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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
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Du weißt, wie ich das meine.
    –  Wawa, jetzt hör einmal gut zu, was dir deine Stimme aus dem Volk sagt: Wenn in Österreich ein Kind zur Schule geht, gehen auch seine Eltern wieder zur Schule. Und viel schlimmer, als wenn ein Kind die Schule schwänzt, ist es, wenn seine Eltern die Schule schwänzen. Womit, glaubst du, verbringe ich seit nunmehr drei Jahren meine freie Zeit? Was glaubst du, tu ich jeden Tag, bevor ich ins Büro gehe und nachdem ich vom Büro wieder nach Hause gekommen bin? Falls du es noch nicht bemerkt hast: Ich gehe in die Schule!
    –  Okay. Und in diesem Schuljahr bin ich es, der in die Schule geht, nicht du!
    − LEG SOFORT MEIN HANDY WIEDER ZURÜCK!
    − REG DICH AB, ICH SCHAU NUR, WELCHE APPS DU HAST.
    − DAS BRAUCHST DU NICHT SCHAUEN.
ICH BORG DIR MEIN HANDY SOWIESO NICHT!
MAMI, LUKAS HAT MIR DAS HANDY WEGGENOMMEN!
    –  Warte Laura, ich komme gleich!
Okay, Walter, ich mische mich nicht mehr ein. Aber dann erledige du bitte deinen Job!
Laura, Schätzelchen, ich komme! Wir sprechen jetzt mit deinem Bruder und gönnen deinem Vater noch ein halbes Stündchen mit Marie-Claire Zimmermann, bevor er sich mit Lukas an den Ersten Weltkrieg macht.



6
C:\Users\Walter\Dokumente\LukasSchule\TagebuchadMitteilungsheft
Sonntag, 17. 10.
    Das hätte Bine so gepasst, dass ich mich an einem Freitagabend noch an den Ersten Weltkrieg mache! „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen – außer du arbeitest gern doppelt so viel wie die anderen.“ Mit diesem Motto bin ich bisher ganz gut gefahren. Und da Morgenstund bekanntlich Gold im Mund hat, habe ich mich auch nicht am Vollkornbrot verschluckt, als ich heute beim Frühstück von meinem Herrn Sohn wissen wollte, wie ein Test, der in der 3. Stunde gegeben wird, bereits in der 5. Stunde desselben Tages zurückgegeben werden kann. Einfache Erklärung: Die Frau Professorin verbessert ihn offenbar in einer ihrer Unterrichtsstunden, während der Teamteacher oder I-Lehrer oder wer auch immer den Unterricht hält. Das nenne ich bedingungslosen Einsatz: zwei Lehrer werden für dieselbe Unterrichtsstunde bezahlt, einer arbeitet und der zweite macht daneben das, was er eigentlich am Nachmittag machen sollte. Werde ich mich nächsten Donnerstag beim Direktor beschweren? Das werde ich nicht! Denn mit Steinen wirfst du nur, wenn du nicht im Glashaus sitzt. Und mit Lukas sitzt du im Glashaus.
    Neben Brot, Butter halbfett, Schinken fettarm noch auf dem Tisch – die Geschichte-Mappe.
    „Welche Staaten kämpften im Ersten Weltkrieg gegeneinander?“
    Lukas: „Österreich gegen Ungarn“. Das mochte noch unter „dumm verwechselt“ durchgehen. Aber drei Fragen später: „Nenne eine ethnische Minderheit in Österreich, deren Existenz auf die Zeit des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn zurückzuführen ist und gib an, wo sie heute noch zu finden ist!“ Lukas Antwort: „Türken. Ottakringer Straße“. Und weiter in der Tonart: „Wie hieß im Ersten Weltkrieg der Staatenbund, der den Mittelmächten gegenüberstand?“ Zugegeben, phonetisch ist „Entente“ nicht leicht zu packen, aber Lukas kurz und knapp: „Anton“. Hier hat die Frau Professorin sogar einen Kommentar dazugeschrieben. „aus Tirol?“
    Mein persönliches Highlight, nicht nur wegen der zu einem Drittel richtigen Antwort:
    „Eine andere folgenschwere Niederlage Österreichs rund ein halbes Jahrhundert vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat mittelbar zur Gründung einer humanitären Weltorganisation geführt.
    a) Das war die Schlacht bei                                                o
    b) Es ist das                                                z
    c) Ihr Gründer hieß                                                t“
    Sohnemann: a) Alamo b) das Rote Kreuz c) Dupont.
    Historiker wird Lukas also eines Tages auch nicht werden. Manager schon eher. Später am Vormittag dann Gespräch unter Männern, die Frauen beim Putzen des Aquariums.
    –  Wieso hast du eigentlich nichts gelernt? Ich meine: Nichts! Ehrlich jetzt.
    –  Ehrlich? Weil ich die Antworten im Handy abgespeichert hab. Das machen alle so. Aber dann hat mir ja der …, die … dann ist mir ja das Handy weggenommen worden.
    –  Ihr lernt ALLE nichts? Niko auch nicht?
    –  Die Zemann liest nur aus dem Buch vor und lässt uns im Buch unterstreichen. Und einmal ist

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