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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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fragte ich zaghaft, aber er schüttelte ablehnend den Kopf.
    »Nicht nötig. Der Rücksitz ist breit, da können wir sie bequem hinlegen. Sie werden ohnehin spät nach Hause kommen bei diesen Straßen und mit Ihrem alten Wagen.«
    Ich widersprach nicht, ich war froh, nur den Zuschauer spielen zu dürfen. Aber Davids plötzliche Verwandlung setzte mich doch in Erstaunen. Bislang hatte ich ihn in die gleiche Kategorie eingereiht wie Dawn, und nun plötzlich entpuppte er sich als energischer und verantwortungsfreudiger Mann.
    Das Beruhigungsmittel hatte inzwischen gewirkt. Als wir Ruth in eine Decke wickelten und auf den Rücksitz betteten, öffnete sie die Augen und lächelte mir verstohlen zu. Sie faßte meine Hand und flüsterte mir ins Ohr: »Sagen Sie Larry, der Plan war goldrichtig. Wenn wir uns wiedersehen, bin ich ein neuer Mensch.« Davids großer Wagen glitt davon und mich fröstelte plötzlich, aber wohl weniger vor Kälte als vielmehr infolge meines überreizten Nervensystems.
    »Wollen Sie nicht noch eine Tasse Tee trinken, bevor Sie sich auf den weiten Weg machen?« fragte Dr. North überaus freundlich. »Nein...? Aber dann bringe ich Sie wenigstens noch zu Ihrem Wagen.«
    Das fehlte gerade noch! Ich beteuerte heftig, es mache mir nicht das geringste aus, allein zu meinem Wagen zu gehen, schließlich sei mit mir ja alles in Ordnung. Aber er packte mich sanft am Arm. »Das muß ja ein tüchtiger Schreck für Sie gewesen sein«, sagte er mitfühlend. »Schließlich war es bestimmt nicht einfach für Sie, ganz allein Miss Wayne hierherzufahren.«
    Ich erwiderte nichts. Er würde ja gleich selbst feststellen können, daß ich nicht allein gefahren war, und wenn ihm bei Larrys Anblick die Idee kommen sollte, daß etwas an der Sache faul war, so konnte ich nichts daran ändern. Das mußten Larry und er unter sich ausmachen.
    Aber als wir zum Wagen kamen, war nicht die Spur von ihr zu entdecken. Ich blinzelte verdutzt. Eben noch, als wir die Straße überquerten, hatte ich deutlich gesehen, daß sich etwas im Wagen bewegte. Aber der Platz hinter dem Steuer war leer — und dann sah ich plötzlich hinten im Wagen ein unförmiges Bündel, über das eine Wolldecke gezogen war. Der Doktor wollte zuvorkommend die Deckenbeleuchtung anknipsen, aber ich fiel ihm rasch in den Arm. »Sie ist kaputt«, behauptete ich. »Vielen Dank, Doktor, ich werde jetzt so schnell wie möglich nach Hause fahren.«
    »Na, aber nur nicht zu schnell«, erwiderte er mahnend. »Also dann gute Nacht... Aber Moment mal, Sie zittern ja!« Allerdings, aber nicht vor Kälte. »Haben Sie nicht irgendwo eine Decke?« fragte er und starrte angestrengt in das Wageninnere. Seine Hand tastete knapp über Larrys Kopf hinweg.
    »Vielen Dank... wunderbar warm... gute Nacht«, stotterte ich und war unhöflich genug, Gas zu geben und loszubrausen.
    Hinter der nächsten Straßenecke hielt ich an. Die Decke wurde zur Seite geschoben, und Larry kletterte nach vorn. Wir lachten ziemlich bedrückt. »Ruth dürfte ja nun in Sicherheit sein«, murmelte Larry. »David erschien mir wirklich wie vom Himmel geschickt... Oh, Susan, ich wäre fast gestorben, als dein Freund die Decke wegziehen wollte.«
    »Die beiden werden jetzt jeden Augenblick im Krankenhaus sein«, sagte ich nach einer Weile. »Ich glaube, um Ruth brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Nein, David wird sich schon um sie kümmern. Findest du es nicht seltsam, daß uns der Zufall so zur Hilfe gekommen ist? Vielleicht, Susan, ist das sogar der Beginn einer Romanze.«
     
     

13
     
    Ruths Operation verlief sehr erfolgreich, aber diese Appendizitis zeigte insofern nachteilige Folgen, als Larry sich nicht nur über das Ergebnis ihres Eingreifens befriedigt zeigte, sondern geradezu überheblich wurde. Die Patientin erholte sich prächtig, und ich fand Zeit, sie während ihres zehntägigen Krankenhausaufenthaltes zu besuchen. Larry fuhr bereits zwei Tage nach der Operation hin, wurde aber wieder hinausgeworfen, weil sie Ruth so sehr zum Lachen gebracht hatte, daß man befürchtete, die Operationsnaht könne aufplatzen. Bei ihrem nächsten Besuch vier Tage später hatte sie dann mehr Glück.
    »Und stell dir vor, wer plötzlich hereinkommt... David! Als er mich sah, errötete er wie ein Jüngling. Er kam mit einem riesigen Strauß rosaroter Kamelien anmarschiert. Er schien ihr zweimal wöchentlich Blumen geschickt zu haben, denn sie bedankte sich bei ihm, obwohl er krampfhaft versuchte, sie zum

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