Mittagessen Nebensache
heftigsten
Vorwürfe. Doris liebt Kinder und hat nie gemurrt, aber Sie sehen ja, wohin das
führen kann.«
Er
machte einen so gequälten Eindruck, daß er mir wirklich leid tat. Selbst Larry
hätte ihn wohl kaum noch ins Gefängnis schicken mögen. Mitfühlend erwiderte
ich, die ganze Misere habe ihren Grund in der Tatsache, daß hier auf dem Lande
keine Hilfskraft aufzutreiben sei. Kein Wunder, daß sich die jungen Mütter
überarbeiteten und schließlich den Anforderungen eines so harten Lebens nicht mehr
gewachsen seien.
Es
wurde eine heiße, arbeitsreiche Woche. Schließlich erfuhren wir, daß Mrs. Hill sich einigermaßen erholt habe und man sie nicht
länger im Krankenhaus behalten könne. Kein Wunder bei dem Mangel an Betten und
Pflegepersonal! Mr. Hill warf mir einen verzweifelten Blick zu. Ich verstand
ihn. In Te Rimu gab es kein
Erholungsheim, wo sie gänzlich hätte genesen können. Wie sollte die zarte
kleine Frau sofort wieder den großen Haushalt versorgen und sich mit den vielen
Kindern abplagen?
»Ich
werde es schon schaffen«, murmelte er schließlich. »Sie waren mir eine große
Hilfe, Mrs. Russell, und ich kann unmöglich
verlangen, daß Sie noch länger Ihren eigenen Haushalt vernachlässigen.«
»Aber
nicht doch«, widersprach ich ruhig. »Ich werde doch nicht genau in dem
Augenblick alles stehen- und liegenlassen, in dem Ihre Frau wieder nach Hause
kommt. Jetzt hat sie doch endlich einmal die Chance, ein wenig auszuspannen.
Und sorgen Sie sich nicht um meinen Haushalt. Ich habe eine jüngere Schwester,
die mich vertritt.«
Aber
das Vorhandensein dieser jüngeren Schwester vereinfachte meine Situation
keineswegs. Ich erhielt zwei völlig gegensätzliche Meinungen über den Stand der
häuslichen Dinge. Die eine Version stammte von Paul, der mich jeden Abend
anrief.
»Alles
in Ordnung! Brauchst dir nicht die geringsten Sorgen zu machen. Hoffentlich
überanstrengst du dich nicht? Wie bitte...? Christopher...? Oh, dem geht es
gut. Das Bügeleisen...? Wie hast du denn davon erfahren? Das ist weiter nicht
schlimm. War im Handumdrehen wieder repariert, und Christopher brauchte ja
ohnehin wieder einmal eine Lektion. Also sorge dich nicht wegen des verdammten
Bügeleisens. Zu dumm, daß Dawn dir überhaupt davon erzählt hat.«
Dawn
hatte mich am Morgen angerufen. Das tat sie jedesmal um die gleiche Zeit, sobald Paul aus dem Haus war.
»Oh,
Susan! Das Leben einer Farmersfrau ist doch die reine Hölle! Schrecklich, und
dazu noch diese brütende Hitze. Christopher zeigt überhaupt kein Verständnis
für meine Lage. Gestern bekam er einen Wutanfall und schmiß das Bügeleisen durch das Fenster auf den Betonboden. Natürlich ist es in
tausend Stücke gegangen. Und anschließend hat er das ganze Haus
zusammengebrüllt, weil Paul ihm eine Tracht Prügel gab. Warum setzen die Leute
eigentlich Kinder in die Welt? Übrigens ist noch mehr schief gegangen... «
Und
so weiter! Derartige Eröffnungen wirkten natürlich nicht sehr erhebend auf mich.
Dabei konnte ich Dawn nicht einmal böse sein, sie brachte in Haushaltsdingen
keinerlei Erfahrung mit und hatte dazu noch den ungebärdigen Christopher auf
dem Hals. Langsam begann ich schlappzumachen. Wir hatten Ende März, und das
Wetter war von einer drückenden Schwüle. Schließlich rief ich Larry an, um mir
von objektiver Seite berichten zu lassen, wie die Dinge bei mir zu Hause
eigentlich standen. Aber ihre Antwort klang reichlich ausweichend.
»Nun
ja, Susan, du kennst ja die Männer. Zuerst ist alles ein Kinderspiel, aber wenn
die Sache dann kritisch wird, wissen sie sich keinen Rat. Ich glaube,
Christopher beruhigt sich nun langsam. Letzte Nacht hat er schon weniger
geschrien. Wie...? Du wußtest nicht, daß er sich die Kehle nach dir heiser
schreit? Ja, er hat dich sehr vermißt . Aber ich bin
eine furchtbare Närrin, daß ich dir das sage. Ich nahm allerdings an, du
wüßtest Bescheid, da ich Paul für einen absolut wahrheitsliebenden Mann hielt.«
»Ich
wußte zwar, daß Christopher ungezogen ist, aber ich dachte nicht im
entferntesten daran, daß er unglücklich sein könnte.«
»Hör
zu, Susan. Mrs. Hill kommt morgen zurück, nicht wahr?
Schön, ab morgen bin ich also an der Reihe. Erwarte mich gegen zehn Uhr. Du
fährst dann anschließend sofort nach Hause. Es ist wirklich mein Ernst. Sollte
unsere Nachbarschaftshilfe noch länger dauern, kannst du ja wieder die nächste
Woche übernehmen. Aber ich möchte Christina gern bei euch lassen, geht
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