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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Natürlich stimmte es, was er sagte. Wenn wir einen guten Schäfer hätten, Hilfskräfte im Haus, einen erstklassigen Wagen und einen Haufen Geld dazu, könnten wir uns gewiß ein angenehmes Leben machen. Aber wir hatten nichts von alledem, und wir wünschten es uns auch nicht. Bei uns wurde Winterschlaf gehalten, wie Dawn es so trefflich ausgedrückt hatte.
    Wir hatten dieses Leben großartig gefunden, bis Dawn auftauchte und sich mit ihrer ewigen Nörgelei als störendes Element erwies. Für Paul und mich hatte es nichts Schöneres gegeben, als die langen Winterabende ganz für uns allein zu haben, vor dem Kaminfeuer zu sitzen, zu lesen oder ein Gespräch zu führen. Aber jetzt waren wir nur selten allein, und die Abende vor dem Kamin hatten darum ziemlich an Reiz verloren.
    Natürlich nahmen wir es Dawn nicht übel, daß sie unserem Landleben keinen Geschmack abgewinnen konnte. Schließlich war sie ein typischer Stadtmensch. Es mußte sie hart ankommen, für ganze neun Monate bei einer älteren Schwester hocken zu müssen, die wenig Geld, statt dessen aber ein ungezogenes kleines Kind hatte. Es gab ja Zeiten, wo dieses Leben sogar der älteren Schwester nicht leichtfiel.
    Und dabei hatte Dawn in gewisser Hinsicht noch Glück: Zunächst einmal begann der Winter in diesem Jahr sehr spät, erst im Juni, allerdings machte er diese Verspätung dann durch große Strenge wieder wett. Außerdem gab es drei junge Männer, die alle drei den Ehrgeiz besaßen, Dawn zu zerstreuen. Wenn sie Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft verspürte, konnte sie jederzeit zu Anne hinüberfahren. Ich selbst zählte ja nicht, ich war ein langweiliges Geschöpf. Anne stammte aus reichem Hause, war in England erzogen worden und kannte das große Leben. Larry war auch noch da, die zwar keinen der eben genannten Vorzüge besaß, der aber wirklich niemand nachsagen konnte, langweilig zu sein.
    Jim und Norman erschienen ebenso häufig wie David, trotzdem hatte es fast den Anschein, als ob David im Begriff stand, seine beiden Rivalen endgültig auszustechen — wenn hier überhaupt von Rivalität die Rede sein konnte. Sein Verhältnis zu Dawn war ernster geworden, obwohl Larry es energisch bestritt.
    »Schließlich muß das Mädchen ja irgendwie die Zeit totschlagen, Susan. Gewiß, dieser ständige Männerflor im Haus mag für dich etwas anstrengend sein, aber du mußt nicht eine so übertriebene Verantwortung zeigen.«
    »Ich bin Mutter gegenüber verantwortlich. Im übrigen kannst du sagen was du willst, seit Gregorys Besuch habe ich den Eindruck, daß Dawn David heiraten würde, selbst wenn er keinen roten Heller besäße.«
    »Nicht bei seinen zehntausend Pfund im Jahr, und erst recht nicht, wenn er keinen Heller besäße«, widersprach Larry. »Aber selbst wenn du recht haben solltest, was hättest du gegen eine solche Heirat einzuwenden? Wenn Dawn bei uns seßhaft würde, was ich mir übrigens absolut nicht vorstellen kann, gäbe es wenigstens keine Langeweile mehr bei uns. Auch nicht für David, den armen Teufel.«
    »So eine aufregende Nummer ist Dawn auch wieder nicht.«
    »Wirklich nicht? Ich denke, wir sollten froh sein, daß in diesem Winter jemand für Abwechslung sorgt. Wen hätten wir denn sonst? Die deprimierte Anne etwa mit ihren zwei Männern, die um sie kämpfen wie zwei Hunde um einen kleinen Knochen? Oder Ruth mit ihrem Appendix, die Tantchen soviel Kummer bereitet? Dazu ein Wetter wie drüben an der wilden Westküste! Nein, Dawn ist wirklich der einzige Lichtblick.«
    »Schön, wie du willst. Aber ich sehe nicht ein, daß sie eine unpassende Ehe eingehen soll, nur, um dir im Winter Abwechslung bieten zu können. Daß sie sich das Herz bricht, befürchte ich weniger, denn inzwischen bin ich ganz sicher, daß sie gar keins hat.«
    »Oh, Susan, sie ist erst zwanzig. Mit zwanzig würde man eher sterben, als zugeben, daß man ein Herz hat.«
    Larrys Worte klangen so ernst, daß ich erstaunt aufblickte. Sollte sie Dawn besser verstehen als ich? Vielleicht hatte sie recht.
    »Wenn Ruth nur ihren verflixten Appendix loswürde«, fuhr Larry tiefsinnig fort. »Vielleicht wärst du dann aus allen Sorgen raus. David begann sich gerade für sie zu interessieren, als dieses Malheur dazwischenkam. Jetzt sieht sie blaß und mitgenommen aus, und das findet natürlich kein Mann reizvoll.«
    »Aber wie sollte sie ihn denn loswerden? Eine Privatklinik kann sie sich nicht leisten, und ins Krankenhaus kommt sie erst, wenn sie an der Reihe

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