Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Herr Sohn?
– Seit zwei Tagen.
– Seit vier Tagen.
– Drei mit heute, und drei ist echt keine ganze Woche.
– Wieso ist das in seinem Mitteilungsheft gestanden, wenn er sein Handy bei einem Freund vergessen hat? Und bei welchem Freund überhaupt? Lukas hat gar keinen Freund.
– Laura, frag nicht so viel. Und du, Lukas, hör auf, dich herauszureden, okay? Wir zwei wissen, was Sache ist. Und dein Vater weiß es inzwischen hoffentlich auch.
Wann genau und wofür genau soll dir Laura ihr Handy borgen?
– Ich borg es ihm eh nicht. Er verliert es bestimmt wieder.
– Ich hab noch nie ein Handy verloren! Und ich hab’s auch nicht vergessen, fuck! Der Weiser hat’s mir weggenommen.
– Lukas! Sag nicht fuck!
– Warum soll er nicht fuck sagen? Besser, liebe Bine, er sagt fuck, als er nennt Bananen schwul und seine Schwester blöd.
– Der Weiser? Sein Direktor? Sein Direktor hat es ihm weggenommen?
– Bitte! Sie muss mir ihr Handy borgen, nur morgen. Wie soll ich sonst meine Freunde treffen? Wir wollten morgen Nachmittag ins K…
– Seit wann darf Lukas sein Handy in die Schule mitnehmen? Ich …
– Kino? Nicht einmal denken, mein Lieber! Es sei denn, ihr hättet vor, vorher und nachher gemeinsam Geschichte zu lernen, aber das habt ihr nicht vor, wozu auch? Der einzige mit einem Fünfer auf den Test bist du, stimmt’s?
Was hat denn zum Beispiel Niko?
– Ich weiß nicht, was Niko hat, vielleicht hat er keinen Fünfer. Was hat das mit m…
– Einen Einser hat Niko, ich hab vorhin mit seiner Mutter telefoniert, 39 von 40 Punkten.
– Er hatte die leichtere Gruppe.
– Du hast mit Nikos Mutter telefoniert, Bine? Wieso hast du mit Nikos Mutter telefoniert?
– Ich sag ja, ich hab irrtümlich das Falsche gelernt.
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– Imperialismus und Nationalismus, Sarajewo, Erster Weltkrieg, Rotes Kreuz, Erste Republik. Steht alles in deiner Mappe! Wie kann man da das Falsche lernen?
– Wenn Lukas jetzt sein Handy in die Schule mitnehmen darf, dann will ich auch mein Handy in die Schule mitnehmen.
– Laura, Schätzelchen, Lukas durfte sein Handy nicht in die Schule mitnehmen. Darum hat man es ihm auch weggenommen, und jetzt hat Lukas gar keines mehr, bis es Papi holt. Und geht jetzt bitte in eure Zimmer, wir haben noch etwas zu besprechen!
– OIDA!
– OIDA!
– Du … Schatz … kannst du das mit dem Handy nicht am Montag auf dem Weg ins Büro erledigen? Immerhin hast du das Auto. Und ich müsste noch einen ganz wichtigen Dialog fertigsch…
Wenn Blicke töten könnten. Ich hab diesen Satz ja immer für Schwachsinn gehalten. Bis vorhin.
– Das Auto? Ich glaub, ich höre nicht recht! Das Auto ist mein Auto, weil du dein Auto nämlich seit Monaten nicht in die Werkstatt bringst, und außerdem haben wir vereinbart, dass Lukas’ Schule heuer deine Sache ist, richtig?
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– Dann misch dich auch nicht andauernd ein.
– Wieso misch ich mich ein?
– Das frag ich dich: Wieso mischt du dich ein? Du rufst Nikos Mutter an, du kontrollierst seine Hefte. Warum rufst du überhaupt Nikos Mutter an? Ich denke, ich soll mich um Lukas kümmern.
– Das heißt nicht, dass ich nicht die Mutter seines besten Freundes anrufen kann, oder?
– Doch, heißt es.
Also nicht, ohne mir etwas zu sagen.
Ich meine, wir kennen die Frau gar nicht.
– Doch, ich kenne sie seit vor dem Sommer. Barbara heißt sie. Wir sind per Du.
Und Niko ist ein Einser-Schüler. Der spielt sich. Siehe Geschichte.
– Jedenfalls versteh ich nicht, warum du jetzt plötzlich wieder das Heft in die Hand nimmst.
– Weil du es offensichtlich nicht tust, sonst hättest du gewusst, was in Geschichte kommt.
– Und wie soll ich wissen, was bei Lukas zum Geschichtetest kommt, wenn er mir weder sein Mitteilungsheft noch sein Geschichteheft zeigt?
– Mappe. In Geschichte haben sie eine Mappe. Und wenn du darauf wartest, dass er dir eine Mappe oder ein Heft von sich aus zeigt, kannst du lange warten.
– Dann zeigt er mir seine Mappen und Hefte eben nicht! Es sind seine Mappen und Hefte! Ich will, zum Kuckuck, gar nicht wissen, was er in Geschichte oder sonstwo auf hat. Zeigst du mir etwa deine Zeichnungen? Oder Baupläne? Zeige ich dir etwa meine Dialo… gut, das ist etwas anderes, da brauch ich eine Meinung aus dem Volk … aber du weißt, was ich damit sagen will. Er ist es, der zur Schule geht, nicht ich.
– Aus dem Volk?
–
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