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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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warfen wir verstohlene
Blicke auf das Opfer des vorangegangenen Mahles. Schließlich stand Ruth auf.
    »Ihr scheint ja meine Symptome
ziemlich genau zu verfolgen», sagte sie mit einem gedrückten Lächeln. »Ihr
macht mich ganz nervös damit. Ich denke, ich gehe jetzt ein Stück spazieren und
schüttle die Muscheln ein wenig durch.«
    »Aber nicht zu weit«, rief
Larry und setzte sich steil auf. »Vielleicht wirken sie diesmal schneller.«
    Nach einer Stunde kam Ruth
zurück und verkündete gelassen, sie fühle sich zwar ausgezeichnet, aber
vielleicht sei es für alle Teile beruhigender, sich mehr in der Nähe des
Krankenhauses aufzuhalten. Beruhigender...? Ich fand diesen Ausdruck nicht sehr
glücklich gewählt. Aber wir sprangen erleichtert in den Wagen, froh, diese
Einöde endlich hinter uns lassen zu können. Wir waren erst ein kurzes Stück
gefahren, als Larry nervös zu werden schien.
    »Sind Sie auch ganz sicher,
nicht die geringsten Schmerzen zu spüren? Stellen Sie sich bloß vor, wenn
damals vielleicht gar nicht die Muscheln daran schuld gewesen sind? Wir hatten
ja eine Unmenge Sand geschluckt, aber Sie können ja jetzt nicht einfach Sand
essen. Ich meine, so löffelweise. Vielleicht sollten wir doch noch etwas
anderes versuchen? Wie wäre es mit Fleischpasteten? In der Stadt sind bestimmt
ein paar Milchbars geöffnet.«
    »Ich glaube, Sie sollten sich
keine Gedanken machen«, erwiderte Ruth. »Ich habe zwar bis jetzt noch keine
ausgesprochenen Schmerzen, aber ich bekomme schon ein unangenehmes Gefühl in
der Magengegend.«
    Larry trat sofort mit
entschlossener Miene das Gaspedal durch.
    Als wir die Stadt erreichten,
dämmerte es bereits. Die Straßen wirkten öde und verlassen und unsäglich
deprimierend. Zunächst mußten wir unsere Männer anrufen und ihnen eröffnen, daß
wir erst spät nach Hause kommen würden. Zu meiner Erleichterung übernahm Larry diese
Aufgabe freiwillig, denn mir wäre beim besten Willen keine plausible Erklärung
dafür eingefallen, warum wir uns ausgerechnet am Sonntag
abend in der Stadt aufhielten. Larry meinte leichthin, es käme vor allem
darauf an, sie nicht zu beunruhigen. Die Wahrheit dürfe man ihnen natürlich
auch nicht sagen, nicht eher, bis wir wieder zu Hause seien, da sie — in ihrem
Urteil über uns voreingenommen — sofort zu zweifelhaften Rückschlüssen bereit
sein würden.
    Als sie zurückkam, warf sie
Ruth einen besorgten Blick zu. »Und nun auf zum Hause des Doktors!« rief sie
mit erzwungener Munterkeit. »Es steht am Ende der Straße. Wir müssen es
beobachten, genau wie in einem Verbrecherfilm.«
    Ruths Lachen klang etwas
gepreßt. »Das wird gar nicht so einfach sein. Soviel ich weiß, mieten die
Detektive immer ein Zimmer auf der gegenüberliegenden Straßenseite und benützen
Feldstecher und so weiter. Und ich sehe hier weit und breit kein leeres Haus.«
    »Woher willst du überhaupt
wissen, daß er nicht gerade zu einem Verkehrsunfall gerufen worden ist?« fragte
ich unbehaglich. »An den Wochenenden passiert doch immer irgend
etwas .«
    »Das ist leicht festgestellt«,
tat Larry meinen Einwand ab. »Meine Stimme erkennt er sicher sofort, darum mußt
du diese Aufgabe übernehmen, Susan. Geh hinüber in die Telefonzelle und rufe
bei ihm an. Wenn seine Frau an den Apparat kommt, fragst du, ob er zu Hause
ist.«
    »Zufällig ist er gar nicht
verheiratet«, gab ich eisig zurück.
    »Das hätte ich mir denken
können. Welche Frau würde so einen Kerl auch heiraten? Schön, aber dann hat er
sicher eine Haushälterin, und die fragst du, ob er da ist oder wann er
zurückkommt.«
    »Und wenn er selbst am Apparat
ist?« fragte ich, während ich schon ganz automatisch aus dem Wagen kletterte.
    »Besitzt du denn keinen Funken
Verstand? Sobald du seine Stimme hörst, hängst du einfach auf. Rede jetzt nicht
erst lange, sondern gehe los. Um so eher wissen wir,
woran wir sind.«
    Ich fand es gemein von Larry,
mir diese Rolle zu übertragen, denn schließlich konnte man meine Stimme genauso
gut erkennen wie ihre. Aber das Glück war auf meiner Seite. Es war nur die
Haushälterin, die meinen Anruf beantwortete und mir ziemlich barsch erklärte,
der Doktor sei nicht zu Hause, würde jedoch bald zurückerwartet. »Aber heute
ist Sonntag, da ist er nur für dringende Fälle zu sprechen«, fügte sie ungnädig
hinzu.
    Ich dankte für die Auskunft und
verkniff mir die Bemerkung, daß unser Fall bestimmt ein sehr dringender sein würde.
Dann ging ich zum Wagen zurück

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