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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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frei Haus liefern.«
    »Die Idee ist gut, aber schwer durchführbar.«
    »Durchaus nicht, wenn man nur die nötigen Nerven hat. Und ich möchte behaupten, daß Sie bessere Nerven haben als Susan und ich zusammen genommen«, erwiderte Larry ruhig.
    Ich wurde unruhig. Schließlich waren Larrys Nerven mindestens ebensogut wie die von Ruth, wobei man aber nicht unberücksichtigt lassen durfte, daß meine ideenreiche Freundin nicht nur kaltblütig, sondern auch gewissenlos zu handeln imstande war. »Nun sei doch vernünftig, Larry, beschwor ich sie. »Man kann doch keine Blinddarmattacke auf Bestellung liefern.«
    »Warum nicht? Du hast doch eben gehört, sie braucht nur Muscheln zu essen. Also holen wir uns unten an der Bucht Muscheln, kochen sie, und Ruth ißt sie auf. Nur gerade soviel, daß es für einen Anfall langt. Wie lange dauert es eigentlich immer, bis die Wirkung eintritt, Ruth? Das letzte Mal hatten wir dieses Unglücksessen gegen eins, und richtig schlecht geworden ist es Ihnen gegen acht. Sagen wir also sechs Stunden, dann kann nichts schiefgehen. Wir haben also genügend Zeit.«
    »Zeit — wofür?« verlangte ich zu wissen. »Damit wir sie erst richtig krank machen und den Doktor anrufen, um zu erfahren, daß er gerade wer weiß wo steckt.«
    »Ein klein wenig Verstand dürftest du mir schon Zutrauen, meine Liebe. Wir bleiben zunächst eine Weile am Strand, dann fahren wir in die Stadt und parken in der Nähe von Doktor Norths Wohnung. Dort brauchen wir nur zu warten.«
    Das klang schrecklich kaltschnäuzig, aber Ruth war sofort Feuer und Flamme. »Die Idee ist großartig, aber der Doktor würde wütend werden, wenn er dahinterkäme, daß ich die Diät nicht eingehalten habe. Aber wie sollte er das schließlich herausbekommen? Ich würde alles darum geben, endlich wieder auf die Beine zu kommen. Vorhin ist es mir direkt schwergefallen, Christopher festzuhalten — früher hätte mir das überhaupt nichts ausgemacht. Ich habe es restlos satt.«
    Es war hoffnungslos. Ich gab mir redliche Mühe, den beiden diesen fürchterlichen Plan auszureden, aber es gelang mir nicht. Mir erschien ein solches Experiment reichlich gewagt. Vor allem bedrückte es mich, daß wir die Geschichte für uns behalten mußten. Ich sah ein, daß weder der Doktor noch Miss Adams davon erfahren durften — aber wie sollte ich mit meinem Gewissen ins reine kommen? »Am besten machen wir es gleich morgen«, verlangte Ruth energisch. »Jetzt ist der Plan noch frisch, ich möchte das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen, solange ich noch einigermaßen bei Kräften bin. Könnten wir die Kinder irgendwo lassen und gleich am Vormittag losziehen? Dann würde es auch mit den Gezeiten klappen, so daß wir gegen Mittag die Muscheln hätten.«
    »Natürlich läßt sich das machen«, stimmte Larry sofort zu. »Je eher, um so besser, möchte ich sogar sagen.« Das war wieder typisch Larry.
    »Aber wir müssen dann noch in Tiri vorbeifahren«, überlegte Ruth, »damit ich mir Nachthemden und Bücher und was man sonst im Krankenhaus braucht, mitnehmen kann. Sie werden inzwischen Miss Adams ablenken, damit sie keinen Verdacht schöpft. Wirklich, Larry, ein wundervoller Gedanke, daß ich vielleicht in zwei Tagen alles überstanden habe.«
    Ich konnte absolut nichts Wundervolles daran entdecken. Zu Hause verbrachte ich eine unruhige Nacht, hin- und hergerissen zwischen meiner Furcht um Ruth und meinem Wunsch, mich Paul anzuvertrauen. Die Folge war, daß ich am anderen Morgen einen so deprimierten Eindruck machte, daß Paul ohne Murren einwilligte, Christopher für diesen Sonntag zu übernehmen. »Jetzt im Winter ein Picknick?« fragte er nur erstaunt. »Wirklich, ihr Mädchen kommt doch auf die verrücktesten Ideen.«
    Der Tag war wunderschön, aber das Picknick wurde zum melancholischsten, an dem ich jemals teilgenommen habe. Normalerweise finden es Larry und ich sehr vergnüglich, allein — ohne die ewig brummenden und ungeschickt mit den Tellern balancierenden Ehemänner — draußen im Freien eine Mahlzeit einzunehmen, aber diesmal sprachen wir kaum und aßen noch weniger. Wir sammelten Muscheln und achteten darauf, daß Ruth eine anständige Portion verzehrte. Wir schauten ihr dabei zu, wie man einem guten Freund zuschaut, der einen Giftbecher leert. Anschließend legten wir uns in die Sonne und gaben vor, zu schlafen. Aber fortwährend warfen wir verstohlene Blicke auf das Opfer des vorangegangenen Mahles. Schließlich stand Ruth

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