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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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viel netter, wenn sie etwas rundlich
seien.« Über ihr Gesicht stahl sich plötzlich ein Lächeln.
    »Wirklich Pech, daß der Colonel
ins Zimmer kam, bevor du das Fleisch beseitigen konntest. Ich vermute, er nahm
Tim gegenüber kein Blatt vor den Mund?«
    »Nicht so direkt, aber unser
Haus ist doch winzig, und wenn Papa sich ärgert, nimmt seine Stimme eine
Lautstärke an, wie auf dem Exerzierplatz. Wenn ich einen kräftigen und gesunden
Sohn zur Welt bringen wolle, müsse ich vernünftiger sein, mehr auf mich achten —
und so weiter!«
    Wir lachten, bis Anne einen
Hustenanfall bekam. Als ich mich verabschiedete, sah ich Tränen in ihren Augen.
Der Grund wurde mir klar, als Mrs. Evans mir vor der
Haustür sagte, es sei wirklich ein Trauerspiel, daß die Farmer immer soviel Arbeit hätten. Natürlich könne man Tim deshalb nicht
zumuten, täglich herüberzukommen. Immerhin wisse er wenigstens, daß Miss Anne
in guten Händen sei.
    »Wirklich ein scheußlicher
Winter«, seufzte Larry ein paar Tage später. »Ruth im Krankenhaus, Anne grämt
sich zu Tode, unsere Schafe wechseln stillschweigend den Besitzer, und Dawn ist
ungenießbar, weil sie sich hier auf dem Lande lebendig begraben fühlt. Wo sind
bloß die wundervollen Winter geblieben, die immer so friedlich und schön
waren?«
    Vater und Mutter verlebten
indessen eine wunderschöne Zeit. Die Geschäfte in Amerika waren beendet, und
sie befanden sich jetzt in Großbritannien, wo sie sich einen Wagen gekauft
hatten und bei herrlichem Sommerwetter durch das Land fuhren. Wie sie
schrieben, würden sie Ende September wieder zurückkommen.
    September, und jetzt hatten wir
Anfang Juli! Ich begann die Wochen zu zählen.
    Ruth war nun fast einen Monat
fort, aber als sie endlich zurückkehrte, war die allgemeine Freude groß.
Erstaunlich, wie sehr man sie vermißt hatte, obwohl
sie erst seit fünf Monaten unter uns lebte und sich immer im Hintergrund
gehalten hatte. Den Aufenthalt im Caleyschen Hause
schien sie genossen zu haben. Mrs. Caley vermißte Jane sehr und war
glücklich gewesen, ein anderes Mädchen bemuttern zu können. Wie oft David
>rein zufällig< bei den Caleys hereingeschaut
hatte, entzog sich unserer Kenntnis.
    Interessierte er sich denn nun
tatsächlich für Ruth? Während ihrer Abwesenheit hatte er nach wie vor Dawn den
Hof gemacht, die sich dafür durchaus empfänglich zeigte. Nachdem Ruth aber nun
wieder hinter dem Ladentisch stand, erfand er täglich neue Gründe, bei Tantchen vorzusprechen. Ruth empfing ihn mit einer
Liebenswürdigkeit, die neu an ihr war. Das mochte durchaus als ein Resultat
seiner Hilfsbereitschaft zu werten sein, konnte aber auch einen tieferen Grund
haben...
    Larry zeigte sich jedenfalls
begeistert. »Sie ist genau die Richtige für David. Mehr Geist und mehr
Charakter als er — und wirklich hübsch genug.«
    Das war sie in der Tat. Sie sah
einfach blendend aus, hatte eine gesunde Farbe, und ihre schönen Augen
leuchteten jetzt vor Lebensfreude. Anscheinend war eben doch der Appendix für
ihre frühere Lustlosigkeit verantwortlich gewesen.
    Bereits eine Woche nach ihrer
Rückkehr saß sie schon wieder hinter dem Steuer des Lieferwagens, ohne daß
Sturm oder Regen ihr etwas ausmachten. In Arbeitshose und Ölhaut sah sie
wirklich schmuck aus, und selbst Dawn vermochte ihr jetzt keinen Mangel an
Sex-Appeal mehr nachzusagen.
    Durch Zufall wurde sie erneut
in das Drama mit Jock Richards verwickelt. Eines
Abends — es herrschte dicker Nebel — fuhr Ruth durch sein Hoftor, als ihr
plötzlich ein Hund in den Weg sprang. Sie war eine vorzügliche Fahrerin und tat
ihr Bestes, aber sie konnte doch nicht verhindern, daß das Tier gestreift
wurde. Quicky lag wimmernd am Wegrand.
    »Ich fühlte mich ganz elend«,
erzählte sie mir. »Ich hatte in meinem Leben noch keinen Hund überfahren.
Wahrscheinlich ist Quicky nur vom Hinterrad gestreift
worden, aber es sah aus, als sei sie schwer verletzt. Ich mußte allen Mut
zusammennehmen, um zurückzugehen und nachzusehen, was ihr fehlte.«
    »Hast du dich denn getraut, sie
anzurühren?« Seit jenem furchtbaren Sonntag abend vor
Dr. Norths Haustür duzten wir uns. »Hunde beißen doch oft, wenn sie verletzt
sind.«
    »Ach nein, Quicky nicht. Wir hatten Freundschaft miteinander geschlossen, seit ich die Waren dort
anliefere. Sie erkannte auch sofort meine Stimme, und es war rührend, wie sie
mühsam den Kopf zu heben versuchte. Ich nehme an, sie war halb bewußtlos , denn der Tierarzt stellte später

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