daß sie dort etwas anderes tat, als
den Junggesellen bei der Arbeit zuzuschauen und ihnen nebenbei den Kopf zu
verdrehen. Selbstverständlich aber sorgte sie für den Tee — den dazugehörigen
Kuchen hatte ich zu liefern.
    »Ich weiß gar nicht, was du bei
diesem heißen Wetter ewig in der Küche herumzuwerken hast«, maulte Paul. »Dauernd bäckst du Kuchen! Für wen eigentlich? Ich
jedenfalls habe noch nie etwas davon zu sehen gekriegt.« Klugerweise verschwieg
ich ihm, daß unsere drei jungen Nachbarn sich daran delektierten und wahre
Lobeshymnen über Dawns phantastische Kochkünste anstimmten.
    Anne kehrte vom Urlaub zurück,
schien sich aber gar nicht recht erholt zu haben. Ihr Gesicht war blaß und
spitz, aber unter meinem besorgten Blick begannen ihre Augen zu leuchten.
    »Mir geht es gut, Susan,
wirklich ...Es ist ...denke nur ich werde ein Baby bekommen. Ist das nicht
wunderschön? Ich habe es mir so gewünscht.«
    Nachdem ich meine erste
Überraschung überwunden hatte, schmiedeten wir ernsthaft Pläne für die Zukunft.
Würde es ein Junge oder ein Mädchen werden? »Darüber haben wir schon endlose Diskussionen
gehabt«, sagte Anne lachend. »Tim wünscht sich ein Mädchen wie Christina — jedenfalls
habe ich ganz den Eindruck. Und Papa will unbedingt einen Jungen wie
Christopher.«
    In diesem Augenblick kam mein
Sohn zur Tür hereingetrottet. Bei Annes Anblick begann er zu strahlen, und sie
nahm ihn trotz meiner Warnung sofort auf den Schoß. Paul mußte die Kreosotbürste liegengelassen haben, denn Christopher hatte
sich ganz offensichtlich als Anstreicher betätigt. Anne beteuerte, das spiele
absolut keine Rolle, Christopher sei einfach süß, kein Wunder, daß ihr Papa
sich ebenfalls so einen kleinen Burschen wünsche, obwohl Christina natürlich
auch ganz reizend sei.
    Ich konnte die Gefühle des
Colonels durchaus verstehen. Seinen einzigen Sohn hatte er im Krieg verloren,
und Annes Kind würde nun sein Erbe sein. Engländer seiner Art wünschen sich ja
stets einen Jungen. »Nun, du wirst schwerlich beide zufriedenstellen können«,
sagte ich. »Also wird es wohl am besten sein, wenn du dich nach deinen eigenen
Wünschen richtest. Was wünscht du dir denn?«
    »Ich...? Mir ist das doch ganz
egal, es kommt ja gar nicht darauf an. Ich wünsche mir vier Kinder, und wenn es
diesmal ein Mädchen ist, wird es das nächste Mal ein Junge für Papa.«
    Ich fand Annes Optimismus ein
wenig übertrieben, denn wenn der Colonel tatsächlich in der Lage sein sollte,
das Geschlecht seiner Enkelkinder vorherzubestimmen, dann mußte er tatsächlich
ein Panjandrum sein.
    »Wegen Dawn habe ich ein ganz schlechtes
Gewissen«, fuhr Anne fort. »Ich wollte mich doch um sie kümmern, aber ich hatte
mich tatsächlich zu elend gefühlt. Jetzt bin ich aber wieder fit und möchte das
Versäumte nachholen. Nächste Woche fahre ich nach Te Rimu . Mrs. Caley hat mich zum Lunch eingeladen und mich ausdrücklich gebeten, Dawn mitzubringen.
Sie wird sich gut mit Jane verstehen.«
    Die Caleys — wohlhabende, gesellige und liebenswürdige Menschen — waren schon seit
längerem mit uns befreundet. Ihre Tochter Jane war ein wenig älter als Dawn.
Ein anziehendes, modernes Mädchen, dessen ausgeprägten Sinn für Humor Mutter
bestimmt als >peinlich< bezeichnen würde. Sie stand kurz vor ihrer
Verehelichung mit Rodney Elliot, einem jungen Mann aus dem Süden. Die Hochzeit
sollte in großem Stil gefeiert werden, und wir alle sahen diesem Ereignis mit
Spannung

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