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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niki Glattauer
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Konfrontationskurs. Sogar jetzt noch:
    –  Und dass du dir morgen von der ja nichts gefallen lässt.
    –  Du meinst, ich soll zuerst zuschlagen.
    –  Sehr witzig.
    –  Dann weiß ich nicht, was du meinst.
    –  Okay, du weißt nicht, was ich meine, aber du weißt, dass es die Söllner auf Lukas abgesehen hat, das war von Anfang an so, und …
    –  Am Anfang hast du von ihr geschwärmt, wenn ich mich richtig erinnere. Endlich eine, die sich auskennt. Endlich eine, die sagt, was Sache ist, endlich eine, die mit einem redet wie mit einer Erwachsenen.
    –  Nur im Vergleich zu dieser Volksschultussi. Da hast du immer das Gefühl gehabt, die hält dich für die achtjährige Schwester ihrer siebenjährigen Schülerin. Lernen die eigentlich dieses Piepsen in eigenen Kursen? Gehört das zur Ausbildung: Rechnen, Lesen, Piepsen?
    –  Lenk jetzt nicht ab. Du weißt genau, dass das schlechte Verhältnis zwischen euch beiden schon auch ein bisschen an euch beiden liegt. Und …
    –  Was h…
    –  … und ganz entscheidend natürlich an Lukas.
    –  An Lukas liegt das leider auch nicht, jedenfalls nicht prim…
    –  Wie schaut diese Söllner eigentlich aus?
    –  Wie sie ausschaut? Du hast sie doch schon gesehen. Erinnere dich an das Schulabschlussfest letztes Jahr. Das war die, die …
    –  Bine! Da habe ich auf Lauras Abschlussfest Würstel ausgeteilt. Geregnet hat es und ich habe Würstel ausgeteilt. Und ich habe einen ganzen Nachmittag lang nur drei verschiedene Worte gesprochen: Senf. Oder. Ketchup.
    –  ---
    –  Du weißt echt nicht, wie die Söllner ausschaut?
    –  Meine Güte, wie soll sie schon ausschauen. Normal schaut sie aus. Wie eine normale Frau eben ausschaut.
    –  Normal wie Angela Merkel oder normal wie Angelina Jolie?
    –  Normal wie eine Lehrerin halt. Kurze Haare, Brille, Halstuch, Abverkauf.
    Das ist leider eine von Bines schlechteren Eigenschaften – sie ist stutenbissig. Wenn sie heute Abend kommt, werde ich ihr Bild von Frau Söllner wohl oder übel ein wenig korrigieren müssen. „Bine“, werde ich sage, „ich habe den Eindruck, es geht dieser Lehrerin wirklich um Lukas. Lukas ist das, was man einen schlechten Schüler nennt, schlecht im Sinn von schlecht beim Lernen, schlecht beim Hausaufgabenmachen und schlecht in den Noten . Und er benimmt sich schlecht, präziser: wenn er einmal psychisch anwesend genug ist, um sich schlecht benehmen zu können. Dann provoziert er für ein paar Lacher aus den billigen Reihen seine Lehrerinnen und macht den Klassenclown, siehe Handyverbot. Außerdem ist er unorganisiert, eine Eigenschaft, die er von mir jedenfalls nicht hat. Sein Spind ist ein Saustall. Sein Bankfach ist ein Saustall. Auf seinem Pult sieht es aus wie in einem Saustall. Ich habe es, Bine“, werde ich sagen, „mit eigenen Augen gesehen.“
    Nachdem ich mich mit der gefürchteten Frau Professor Söllner auf Anhieb verstanden hatte:
    –  Zucker? Milch?
    –  Nein, schwarz. Und ohne Zucker, bitte.
Die 3A hat jetzt Turnen. Wenn Sie möchten, kann ich Sie anschließend kurz noch zu seinem Arbeitsplatz führen, damit Sie sich selber ein Bild machen können. Ich muss dann leider zurück. Ich habe heute noch zwei …
    –  Mütter, ich weiß.
    Drittes Lächeln.
    –  Das habe ich natürlich nicht so gemeint. Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht beleidigt.
    –  Ich bitte Sie.
Aber apropos Turnen. Eine ehrliche Frage, also Ant…, also Sache, sozusagen von Frau zu Frau jetzt …
    An dieser Stelle habe ich herzlich aufgelacht, sie hat mich über den Rand ihrer Brille hin still angelächelt.
    –  Ist Lukas körperlich … ich meine, ist er sportlich denn wirklich in so guter Verfassung, dass er tatsächlich als Quaterback … oder einen Homerun …
    Keine Reaktion.
    –  Ich spiele da auf Ihre Eintragung im Mitteilungsheft an. Die Sache mit dem Nasenpierc…
    –  Ah, jetzt verstehe ich Sie! Hat sich die Kollegin Sibera schon bei Ihnen gemeldet? Weil … weil …
    –  Weil?
    –  Weil da gibt es ein Missverständnis. Lukas ist nicht für die, wie soll ich sagen …, Kampfmannschaft vorgesehen. Dafür bringt er, da gebe ich Ihnen Recht, körperlich nicht die nötigen Voraussetzungen mit. Er soll nicht als Spieler an dem Turnier teilnehmen.
    –  Sondern?
    –  Sondern als Cheerleader.
    Kein Lachen von keiner Seite.
    –  Er ist natürlich nicht der einzige. Wir haben in der 3A nicht genug Mädchen. Und da hat sich Frau Professor Sibera gedacht, man könnte ein

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