Mittagessen Nebensache
geschickt zu haben, denn sie bedankte sich bei ihm,
obwohl er krampfhaft versuchte, sie zum Schweigen zu bringen. Nun, hatte ich
das nicht prophezeit?«
»Was hattest du prophezeit?«
»Daß dies der Beginn einer
Romanze sein könne. David ist ganz Kavalier. Die meisten Männer wären
davongelaufen, wenn sie an jenem Abend das Mädchen gesehen hätten, aber er
fühlte sich als Held der Situation.«
»Ja, er kam wirklich im rechten
Moment.«
»Nun, da wirst du doch wohl
zugeben müssen, daß mein Plan ungemein klug war?«
Inzwischen hatten wir mit
unseren eigenen Sorgen zu kämpfen. Bei der Viehzählung mußten wir feststellen,
daß uns wieder zwölf Muttertiere fehlten. Bei Tim und Sam war es nicht anders,
und eine derartige Schrumpfung unseres Schafbestandes konnten wir uns allesamt
nicht leisten. Richards schien die Absicht zu haben, auf unsere Kosten ein
reicher Mann zu werden.
»Wir müssen etwas dagegen
unternehmen«, stöhnte Tim. »Aber was?«
Das war die Frage! Unsere
Grenzzäune befanden sich alle in erstklassigem Zustand — seit Richards die Farm
übernommen hatte, achteten unsere Männer streng darauf. Es gab auch keine Tore,
die zum Besitz unseres diebischen Nachbarn führten. Die einzige Möglichkeit, Schafe
zu stehlen, bestand also darin, sie in einer Ecke zusammenzutreiben und dann
über den Zaun zu heben. Dieses Verfahren war schon in der Praxis erprobt
worden. Vor längerer Zeit einmal war in einer dunklen Nacht an einem der
Pferche des Colonel ein Lastwagen vorgefahren und hatte sechzig Tiere
aufgeladen. Als man den Verlust bemerkte, waren die Reifenspuren noch schwach
sichtbar gewesen. Den Dieb hatte man endlich erwischt, aber erst, nachdem er
rund fünfhundert Schafe von weitverstreuten Farmen im Laufe von sechs Monaten
gestohlen hatte.
Bei uns war der Fall
schwieriger, weil es sich nur um kleinere Diebstähle handelte, die zudem nicht
von einem von auswärts kommenden Buschräuber, sondern von unserem Nachbarn
verübt wurden. Wenn unsere Verluste auch nicht sofort ins Auge fielen, so mußte
das ständige Schwinden unserer Herden doch mit der Zeit dazu führen, daß
Richards schließlich die Hälfte unserer Schafe besaß.
»Das liegt nur an diesem
verdammten Hund!« knurrte Sam. »Ich möchte wetten, daß er nur deshalb den hohen
Preis bezahlt hat, weil er sofort die Chance witterte, Quicky eigne sich hervorragend für Diebstähle. Und das Tier hat sich ja auch wirklich
bezahlt gemacht.«
Dawn blickte erstaunt auf.
»Meinen Sie im Ernst, ohne den Hund könne er die Schafe nicht stehlen?«
»Keinesfalls. Quicky ist geradezu ein Geschenk für jeden Schafdieb.«
»Nun, warum legen Sie dann
nicht einfach Gift oder töten das Vieh auf andere Art?« schlug Dawn vor, und
ihre Augen leuchteten ob dieser brillanten Idee.
Ihre Worte lösten betretenes
Schweigen aus. Ich wußte genau, was die Männer jetzt dachten — Dawn hätte genausogut die schlimmste Blasphemie oder die Absicht
äußern können, die eigene Mutter wegen einer in Frage stehenden Erbschaft zu
vergiften.
»O nein, das kann man nicht tun«,
warf ich hastig ein. »Es ist ein wundervoller Hund, und schließlich kann er ja
nichts dafür.«
Dawn zuckte verwundert die
Achseln. »Lächerlich, wenn euch ein Hund mehr wert ist als eure Schafe, dann
ist euch eben nicht zu helfen.«
Der Colonel, der bei unserem
Kriegsrat präsidierte, war der einzige, der verstand, daß Dawn arglos, aber
nicht etwa brutal dachte. Das Mädchen kam aus der Stadt, man durfte ihm also
nicht übelnehmen, daß es nichts von Tieren verstand. »Meine liebe junge Dame«,
sagte er darum freundlich, »wir Farmer sehen gewisse Dinge anders. Ein Tier — ganz
besonders aber ein guter Hund — ist in unseren Augen ein vollendetes Geschöpf.
Wir respektieren es, auch wenn es uns Ungelegenheiten bereitet.«
Ein Wort des Panjandrum hatte bei Dawn Gewicht, und so nickte sie auch
jetzt, obwohl ihr Blick auch weiterhin einen verwunderten Ausdruck behielt.
Später sagte sie mir dann, sie fände, wir Farmer seien doch übertrieben
sentimentale Leute.
Die Männer entschlossen sich
schließlich, entlang der Grenzzäune eine Art Wache einzurichten — ein Vorhaben,
das nur wenig Erfolg versprach. Vierzehn Tage lang wechselten sich Tim, Sam und
Paul ab, einen Teil der Nacht Patrouille zu reiten.
Richards aber schien die
kalten, nassen Nächte gemütlich vor seinem Kamin sitzend oder im Bett zu
verbringen.
Schließlich versuchte man es
mit den Hunden. Zwei der lautesten
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