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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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diese Geschichte mit dem
gar nicht vorhandenen Telegramm, das war glatter Amtsmißbrauch .«
    Larry
lachte hellauf. » Amtsmißbrauch ! Ganz im Gegenteil -
besser konnten Sie Ihre amtlichen Befugnisse gar nicht gebrauchen. Aber ich
verstehe vollkommen. Emily kommt jetzt hinten in den Wagen, und wir verduften
stillschweigend. Anbinden...? Nein, unnötig. Aber grüßen Sie Tantchen von mir, von mir und Emily.«
    »Emilys
Grüße schenke ich mir lieber«, erwiderte Ruth. »Miss Adams hat keine besondere
Vorliebe für Schafe, und angesichts des Durcheinanders, das Emily hier
angerichtet hat...« Sie zuckte vielsagend die Schultern.
    Ich
hatte Ruth eine ganze Weile stumm beobachtet und gelangte zu dem Schluß, daß
sie nicht nur ein ungemein anziehendes Mädchen war, sondern auch eine gehörige
Portion Zivilcourage besaß. Die neue Frisur kleidete sie ganz entzückend, in
dieser Hinsicht hatte Larry tatsächlich eine gute Tat vollbracht.
    Wir
bekamen Tantchen doch noch zu Gesicht, aber wir
hüteten uns, auf Emily oder ihre Artgenossinnen zu sprechen zu kommen. Miss
Adams begleitete uns an die Tür, wobei sie strickt vermied, in Richtung unseres
Wagens zu blicken. Larry wies auf Ruths Haar. »Sieht es nicht reizend aus? Die
neue Frisur hat Ruth völlig verändert.«
    »Sie
haben recht, Larry«, erwiderte Tantchen . »Trotzdem
wäre es mir lieb, wenn Sie es mit dieser modischen Veränderung bewenden lassen
würden. Modeln Sie mir das Mädchen nicht noch mehr um. Meine Gehilfin soll
ruhig ein paar moralische Skrupel behalten.« Dabei blinzelte sie uns auf ihre
unnachahmliche Art zu und — obwohl sie keineswegs dabei lächelte — zeigte sie
uns damit deutlich genug, daß sie über die letzten Geschehnisse bestens
informiert war und sich über das Happy-End von Emilys
Abenteuer köstlich amüsierte.
    Zu
Hause angekommen, bekamen unsere Männer die Geschichte brühwarm aufgetischt.
Auf ihren Gesichtern spiegelten sich die verschiedenartigsten Empfindungen — Zorn,
Bewunderung und Entsetzen. Zorn auf den Gauner Richards, Bewunderung für Ruths
tapferes Verhalten und Entsetzen bei der Vorstellung, was ihr passiert wäre,
wenn Richards sie auf frischer Tat ertappt hätte.
    »Aber
er wäre ebenfalls ins Gefängnis gekommen«, beharrte Larry. »Schließlich hatte
er Emily gestohlen.«
    »Wie
wollte man ihm das beweisen können?« erwiderte Sam trocken. »Er hätte eben
keine Ahnung davon gehabt, daß sie sich unter seine Schafe gemischt hatte.
Schließlich weiß jeder, daß Emily immer wieder davonläuft und sich durch Türen
und Gatter drängt. Bei Ruth hingegen wäre der Tatbestand eindeutig gewesen.«
    Darauf
wußte Larry nichts anderes zu erwidern, als daß unsere Gesetze einer dringenden
Reform bedürfen.
    Sam
knurrte nur: »Steck das Biest in die Pferdekoppel, dort hat es das beste
Futter.« Und das war immerhin ein Beweis, daß er sich über Emilys glückliche
Heimkehr ebenfalls freute.
    »Vielen
Dank, Darling«, erwiderte Larry versöhnt. »Nach diesem schrecklichen Abenteuer
wird sie eine Erholung dringend nötig haben.«
     
     

8
     
    Ruth
wurde rasch eine bekannte Persönlichkeit im Bezirk, obwohl ihr diese
Popularität sehr zuwider war. Von Natur aus überaus zurückhaltend, bemühte sie
sich nach Kräften, nicht aufzufallen. Natürlich war die Geschichte von Emilys
wundersamer Errettung durchgesickert — im geheimen verdächtigte ich Dawn, bei
David eine Galavorstellung gegeben zu haben. Jedenfalls betrachteten die drei
Junggesellen Ruth von dem Zeitpunkt an mit unverkennbarem Respekt und mit noch
mehr Bewunderung, was zur Folge hatte, daß das solcherart in den Blickpunkt
gerückte Mädchen sich nur noch mehr hinter einer ablehnend reservierten Haltung
verschanzte.
    »Unvorstellbar!«
murmelte Dawn sprachlos. »Da steht sie nun im Mittelpunkt einer ausgewachsenen
Sensation und heimst die Lorbeeren nicht ein. Warum dann erst die Heldin
spielen und eine Gefängnisstrafe riskieren, wenn man sich hinterher
verkriecht?«
    »Der
Beifall der Menge ist ihr wahrscheinlich gleichgültig«, erwiderte ich lahm.
»Und die Sympathien oder Antipathien deiner jungen Männer interessieren sie
schon gar nicht.« Aber ich muß offen zugeben, daß selbst ich Ruths
Zurückhaltung ein wenig übertrieben fand.
    »Ja,
an was ist sie denn überhaupt interessiert?« fragte Dawn verwundert.
    »An
ihrer beruflichen Karriere, nehme ich an. Sie wird sparen, um ihr Studium
beenden zu können.«
    »So
ein Tugendpilz! Ich brächte so was

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